Vivendi kriegt den Dreh Stoxx bleibt schwach
26.06.2002, 20:10 UhrDie europäischen Aktienbörsen haben am Mittwoch auf breiter Front deutlich schwächer notiert. Der Bilanz-Skandal bei dem US-Telekomkonzern WorldCom sorgte für massive Verluste bei den Blue Chips. Weiteren Vertrauensverlust brachte eine Gewinnwarnung des französischen Telekomausrüsters Alcatel. Erst mit Eröffnung der US-Börsen stabilisierte sich die Lage und die Verluste wurden deutlich reduziert. Der Eurostoxx 50 fiel 2 Prozent auf 2.949 Punkte, für den Stoxx 50 ging es 2,2 Prozent abwärts auf 2.907 Zähler.
WorldCom hatte in der Nacht zum Mittwoch bekannt gegeben, in den Bilanzen der vergangenen fünf Quartale seien über 4 Milliarden Dollar falsch verbucht worden. Der Finanzchef des Unternehmens wurde gefeuert. Ohne die Falsch-Buchungen habe das Unternehmen in den betreffenden Quartal Verluste geschrieben, hieß es weiter.
Der Skandal um WorldCom belaste den bereits angeschlagenen Telekom-Sektor noch mehr, so ein Händler. Die europäischen Telekom-Werte seien in der Vergangenheit bereits wegen ihrer hohen Schuldenlast unter Druck geraten, nun kämen noch Sorgen um falsche Bilanzen in der Branche dazu.
Charttechnisch sehe es nun ganz schlecht für die europäischen Indizes aus, so Nicola Merrell von JP Morgan. Vor allem einige Einzel-Werte wie die France Telecom hätten überhaupt keine Unterstützung mehr. Die Aktie fiel 8 Prozent auf 9,75 Euro.
Massive Verluste verbuchte Alcatel. Der Telekom-Ausrüster fiel 16,5 Prozent auf 8,02 Euro. Die Franzosen hatten zuvor gewarnt, das Unternehmen werde in diesem Geschäftsjahr einen operativen Verlust ausweisen, zudem sei ein neuer Restrukturierungsplan erstellt worden, der die Kosten in 2003 um 12 Prozent senken solle. Im April hatte sich Alcatel noch zuversichtlich gezeigt einen operativen Gewinn zu schreiben.
Den "Turnaround" des Tages legte Vivendi auf das Börsenparkett. Der Start in den Tag fiel noch düster aus, obwohl sich der französische Medienkonzern am Mittwoch zuversichtlich äußerte die finanziell gesteckten Ziele in den nächsten 12 Monaten zu erreichen. Das Unternehmen verfüge zudem über ungenutzte Kreditlinien in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Die Aktie brach dennoch zeitweise auf 16,10 Euro ein. Erst am Nachmittag sorgte eine Kaufempfehlung von JP Morgan wieder für Kauflaune. Die Aktie ging am Ende sogar mit einem Plus von knapp 8 Prozent bei 21,60 Euro aus dem Handel.
Nach unten ging es hingegen für die meisten Banken und Versicherer. Es müsse jetzt geklärt werden, wie groß das Engagement der einzelnen Finanzinstitute bei WorldCom sei, so ein Händler. Zudem erhöhe der Skandal natürlich die Sorgen um weitere Firmenpleiten und Einbrüche an den Märkten und das treffe vor allem die Finanz-Werte. Axa fiel knapp 4 Prozent auf 16,93 Euro, für Zurich Financial ging es 4,5 Prozent auf 276,50 Schweizer Franken nach unten und Aegon gaben 3 Prozent auf 19,20 Euro nach unten.
Quelle: ntv.de