Inside Wall Street Sex & Drugs & Politics
10.03.2008, 21:52 UhrDer New Yorker Gouverneur Eliot Spitzer ist in einen Sex-Skandal verwickelt. Nach ersten Informationen aus New York und Washington, D.C. hatte Spitzer mehrfach Kontakt zu Prostituierten - jetzt muss er um seine Zukunft fürchten. Über einen Rücktritt wird spekuliert, während die Wall Street schon einmal jubelt.
Auf dem New Yorker Parkett hätte man am Montagmittag eine Stecknadel fallen hören, als die Meldung über die Ticker kam: Sämtliche Händler stürmten zu den zahlreichen Fernsehmonitoren, um die bis dahin noch unbestätigte Meldung der New York Times mitlesen zu können.
Spitzer war auf dem Parkett alles andere als beliebt. Im Jahre 2002 leitete er als Generalstaatsanwalt die Ermittlungen gegen zahlreiche Großbanken und Brokerhäuser. Diese wurden überführt, Aktienanalysen gefälscht zu haben und bei interessanten Börsengängen die erstnotierten Papiere an Insider vergeben zu haben. Spitzer einigte sich letztlich mit zehn Häusern auf Strafzahlungen von insgesamt 1,4 Mrd. US-Dollar. Betroffen waren Bear Stearns, Credit Suisse First Boston, Deutsche Bank, Goldman Sachs, J.P. Morgan Chase, Lehman Brothers, Merrill Lynch, Morgan Stanley, UBS Warburg und die Citigroup-Tochter Salomon Smith Barney.
Ein Jahr später knöpfte sich Spitzer die Wall Street erneut vor; nun ging es um illegalen nachbörslichen Handel. Diverse Unternehmen wurden zu Bußgeldern von insgesamt einer Milliarde US-Dollar verurteilt.
Auf Spitzers Liste stand auch der ehemalige Chef der New York Stock Exchange, Dick Grasso. Dem machte er seine Milliarden-Abfindung streitig, die der Börsenvorstand nach illegaler Einflussnahme durch Grasso selbst beschlossen hatte. Ob und wieviel Geld Grasso an die NYSE zurückzahlen muss, ist bis heute offen.
In anderen Fällen ermittelte Spitzer gegen Hank Greenberg, den damaligen CEO des Versicherungsriesen American International Group, und gegen die New Yorker Baubehörde Lower Manhattan Development Corporation, die unter anderem für Wiederaufbau und Wiederbelebung des Finanzviertels nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zuständig ist.
Auf der Plattform des unnachgiebigen Ermittlers und Bestrafers kandidierte Spitzer 2006 als Gouverneur. Er gewann die Wahl deutlich und versprach, nun in der skandalgeplagten New Yorker Hauptstadt Albany aufzuräumen. Dass er nun ausgerechnet über eigene ethische und moralische Verfehlungen stürzt, betrachten viele an der Wall Street als Genugtuung.
Eine persönliche Stellungnahme des Gouverneurs fiel unterdessen sehr knapp aus. Spitzer gestand, "sich falsch verhalten zu haben" und entschuldigte sich bei seiner Familie - er ist verheiratet und hat drei Kinder - und bei der New Yorker Bevölkerung. Er sagte zudem, er brauche nun "viel Zeit, um das Vertrauen seiner Familie wieder zu gewinnen", äußerte sich aber nicht näher über seine Zukunft.
Einen Rücktritt erwähnte er nicht. Ein solcher Schritt wird von politischen Beobachtern in New York und Washington als durchaus wahrscheinlich erachtet.
Quelle: ntv.de