Chinas langer Arm Rohstoffpreise purzeln
19.10.2010, 17:30 UhrUm die Wirtschaft nicht zu überhitzen, erhöht China seinen Leitzins. Das wirkt sich unmittelbar auch auf den weltweiten Rohstoffmärkten aus. Die Preise für Industrie- und Edelmetalle sowie Öl fallen.
Eine überraschende Zinserhöhung in China hat die Rohstoffpreise gedrückt. Um ein Überhitzen der boomenden Wirtschaft zu vermeiden, hob China den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte an. Investoren spekulierten daraufhin auf einen schwindenden Rohstoffhunger des Landes. "China möchte vermeiden, dass es eine stärkere Inflation gibt, aber der Effekt ist, dass wohl weniger Geld zum Investieren bleibt", erläuterte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann.
Für Investoren in China werden Kredite nun teurer. Zudem könnten Rohstoffproduzenten in dem Land möglicherweise weniger Geld in den Kauf von Materialien stecken. "Das wird negativ für das chinesische Wachstum gesehen und das ist was die Weltwirtschaft derzeit antreibt", kommmentierte Analyst VTB Capital Andrey Kryuchenkov die Zinserhöhung.
Industriemetalle billiger
Vor allem bei den Industriemetallen, bei denen China weltweit größter Abnehmer ist, gingen die Preise nach unten. Zusätzlich belastete ein stärkerer Dollar. Kupfer fiel auf 8275 Dollar je Tonne nach 8443 Dollar am Montagabend.
Auch am Goldpreis ging die geldpolitische Entscheidung der chinesischen Notenbank nicht spurlos vorüber. Die Feinunze Gold kostete zum Londoner Nachmittag-Fixing nur noch 1339,00 Dollar, am Vormittag wurde sie dort noch mit 1367,75 Dollar festgestellt.
Ölpreise fallen
In Erwartung steigender US-Ölvorräte schwächte sich der Ölpreis ab. Ein Fass der US-Leichtölsorte WTI verbilligte sich um 2,5 Prozent auf 81 Dollar, während der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent um 2,3 Prozent auf 82,41 Dollar nachgab. Laut einer Reuters-Umfrage rechnen die Analysten im Schnitt wegen höherer Importe mit einem Anstieg in der vergangenen Woche um 1,6 Millionen Barrel.
Keine Beachtung fand am Markt die Nachricht, dass wegen der Streiks in Frankreich gegen die Rentenreform französische Raffinerien lahmgelegt sind. Dabei zapft das Land wegen der Benzinknappheit bereits seine strategischen Reserven an. Eigentlich bestehe aber keine Angebotsknappheit, erläuterte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. "Das Rohöl lagert vielmehr in den vollbetankten Schiffen vor den französischen Häfen und wartet lediglich auf seine Entladung nach Beendigung des Streiks", betonte er. "Mit jedem Tag, den der Streik länger dauert, nimmt das Angebot an Rohöl sogar weiter zu,
Quelle: ntv.de, rts