Run auf Vivendi Ruhe in Europa
21.05.2002, 20:20 UhrDie europäischen Blue Chips haben nach einem Ausflug in die Gewinnzone wieder "Bodenhaftung" bekommen. Ihr Plus halten konnte dagegen die Aktie von Vivendi. Grund waren Gerüchte über eine mögliche Konzernaufspaltung.
Der Stoxx 50 ging kaum verändert mit 3.475 Zählern aus dem Handel.
In der vergangenen Woche habe man in Europa eine gute Rallye gesehen, so Achim Matzke von der Commerzbank. Die neuesten Unternehmensergebnisse hätten allerdings nicht das Potential für einen weiteren Aufschwung geliefert sondern nur das Interesse auf Einzel-Aktien gelenkt. Es gebe in Europa zur Zeit zwei bestimmende Faktoren. Zum einen würde die Schwäche des Dollars und die damit verbundene Stärke des Euro die export-abhängigen Titel belasten, zum anderen seien die Probleme im TMT-Sektor noch nicht gelöst.
Ganz oben auf der Gewinnerliste in Europa stand die Aktie von Vivendi, die 3,6 Prozent auf 33,10 Euro zulegen konnte. Die französische Tageszeitung "Libration" hatte berichtet, einige der Aufsichtsratmitglieder des französisch-amerikanischen Konzerns würden vor dem Hintergrund des drastischen Verfalls des Aktienkurses in den vergangenen Wochen über eine Aufspaltung des Konzerns nachdenken. Vivendi vereint unter seinem Dach unter anderem die Geschäftsbereiche Medien, Telekommunikation und Energie.
Im Blickpunkt der Anleger stand die Aktie von KPN. Der niederländische Telekomkonzern hat seinen Vorsteuergewinn im ersten Quartal um 18 Prozent auf 1,059 Milliarden Euro gesteigert und damit die Erwartungen von Analysten übertroffen, die nur mit 963,9 Millionen Euro gerechnet hatten. Netto verzeichnete KPN allerdings einen Verlust von 348 Millionen Euro. Die Aktie verbilligte sich um drei Prozent auf 4,56 Euro.
Zahlen gab es auch von EMI. Das britische Plattenlabel hat im ersten Quartal einen Vorsteuergewinn von 153,3 Millionen Pfund erwirtschaftet und damit die Erwartungen von Analysten getroffen. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum war allerdings noch ein Gewinn von 260 Millionen Pfund angefallen. Für das Gesamtjahr gab sich EMI zuversichtlich, das operative Ergebnis verbessern zu können. Das nutzte aber nicht viel - die Anleger straften das Papier von EMI deutlich ab und die Aktie rutschte um 6,6 Prozent auf 271 Pence.
Die britische Kaufhauskette Marks & Spencer legte ihr Ergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Der operative Gewinn traf mit 629,1 Millionen Pfund die Erwartungen der Analysten fast punktgenau, die mit 630 Millionen Pfund gerechnet hatten. Die Aktie reagierte mit Verlusten und fiel um 3,5 Prozent auf 396 Pence.
Meldungen, wonach der Mobilfunkanbieter Vodafone angeblich Abschreibungen auf Akquisitionen vornehmen möchte, beflügelten die Fantasie der Anleger. Analysten halten es für möglich, dass Vodafone nicht nur Abschreibungen auf kleinere Erwerbungen ankündigt, sondern auch größere Goodwill-Abschreibungen, z.B. auf die vor zwei Jahren übernommene Mannesmann vornimmt. Die Schätzungen reichen von 15 bis 25 Milliarden Pfund. Über die möglichen Auswirkungen dieser Abschreibungen waren sich die Anleger aber offenbar nicht so sicher - die Vodafone-Aktie legte zunächst zu, am Ende ging sie jedoch mit einem Abschlag von 0,7 Prozent bei 111,83 Pence aus dem Handel.
Quelle: ntv.de