Dax-Vorschau Störenfried Griechenland
20.03.2010, 09:27 UhrKeiner weiß so richtig, wohin es den Dax in der kommenden Woche treibt. Nach dem Hexensabbat ist der Weg für die Börsen eigentlich frei. Aber es gibt noch die Problematik Griechenland: Alle schauen gebannt nach Brüssel, wo die EU-Staats- und Regierungschef zusammentreffen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)
Mit dem Verfall von Optionen und Terminkontrakten auf Indizes und Aktien sind die Investoren am Freitag eine Sorge losgeworden. Nach dem sogenannten Hexensabbat könnten die Börsen ab Montag eigentlich durchstarten - wäre da nicht die Sorge um Griechenland. "Wenn die EU den Griechen nicht helfen kann und der IWF einspringen muss, wäre das ein Armutszeugnis für die Europäer", sagte Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg. Für den Markt insgesamt ist Klude aber zuversichtlich, auch weil anstehenden Börsengänge positiv abstrahlen könnten.
"Der Optimismus an den Aktienmärkten hat wieder zugenommen", sagt auch Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp. An der Börse hoffen viele, dass nach dem Großen Verfall das Spiel ab Montag neu beginnen kann. Oft entscheidet sich dann erst, in welche Richtung die Kurse laufen. So begann unmittelbar nach dem Dezember-Verfall die Weihnachtsrally, die den Dax am 11. Januar mit 6094 Punkten auf ein vorläufiges Jahreshoch hievte. Nachdem der Dax in der zu Ende gehenden Woche um gut ein Prozent auf knapp über 6000 Punkte geklettert ist, sieht Postbank-Analyst Heinz-Gerd Sonnenschein die Marke von 6094 Punkten als nächstes Ziel an. Spätestens dann habe der Markt sein Potenzial aber ausgereizt, glaubt Sonnenschein.
Bereits Anfang des Jahres hatte der Leitindex nach dem Überspringen der 6000er-Marke rasch seinen Rückzug angetreten und war am 5. Februar auf ein Jahrestief von 5433 Punkten gefallen. "Wir erwarten nun jedoch, dass sich die Aktienmärkte robuster entwickeln werden als im Januar", sagte Hürkamp.
Belastend könnte sich jedoch das Treffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Donnerstag und Freitag in Brüssel auswirken. Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou würde einer rein europäischen Hilfe den Vorrang vor dem Internationalen Währungsfond (IWF) geben, vermisst aber bislang klare Zusagen seiner Kollegen.
Warten auf den Ifo-Index
Neben Griechenland ist der Fokus in der neuen Woche auf die Konjunkturentwicklung gerichtet. Dabei kommt dem am Mittwoch erwarteten Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts große Bedeutung zu. Nach dem Rückgang im Februar dürfte der Index nach Einschätzung der Commerzbank im März wieder das Januar-Niveau erreichen. Daneben stehen noch die Einkaufsmanagerindizes des Markit-Instituts für die Euro-Zone und Deutschland an. In den USA gilt das Hauptaugenmerk neuen Immobiliendaten sowie der Statistik zum Auftragseingang für langlebige Güter. Sollte der Aufwärtstrend bei den Ausrüstungsinvestitionen anhalten, wäre das für die größte Volkswirtschaft der Welt ein gutes Signal.
Bei den Unternehmen stehen zwar einige Bilanzvorlagen auf dem Programm, allerdings haben viele Unternehmen bereits Eckdaten veröffentlicht. So werden an der Börse kaum neue Erkenntnisse erwartet. Zu den wenigen Unternehmen, die bislang noch keine vorläufigen Zahlen veröffentlicht haben, zählen aus dem MDax Hochtief und der Bahntechnikkonzern Vossloh, die beide am Donnerstag berichten werden.
Darüber hinaus schauen die Anleger auf die vier bis Ostern erwarteten Börsengänge. Kabel Deutschland wird nach bisheriger Planung am Montag den Anfang machen. Es folgen die Chemiefirma Brenntag, der Modehersteller Tom Tailor und der chinesische Armaturenbauer Joyou. Insgesamt gut zwei Milliarden Euro wollen die vier Firmen und ihre Eigentümer einsammeln; mit je gut über 800 Millionen Euro haben Kabel Deutschland und Brenntag die größten Ambitionen.
Quelle: ntv.de, rts