Marktberichte

Geithner "brilliante Wahl" Späte Rally in New York

Die angeblich bevorstehende Nominierung des New Yorker Notenbank-Chefs Timothy Geithner zum künftigen US-Finanzminister unter Barack Obama hat die US-Börsen am Freitag in der letzten Handelsstunde beflügelt.

Der Dow-Jones-Index kletterte um 6,5 Prozent auf 8.046 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index stieg um 6,3 Prozent auf 800 Punkte. Und die Hightech-orientierte Nasdaq gewann 5,2 Prozent auf 1.384 Punkte.

Schnäppchenjäger nahmen das Elfjahrestief an der Wall Street vom Vortag zum Anlass, ihre Aktiendepots wieder aufzufüllen. Für den Wochenverlauf ergibt sich daraus ein Minus von fünf Prozent beim Dow, von acht Prozent beim S&P und von knapp neun Prozent beim Nasdaq-Index.

Eine Stunde vor Handelsende erreichte die Börsianer die Nachricht, dass der künftige US-Präsident Obama sich für den Top-Banker Geithner als Finanzminister entschieden habe. Dem Sender NBC News zufolge wird Obama sein Wirtschafts-Team wohl am Montag benennen. Das soll auch die Finanzmärkte beruhigen. Handelsminister wird demnach Bill Richardson, der bisherige Gouverneur von New Mexico. Ein Sprecher der Fed in New York wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Das ist eine brillante Wahl", sagte der Zinsexperte William O'Donnell von der Bank UBS Securities LLC in Connecticut. Geithner werde für Kontinuität inmitten der Herausforderungen der Finanzkrise stehen. "Er ist sofort mit den Problemen vertraut, er ist eng an den Gesprächen zwischen der US-Notenbank und dem derzeitigen Finanzminister beteiligt - er ist also jetzt schon mittendrin."

Gefragt waren vor allem die zuletzt stark gebeutelten Energiewerte wie Exxon und Chevron, die 10,7 Prozent bzw. 9,5 Prozent zulegen konnten. Dazu trug auch die Erholung der Ölpreise bei. Der Preis für US-Leichtöl löste sich von seinem am Vortag erreichten Dreieinhalbjahrestief und kletterte wieder über die Schwelle von 50 Dollar je Barrel.

Dass sich die Kursgewinne zunächst in Grenzen hielten, lag unter anderem an der anhaltenden Talfahrt der Citigroup-Aktie. Das taumelnde Geldhaus sucht fieberhaft nach einem Ausweg aus der Finanzkrise und schließt dabei offenbar Verkäufe von Konzernteilen oder eine Fusion nicht aus. Die Aktie fiel am Freitag um 20 Prozent auf 3,77 US-Dollar. Das ist der tiefste Stand seit rund 15 Jahren.

Größter Gewinner unter den Standardwerten waren die zuvor arg gebeutelten Papiere des Aluminiumherstellers Alcoa, die sich um 23,2 Prozent verteuerten. In der zweiten Reihe verbilligten sich Dell um 5,2 Prozent. Der Gewinn sank im vergangenen Quartal um 5,0 Prozent und auch der Umsatz ging zurück, denn "die Nachfragesituation ist eine Herausforderung", so das Unternehmen. Der Rechnerhersteller hat im dritten Vierteljahr allerdings 0,37 US-Dollar je Aktie verdient und damit den Analystenkonsens von 0,31 US-Dollar je Aktie deutlich übertroffen.

Bei Dow-Mitglied Wal-Mart wird Mike Duke den Vorstandschef Lee Scott ersetzen, der nach neun Jahren in der Position überraschend zurücktritt. Duke war bisher Chef des internationalen Geschäfts und wird die Leitung des Unternehmens am 1. Februar übernehmen. Scott, der seit 30 Jahren im Unternehmen ist, wird seine Position als Chairman aber behalten. Die Aktie gewann 4,5 Prozent.

Ein Lichtblick im Einzelhandel bot Gap, denn das Unternehmen erhöhte den Gewinn im vergangenen Quartal um 3,0 Prozent und bestätigte die Prognosen für das Gesamtjahr. Allerdings läuft es besonders bei den Ketten Old Navy und Banana Republic nicht rund und die Umsätze brachen hier ein. Die Aktie kletterte dennoch um satte 27 Prozent.

Bei Lebensmitteln sparen die Verbraucher kaum und so steigerte der Produzent von Ketchup und Saucen, H.J. Heinz, den Profit im vergangenen Quartal um 22 Prozent. Der Umsatz ging dabei um 8,5 Prozent nach oben, etwas weniger als erwartet. Für das Gesamtjahr sieht Heinz keine Probleme und bestätigt die Prognosen. Die Papiere legten gut vier Prozent zu.

Auch Papiere der Autobauer stiegen nach der Meldung zu Geithner: Die GM-Aktie verteuerte sich um 6,3 Prozent, die von Ford um 2,9 Prozent. Nach dem vorläufigen Scheitern der milliardenschweren Hilfspläne für die angeschlagene US-Autoindustrie hat der Kongress den großen drei Konzernen eine Frist gesetzt. Die Chefs von General Motors (GM), Ford und Chrysler erhielten bis Anfang Dezember Zeit, um die Abgeordneten von der Notwendigkeit neuer Zuschüsse aus der Steuerkasse zu überzeugen.

Quelle: ntv.de

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