Marktberichte

Dämpfer oder Trendwende? Steile Talfahrt im Dax

Der deutschen Aktienmarkt verabschiedet sich mit herben Kursverlusten ins Wochenende. Nach einem weitgehend uninspirierten Handel kamen die Kurse am Nachmittag plötzlich ins Rutschen. Bis zum Abend gab es nur noch eine Richtung: Dre Dax taumelt geschlossen nach unten.

Frankfurt, 30. Oktober 2009: Am Nachmittag brach Unruhe aus.

Frankfurt, 30. Oktober 2009: Am Nachmittag brach Unruhe aus.

(Foto: REUTERS)

DAX
DAX 24.385,78

Nach einem über weite Strecken richtungslosen Handelstag gerieten die Aktienkurse weltweit am Nachmittag unter Druck. Der Dax ist am Freitag ging am Nachmittag auf Talfahrt und kämpfte in den letzten Handelsminuten hart um die Marke von 5400 Punkten. Misstrauische Anleger hätten vor dem Wochenende rasch noch Gewinne eingestrichen, sagten Händler. "Mit dem Fall unter 5.500 sind im Future Stopps ausgelöst worden", meinte ein anderer Marktteilnehmer.

Der Dax schloss 172 Zählern oder 3,09 Prozent im Minus bei 5414 Punkten. Der MDax mittelgroßer Werte gab 2,32 Prozent nach auf 6732 Punkte. Der TecDax schloss 0,68 Prozent tiefer bei 727 Zählern.

"Das ist meines Erachtens erstmal nur eine Korrekturbewegung und noch keine Trendwende", beruhigte ein Händler. Neue Tiefstände seit Anfang Oktober hätten Anschlussverkäufe ausgelöst. Die Gewinne am Donnerstag als Reaktion auf die starken Wirtschaftsdaten aus den USA, die das Ende der Rezession eingeläutet hatten, seien "wohl eher ein kurzes Strohfeuer" gewesen, sagte er.

Anleger hätten zum Monatsende Kasse gemacht, lautete eine andere Begündung. "Viele nutzen den Kursanstieg von gestern als Chance, um höhere Gewinne einzubuchen", sagte ein Marktstratege. Ein überraschend starkes Wirtschaftswachstum in den USA hatte den Dax am Donnerstag um 1,7 Prozent steigen lassen. Allerdings fiel die Wochenbilanz des Index mit einem Minus von 5,7 Prozent trotzdem deutlich negativ aus.

Im Dax fielen vor allem Aktien von Infineon auf, die vom größten Kursgewinner an die Spitze der Verlierer wechselten. Zunächst wurden die Papiere von einem Rekordquartalsgewinn und einem optimistischen Ausblick des koreanischen Speicherchipherstellers Samsung Electronics angetrieben. Allerdings gerieten sie anschließend durch den fallenden Markt unter die Räder und beendeten den Handel 5,3 Prozent im Minus bei 3,06 Euro.

Einen Kursgewinner suchten Händler im Dax am Abend vergeblich. Mit einem Minus von 2,5 Prozent hielten sich BASF hingegen vergleichsweise gut. Ein positiver Kommentar von Goldman Sachs hatte die Titel gestützt. Der Chemiekonzern sei gut aufgestellt, um in den kommenden Jahren von einer Konjunkturerholung profitieren zu können, schrieb Analyst Richard Logan. Auch die zu erwartenden Sparprogramme spiegelten sich im aktuellen Aktienkurs nicht wider. Logan nahm die Papiere in die "Conviction Buy List" auf und hob das Kursziel auf 49 Euro an.

Die Siemens-Aktien zählten dagegen zu den größten Dax-Verlierern: Sie gaben um 4,7 Prozent auf 61,47 Euro nach. Sie reagierten damit laut Händlern auf einen Artikel im "Handelsblatt". Die Wirtschaftszeitung hatte berichtet, dass der von der Bahnindustrie erwartete Milliardenauftrag für insgesamt 300 neue IC- und ICE-Züge der Deutschen Bahn zu platzen drohe, da die einzigen vorliegenden zwei Angebote, nämlich von Siemens und Alstom zu teuer seien.

Erneut zeigten sich auch die Finanzwerte sehr schwach: Die Titel der Deutschen Bank verloren im Einklang mit der europäischen Bankenbranche rund vier Prozent. Die Aktien der Commerzbank gaben um 3,6 Prozent nach. Im MDax verbilligten sich die Anteilsscheine der Aareal Bank um 5,6 Prozent. Auch Versicherer wie Munich Re und Allianz zeigten sich sehr schwach mit minus 3 bis minus 4,4 Prozent.

Deutsche Post verloren 2,4 Prozent. Der Logistikkonzern und die Gewerkschaft Verdi haben sich im Tarifstreit geeinigt. Beiersdorf profitierten von Kaufempfehlungen der Analysten von Goldman Sachs und lagen nur 0,1 Prozent im Minus.

Nachdem die Tui-Aktien am Tag zuvor gegen den Markttrend kräftig eingebrochen waren, stemmten sie sich nun gegen die Talfahrt. Sie gaben um moderate 0,32 Prozent auf 4,715 Euro nach. Der Reisekonzern hat die Konditionen seiner Wandelanleihe mit einem Kupon von 5,50 Prozent und dem Wandlungspreis 5,63 Euro festgelegt.

In Paris straften die Anleger Alcatel-Lucent ab. Die Aktien des Netzwerkausrüsters rauschten mehr als zehn Prozent in den Keller, nachdem der Konzern den zwölften Quartalsverlust in Folge veröffentlicht hatte. Außerdem erwartet Alcatel noch mindestens drei weitere Verlustquartale.

Blick auf die Konjunkturseite

Für Verunsicherung sorgten am Freitag Konjunkturdaten aus den USA: Während die Zeichen in der Industrie auf Wachstum stehen, trübte sich die Stimmung der Verbraucher ein.

Zudem schränkten die Verbraucher ihre Ausgaben im September nach dem Auslaufen der staatlichen Abwrackprämie zum ersten Mal seit fünf Monaten ein. Das drückte auch die Stimmung an den US-Börsen. Der S&P500 verlor bis Handelsende in Europa mehr als zwei Prozent und sank unter die Händlern zufolge wichtige charttechnische Unterstützung von 1050 Punkten.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 3,05 (Dienstag: 3,04) Prozent. Der Rentenindex Rex kletterte leicht um 0,05 Prozent auf 123,20 Punkte.

Der Bund Future gewann 0,59 Prozent auf 121,93 Punkte. Der Euro gab bis zum Abend nach und stand bei 1,4727 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,4800 (Donnerstag: 1,4788) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,6757 (0,6762) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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