Saudis wollen billigeres Öl Rohstoffpreise sinken
20.03.2012, 10:00 Uhr
Das Fass Nordseeöl kostet immer noch 125 US-Dollar.
(Foto: dpa)
Eine Konsolidierungswelle schwappt über die Rohstoffmärkte. Die Notierungen von Kupfer, Gold, Silber und vor allem Öl geben nach. Bei Brent und WTI gibt es einen eindeutigen Grund dafür - und der liegt in Saudi-Arabien.
Das weltweit wichtigste Ölförderland Saudi-Arabien will mit einer Ausweitung seiner Fördermenge den Höhenflug der Ölpreise stoppen und einen Preisrückgang einleiten. Hierfür sollen künftig die Ölexporte in die USA ausgebaut und zuletzt stillgelegte Ölfelder reaktiviert werden, berichtet die "Financial Times" und bezieht sich auf eine Mitteilung der saudischen Regierung vom Vortag. Das Königreich wolle die Ölpreise wieder auf "ein faires Niveau" zurückführen, zitiert die Zeitung aus einem Kabinettsbeschluss.
Als Zielmarke gab die saudische Regierung laut dem Pressebericht einen Ölpreis bei etwa 100 Dollar je Barrel (159 Liter) an. Aktuell steht der Preis für Nordsee-Öl der Sorte Brent am Dienstag bei mehr als 125 Dollar (68 Cent weniger als am Montag). US-Rohöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) kostet je Fass mehr als 107 Dollar (62 Cent weniger als am Montag). "Hohe Ölpreise (...) können zu negativen Effekten für die Weltwirtschaft führen", zitiert die Zeitung weiter aus dem Kabinettsbeschluss. Die "Financial Times" beruft sich bei den Aussagen auf die offizielle saudi-arabische Nachrichtenagentur.
Nach Einschätzung der Commerzbank sind die saudi-arabischen Öllieferungen in die USA bereits in den vergangenen Wochen massiv gestiegen. Die Rohstoffexperten der Commerzbank beziehen sich auf Daten der US-Energiebehörde EIA. Demnach sind die saudischen Ölexporte in die größte Volkswirtschaft der Welt "in den ersten zehn Wochen des Jahres 2012 um 25 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf 1,5 Millionen Barrel pro Tag gestiegen". Das sei der höchste Stand seit Mitte 2008.
Die Tendenz steigender Ölexporte aus Saudi-Arabien scheine sich im März fortzusetzen, hieß es weiter bei der Commerzbank. Seit Monatsanfang sollen weitere neun Supertanker mit einem Fassungsvermögen von zwei Millionen Barrel mit Ziel US-Golfküste gebucht worden sein.
Seit Beginn des Jahres ist der Preis für Nordsee-Öl der Sorte Brent von 107 Dollar auf zeitweise etwa 127 Dollar Anfang März gestiegen. Der Preis für US-Öl sprang im gleichen Zeitraum von etwa 98 Dollar auf zeitweise mehr als 110 Dollar. Volkswirte äußerten sich zuletzt zunehmend besorgt, dass der rasche Anstieg der Ölpreise zu einer ernsten Bedrohung für die Weltwirtschaft werden könnte.
Silber weiter über 33 Dollar
Der mehrtägige Anstieg des Silber-Preises ging indes am Dienstag zu Ende. Börsianern zufolge machten Investoren Kasse, nachdem das Edelmetall die charttechnisch wichtige Marke von 33 Dollar nicht durchbrechen konnte. Außerdem nutzten einige Silberhütten den jüngsten Preisanstieg und verkauften verstärkt. Eine Feinunze Silber kostete mit 32,30 Dollar zeitweise 2,8 Prozent weniger als am Vortag.
Gold gab ebenfalls nach und notierte 0,4 Prozent schwächer bei 1653,06 Dollar je Feinunze. "Anleger schauen sich nach anderen Investment-Optionen um", sagte Rohstoff-Stratege Jeremy Friesen von der Societe Generale. "Sie sind weniger besorgt um das Wirtschaftswachstum und eher gewillt, auf den Zug der Aktien-Rally aufzuspringen."
Geringe Bestellungen chinesischer Unternehmen drückten Kupfer ins Minus gedrückt. Eine Tonne des wichtigen Industriemetalls verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 8545 Dollar. "Die Nachfrage beginnt, sich von den Tiefständen des Vormonats zu erholen", sagte Analystin Judy Zhu von der Standard Chartered Bank. Allerdings erwarteten die verarbeitenden Unternehmen keine starke Konjunkturerholung in diesem Jahr. Etwa 40 Prozent des weltweiten Kupfer-Bedarfs entfällt auf China.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa