Vivendi springt Stoxx hüpft hinterher
19.08.2002, 20:15 UhrDie europäischen Blue Chips zeigten sich zum Wochenauftakt bestens gelaunt. Die Aufwärtsbewegung zog sich durch alle Branchen, wobei insbesondere Technologie- und Finanzwerte den Takt vorgaben. Highflyer des Tages war allerdings unangefochten die Aktie von Vivendi Universal, die nach den Kurseinbrüchen der vergangenen Woche zu einer kräftigen Gegenbewegung ansetzte. Der Eurostoxx 50 kletterte 4,1 Prozent auf 2.825 Punkte, für den Stoxx 50 ging es 3,1 Prozent auf 2.847 Zähler nach oben.
Die Umsätze seien recht dünn gewesen, so ein Händler. Die meisten großen Konzerne hätten ihre Bilanzen vorgelegt und viele Anleger seien im Urlaub. Wenn es keine neuen Nachrichten gebe, werde es wohl auch in den kommenden Tagen eher ruhig an den Börsen zugehen.
Pessimistische Stimmen kamen zudem aus den USA. Die Investmentbank Merrill Lynch hat ihre Prognosen für die europäischen Börsenindizes für das laufende Jahr um zehn bis 20 Prozent gesenkt. Im nächsten Jahr dürften sich die Unternehmensgewinne in Europa auf dem Niveau von 1999 bewegen, teilten die Analysten am Montag in einer Kurzstudie mit. Das Bankhaus reduzierte seinen Ausblick für das europäische Börsenbarometer Eurostoxx 50 auf 2800 von 3400 Punkte, für den Londoner Aktienindex FTSE 100 auf 4500 von 5000 Zähler und für den französischen CAC 40 auf 3500 von 4200 Zähler.
Im Blickpunkt stand die Aktie von Vivendi Universal, die 22 Prozent auf 11,39 Euro zulegte. Einem Zeitungsbericht zufolge erwägt der hochverschuldete Konzern einen Börsengang seiner US-Unterhaltungssparte, zu der auch die Universal Studios zählen. Der Verkauf der Hollywood-Studios würde ein völlige Abkehr von der Strategie des früheren Konzern-Chefs Jean-Marie Messier bedeuten, der den ehemaligen Wasserversorger durch Zukäufe zum zweitgrößten Medienkonzern der Welt gemacht hatte.
Sieben Banken haben einem weiteren Pressebericht zufolge zudem zugestimmt, die Vivendi-Kreditlinie noch in diesem Monat um zwei Milliarden auf drei Milliarden Euro anzuheben. Der neue Vivendi-Chef Jean Ren Fourtou habe dafür zugesagt, rascher Teile des Konzern zu veräußern.
Schlechte Nachrichten gab es hingegen für AstraZeneca. Das das britische Pharma-Unternehmen hat bei der Medikamentenentwicklung einen weiteren Rückschlag erlitten. Iressa, ein Medikament gegen Lungenkrebs habe in den Tests nicht die erwünschte Wirkung gezeigt, so das Unternehmen. Die Jahresprognosen bekräftigte AstraZeneca dennoch. Die Aktie fiel knapp 12 Prozent auf 2089 britische Pence.
Zweiter großer Verlierer in Europa war die Aktie von Ericsson, die zeitweise auf ein 10-Jahres-Tief fiel und sich dem Kurs von 3,80 Kronen für die neuen Aktien aus der laufenden Kapitalerhöhung näherte. Die Aktie konnte die Verluste im Tagesverlauf aber deutlich auf ein Minus von knapp 1 Prozent auf 5,25 schwedische Kronen eingrenzen.
Im Londoner Handel spielte sich der Einzelhändler Arcadia in den Vordergrund. Die Aktie legte mehr als 13 Prozent auf 341,5 britische Pfund zu, nachdem Übernahmefantasien die Runde machten.
Für Unterstützung in London sorgten auch zwei Medienwerte: Granada und Carlton Communications wollen künftig verstärkt zusammenarbeiten, um die Ergebnisse zu verbessern. Die Granada-Aktie legte 12 Prozent auf 83,75 britische Pence zu. Carlton verbesserte sich knapp 10 Prozent auf 139,75 britische Pence.
Quelle: ntv.de