Devisen-Ausblick Sprunghaft mit Deckel drauf
24.03.2012, 17:09 UhrDie anstehende Woche dürfte eine Zwischenzeit werden: Flatterhaftigkeit inklusive. Am Devisenmarkt heißt es Warten auf die nächsten Konjunkturdaten aus Europa und den USA. Bis dahin dürfte der Handel ein Nullsummenspiel sein.
Die Risiken eines Zusammenbruchs des Euroraums und einer dritten Runde quantitativer Lockerungen durch die Federal Reserve haben ihren Schrecken verloren - zumindest vorläufig. Der Devisenmarkt dürstet also nach neuen Treibern. Die nächsten Tage werden sie aber kaum liefern. Angesichts der gegenwärtig dünnen Liquidität heißt das aber nicht, dass kräftige Wechselkursveränderungen zwischen der Gemeinschaftswährung und dem Greenback ausgeschlossen sind.
Denn in einem solchen Umfeld können schon kleine Zuckungen Marktakteure schnell aus ihren Positionen heraustreiben, was die zugrundeliegende Bewegung noch verstärkt. Das dürfte aber kaum ausreichen, das Währungspaar aus dem seit Anfang Februar etablierten Korridor zwischen 1,30 und 1,33 US-Dollar zu hebeln. Dafür müsste sich die Lage schon fundamental ändern, was aber nicht zu erwarten ist. Ende kommender Woche dürfte das Fazit daher also lauten: außer Volatilität nichts gewesen.
Warten auf "Treiber"
Ob die US-Notenbank mit einer neuerlichen Liquiditätsspritze die Konjunktur zu beleben versuchen wird, hängt letztlich von der Arbeitsmarktentwicklung in der größten Volkswirtschaft der Welt ab. Denn ihr duales Mandat gibt der Federal Reserve nicht nur auf, für ein stabiles Preisniveau zu sorgen, sondern auch für einen hohen Beschäftigungsgrad. Der Arbeitsmarktbericht für März steht allerdings erst am Freitag der übernächsten Woche auf der Agenda. "Insofern dürften in den kommenden Tagen bestenfalls erste Anzeichen neuer Treiber sichtbar werden", sagt Ulrich Leuchtmann, Chef des Devisen-Researchs der Commerzbank.
So steht am Mittwoch der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter im Februar auf der Agenda. Volkswirte rechnen mit einem Plus von 2,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Ohne Berücksichtigung der zumeist aus der Flugzeugindustrie stammenden volatilen "Big Tickets" dürfte sich das Plus zwar nur noch auf 1,5 Prozent belaufen. Dessen ungeachtet hätten sich die Orders damit aber deutlich von dem Einbruch im Januar erholt. Seinerzeit waren Rückgänge um 4,0 Prozent respektive 3,2 Prozent zu verzeichnen gewesen. "Viele Unternehmen hatten wegen der zum Jahresende verringerten steuerlichen Investitionsanreize wohl vor allem die Bestellungen von Maschinen in das Kalenderjahr 2011 vorgezogen, so dass die Nachfrage Anfang 2012 in ein Loch fiel", stuft Commerzbank-Ökonom Christoph Balz den Rückgang im Januar als temporär ein. Am Aufwärtstrend habe sich daher nichts geändert.
Zum Wochenausklang werden sich die Blicke auf den Einkaufsmanagerindex für die Region Chicago richten. Für März prognostizieren Volkswirte ein Abschmelzen auf 63,0 von 64,0 Punkten. Der Chicagoer Indikator gilt manchen Beobachtern als guter Vorläufer des für den 2. April avisierten ISM-Index für das landesweite verarbeitende Gewerbe der USA. Andere Ökonomen halten ihn wegen der Dominanz der Automobilindustrie in der Region Chicago aber als ungeeignet für diesen Zweck.
Etwas prominenter ist das Programm der makroökonomischen Kennziffern aus Europa bestückt. Ob sie aber nachhaltig auf den Wechselkurs von Gemeinschaftswährung zu Greenback wirken werden, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Denn wenn auch zuletzt wieder öfter ein zweites Hilfspaket für Portugal herbeigeredet wurde und in vielen Handelsräumen mit erhobener Lautstärke die spanischen Staatsfinanzen moniert werden - noch hält die Liquidität von einer Billion Euro, mit der EZB-Chef Mario Draghi den Kapitalmarkt geflutet hat, den Deckel auf der Staatsschuldenthematik.
Deutschland wächst nicht in den Himmel
Gleich zu Wochenbeginn steht auf dieser Seite des Atlantiks der Ifo-Geschäftsklimaindex auf dem Programm. Und nach zuletzt vier monatlichen Anstiegen in Folge steht die Serie des wichtigsten Frühindikators für die deutsche Volkswirtschaft auf Messers Schneide. "Nachdem die Einkaufsmanagerindizes zwei Mal gefallen sind, ist nicht damit zu rechnen, dass das Ifo-Geschäftsklima weiter steigen wird", prophezeit Commerzbank-Ökonom Balz. Er rechnet damit, dass der Index im März auf 109,5 von 109,6 Punkten im Februar gesunken sein wird.
Dies sei ein klares Signal, dass auch in Deutschland die Bäume nicht in den Himmel wüchsen und das Wachstum 2012 deutlich schwächer ausfallen werde als in den vergangenen beiden Jahren. "Dennoch gehen wir davon aus, dass die deutsche Wirtschaft nach dem Minus im vierten Quartal 2011 zu Beginn des Jahres wieder leicht wächst, denn bisher zeigen die maßgeblichen mehrmonatigen Durchschnitte der Frühindikatoren weiter nach oben."
Und nicht nur aus fundamentaler Sicht dürfte sich die kommende Woche als eine Art "Zwischenzeit" erweisen. Auch die Liquidität wird sich wohl nicht über Nacht wieder einstellen. Es könnte daher auch nächste Woche nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne große Tickets oder Nachrichten sprunghafte Ausschläge erzeugen würden, sagte Leuchtmann. Für fundamental ausgerichtete Strategien seien die Zeiten schlecht.
Quelle: ntv.de, DJ