Dax-Vorschau Schwer beschäftigt in den Mai
29.04.2013, 06:34 Uhr
Volle Woche mit Feiertag in der Mitte: Am deutschen Aktienmarkt gibt es reichlich zu tun.
(Foto: REUTERS)
Mit einem vollgepackten Terminkalender steuert der deutsche Aktienmarkt einer ereignisreichen Woche entgegen: Rund um den Monatswechsel drängen sich nicht nur die anstehenden Zinssignale aus New York und Frankfurt. Reichlich Bewegung dürfte auch die Zahlen von Schwergewichten wie Deutsche Bank, Lufthansa und Siemens auslösen.
Anleger, die der Börsenweisheit "sell in May and go away" folgen wollen, sollte nach Ansicht von Börsenexperten die Entscheidungen der Notenbanker in Europa und den USA in der ersten Maiwoche abwarten. Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte womöglich mit einer weiteren Zinssenkung die Aktienkurse anfeuern und auch die US-Notenbanker dürften ihre konjunkturstützenden Maßnahmen zur Freude der Wall Street wohl ungebremst fortsetzen.
Mit Blick auf die anstehende EZB-Ratssitzung am kommenden Donnerstag gehen Beobachter davon aus, dass die Hüter des Euro das erste Mal seit Mitte 2012 wieder an der Zinsschraube drehen könnten. Viele Experten erwarten, dass die EZB ihre Leitzinsen wegen der zuletzt schwachen Wirtschaftsdaten um 25 Basispunkte auf 0,5 Prozent senkt.
Das könnte vor allem den großen Unternehmen in Europa helfen, sich günstiger mit Fremdkapital einzudecken und ihre Altschulden besser zu refinanzieren. "Dies ist ein nicht zu unterschätzender Effekt für die Unternehmensgewinne und dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass die Kurse an den europäischen Aktienmärkten trotz zahlreicher negativer Wirtschaftsdaten in den vergangen Tagen so stark angestiegen sind", heißt es im Wochenausblick der Bank M.M. Warburg.
In der Tat gab es am Aktienmarkt in der vergangenen Woche bereits reichlich Vorschusslorbeeren: Zinssenkungsfantasien sorgten auf Wochensicht beim Dax für ein Plus von 4,8 Prozent. Sie können die Aktienmärkte auch zu Wochenanfang nach Ansicht von Marktstratege Bernd Krampen von der NordLB zunächst weiter nach oben treiben.
Die Fed zieht vor der EZB
Eine erste Realitätsprüfung wird der Maifeiertag sein, an dem die Anleger hierzulande pausieren. In den USA stehen dagegen Bewegungen an: Die US-Notenbank Fed verkündet ihren Zinsentscheid. Da die US-Wirtschaft im Frühjahr an Fahrt verloren hat, dürfte es nach Meinung von Experten keine Signale für eine Verringerung des Anleihekaufprogrammes geben. "Die Fed kauft weiter ohne Abstriche", ist sich die Commerzbank sicher. Dies gelte umso mehr, als die Inflationsrate in den USA deutlich unter dem Ziel der Fed liege. Analysten gehen auch davon aus, dass sie den Leitzinskorridor von null bis 0,25 Prozent beibehält.
Wie lange die US-Banker um Ben Bernanke ihren ultralockeren geldpolitischen Kurs fortsetzen, hängt von der Entwicklung der Wirtschaft und insbesondere vom Arbeitsmarkt ab. "Die Fed hat noch nicht genügend Daten seit der letzten Sitzung gesammelt, um eine Änderung ihrer Politik rechtfertigen zu können", sagt Brian Jacobsen, Chef-Stratege von Wells Fargo Funds Management. Bis September werde sie ihre Haltung voraussichtlich beibehalten.
Weiteren Aufschluss über die Lage der Konjunktur erhoffen sie sich von einer Reihe von Daten, die im Laufe der neuen Woche veröffentlicht werden. Der konjunktureller Höhepunkt der Woche steht dann am Freitag an mit dem US-Arbeitsmarktbericht für April. Der dürfte Marktteilnehmern zufolge etwas besser ausfallen als die enttäuschenden März-Zahlen. "Wenn das so eintritt, wird der Markt zügig darüber hinweggehen. Fällt er aber schlechter aus als der letzte Bericht, können die Kurse deutlich nach unten gehen", meinte Stratege Krampen.
Nach der jüngsten Rally könnten sich Anleger geradezu auf die Lauer legen, um ihre Gewinne einzustreichen, ergänzte Kollege John Praveen von Prudential International Investment Advisers. Auf Wochensicht legte der Dow-Jones-Index um 1,1 Prozent, der S&P 500 um 1,7 Prozent und der Composite-Index an der Technologiebörse Nasdaq um 2,3 Prozent zu.
Ein dicker Strauß an Zahlen
Weitere Impulse wird die laufende Bilanzsaison liefern: In den USA ist der Optimismus von Analysten nach gut der Hälfte gestiegen. Gut die Hälfte der 500 im S&P gelisteten Firmen haben sich bereits in die Bücher schauen lassen. 69 Prozent übertrafen die Erwartungen. Beobachter gehen daher davon aus, dass das Gewinnwachstum zu Beginn des Jahres insgesamt 3,8 Prozent betragen wird. Noch vor drei Wochen lag es lediglich bei 1,5 Prozent.
Am Montagabend legt die Deutsche Börse ihre Quartalsbilanz vor, am Dienstag folgen unter anderem Konkurrent Nyse Euronext sowie Fresenius und FMC. In New York und Washington folgen Pfizer und BP.
Am Dienstag legt die Deutsche Bank ihre Zahlen vor. Analysten rechnen beim größten deutschen Geldhaus im ersten Vierteljahr mit einem Nettogewinn von 1,1 Mrd. Euro. Das wäre zwar ein Fünftel weniger als vor einem Jahr, aber eine deutliche Belebung nach dem Verlust im letzten Quartal 2012.
Am Maifeiertag stehen aus den USA unter anderem Merck & Co, Time Warner und Visa an. Am Donnerstag geht es mit Zahlen von BMW, Lufthansa, Metro, Siemens und Infineon weiter. Den Wochenabschluss der Zahlenreihe bilden Adidas und Telefonica Deutschland.
Quelle: ntv.de, mmo/rts