Kursrutsch nach Quartalsschlappe Siemens bremst Dax aus
03.12.2009, 18:00 UhrDie wichtigsten deutschen Aktienindizes haben am Donnerstag uneinheitlich geschlossen. Ins Kontor schlägt vor allem ein kräftiger Kursrutsch beim Dax-Schwergewicht Siemens, dem die Anleger nach einem überraschenden Quartalsverlust die kalte Schulter zeigen.
Der Leitindex Dax gab am Nachmittag nach schwachen US-Konjunkturdaten seine Gewinne ab und schloss mit minus 0,2 Prozent bei 5.770,35 Punkten. Im frühen Handelsverlauf hatte sich das deutsche Börsenbarometer bis auf 35 Punkte seinem Jahreshoch bei 5.888 Zählern genähert, bevor am Nachmittag schwache Daten aus dem US-Dienstleistungssektor die Stimmung deutlich eintrübten. Der MDax mittelgroßer Werte gewann moderate 0,2 Prozent hinzu auf 7.338,29 Punkte. Der TecDax ging kaum verändert bei 802,77 Zählern aus dem Handel. Zwischenzeitlich war der Technologie-Index bei 813,58 Punkten auf den höchsten Stand seit September 2008 gestiegen.
"Nachdem es am Morgen zunächst noch ganz gut ausgesehen hatte für den Dax, ließ die Dynamik am Nachmittag etwas nach, was unter anderem am Fehlen wichtiger Nachrichten und an den Siemens-Zahlen gelegen hat", kommentierte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research die Dax-Entwicklung. Den Markt belastet habe dann auch noch der wieder unter die Expansionsschwelle gesunkene ISM-Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor..
Analysten treiben Lufthansa
Zwei Einzelwerte profitierten an der Dax-Spitze von Analystenempfehlungen: Größter Sieger bei den Standardwerten waren Lufthansa-Aktien mit einem Aufschlag von 3,5 Prozent auf 11,43 Euro. Sie profitierten von einer Kurszielerhöhung durch Nomura von 16,00 auf 16,50 Euro. Papiere von Deutsche Post legten 2,2 Prozent auf 13,285 Euro zu. Nomura hob das Kursziel für die Aktie von 15,00 auf 17,00 Euro und beließ die Einstufung auf "Buy". Der Umsatz dürfte sich im Jahr 2010 stärker als bisher angenommen erholen und die Margenbesserung sollte zügig voranschreiten, so Analyst Mark McVicar.
Siemens-Aktien rutschen dagegen nach Zahlen des Mischkonzerns zum vierten Quartal mit minus 5,2 Prozent auf 64,08 Euro ans Dax-Ende. Zeitweise fiel die Aktie sogar bis auf 63,40 Euro. Die Bilanz ist Händlern zufolge - bereinigt um die Abschreibungen auf Nokia Siemens Networks (NSN) - gar nicht schlecht ausgefallen. Auftragseingang, Umsatz und Sektorenergebnis hätten deutlich über den Erwartungen gelegen, sagte ein Händler. Die wegen NSN deutlich schlechter als erwarteten Gewinnziffern sollten den Kurs weniger stark belasten. Andere Börsianer stellten jedoch auf den "vorsichtigen" Ausblick am unteren Rand der Erwartungen ab, der die Stimmung etwas trübe. Das drücke das Papier Richtung Chartunterstützung bei 65 Euro.
Autowerte wie BMW, deren Aktien 1,7 Prozent auf 32,195 Euro zulegten, zählten zu den Gewinnern und geben dem Markt einen positiven Impuls. Der französische Autobauer PSA Peugeot Citroen und sein japanischer Konkurrent Mitsubishi Motors wollen enger zusammenarbeiten und prüfen gegenseitige Beteiligungen. PSA und Mitsubishi bestätigten damit zuvor erschienene Zeitungsberichte. Einem Börsianer zufolge treibt das die Aktien aus der Branche an, da sich nun neue Fantasie auf weitere Zusammenschlüsse ergebe. Daimler-Titel verteuerten sich um 0,8 Prozent auf 35,465 Euro.
Bankentitel wurden auch favorisiert. Commerzbank-Papiere legten 1,5 Prozent auf 6,24 Euro zu, Deutsche Bank verteuerten sich um 0,1 Prozent auf 49 Euro. Die krisengeschüttelte Bank of America will die von der US-Regierung geleisteten Finanzhilfen in Höhe von insgesamt 45 Milliarden Dollar (rund 30 Mrd. Euro) noch in diesem Jahr zurückzahlen. Börsianer sehen hieraus einen positiven Stimmungsimpuls auch für deutsche Finanztitel, wenngleich einige die Meldung "nicht zu hoch hängen" wollten. Aktien der Bank of America kletterten vorbörslich gut zwei Prozent.
Wacker Chemie gefragt
Im MDax knüpften die Aktien von Wacker Chemie an ihren Aufwärtstrend an und legten 2,3 Prozent auf 117,35 Euro zu. Die Papiere des Spezialchemiekonzerns und Halbleiter-Zulieferers markierten mit 119,48 Euro den höchsten Stand seit Mitte September 2008. Ein Börsianer sieht hierin und in entsprechenden technischen Anschlusskäufen auch den Hauptgrund für die Kursbewegung. "Der Chart sieht einfach gut aus", fasste er zusammen.
Der nun doch bestätigte Rücktritt des Unternehmenschefs drückte dagegen die Aktien von Sky Deutschland mit minus zehn Prozent auf 2,19 Euro klar ans MDax-Ende. Mark Williams legt sein Amt zum 31. März 2010 "aus persönlichen Gründen" nieder. Nachfolger wird der 47-jährige Brian Sullivan, derzeit Manager beim britischen Bezahlsender British Sky Broadcasting (BSkyB). Ein Händler sagte: "Williams wurde den Anlegern erst vor knapp einem Jahr als Heilsbringer präsentiert." Darüber hinaus sehe der Chart der Aktie nicht besonders gut aus. Analyst Matthew Walker von Nomura befürchtete zwar eine weitere negative Reaktion, auch wenn die Stimmung bereits unter der vorherigen Spekulation deutlich gelitten habe. Eine weitere Kursschwäche biete denjenigen, die an eine Trendwende glauben, aber wohl eine gute Einstiegsgelegenheit.
Phoenix Solar sprangen mit plus 4,4 Prozent auf 38,31 Euro an die TecDax-Spitze. Das Photovoltaik-Unternehmen hat im November so viel umgesetzt wie noch nie in seiner zehnjährigen Geschichte. Auch für das erste Quartal 2010 seien die Aussichten positiv, teilte die Gesellschaft mit. "Hut ab, das Geschäft brummt wieder", kommentierte ein Händler die Zahlen.
Quelle: ntv.de, nne/dpa-AFX