Vodafone macht schlapp Stoxx50 fällt hinterher
28.05.2002, 20:30 UhrWie gewonnen - so zeronnen, die europäischen Blue Chips erlebten am Dienstag eine herbe Enttäuschung. Am Morgen sorgte das gute Vodafone-Ergebnis noch für steigende Kurse, am Nachmittag färbten jedoch die schwachen US-Börsen die Kurszettel rot. Und auch die Aktie von Vodafone rutschte wieder in die Minuszone. Der Stoxx50 marschierte im Gleichschritt hinterher und schloss bei 3.386 Punkten, ein Minus von 1,4 Prozent.
Der britische Mobilfunkriese Vodafone hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 44 Prozent auf 10,093 Milliarden Pfund gesteigert und lag damit am oberen Rand der Analystenerwartungen. Analysten hatten maximal mit einem Gewinn von 10 Millionen Pfund gerechnet. Der Umsatz stieg nach Angaben von Europas größten Mobilfunkanbieter um 52 Prozent auf 22,845 Milliarden Pfund. Vodafone teilte weiter mit, Abschreibungen in Höhe von 6 Milliarden Pfund auf Nicht-Mobilfunkbeteiligungen vorgenommen zu haben. Im Vorfeld war über mögliche Abschreibungen von bis zu 70 Milliarden Pfund auf Mobilfunkbeteiligungen spekuliert worden. Die Vodafone-Aktie legte zunächst rund 7 Prozent zu, am Abend ging es mit 2,2 Prozent auf 107,69 Pence in die Verlustzone.
Die Vodafone-Zahlen seien sicherlich nicht schlecht, so Holger Bosse, Helaba Trust. Die Steigerungsraten bei Ebitda seien so erwartet worden. Bei den Abschreibungen habe er jedoch mit erheblich höheren Beträgen gerechnet. Auch wenn die Abschreibungen jetzt ausgeblieben sind, seien die Assets in den Bilanzen noch viel zu hoch bewertet, so Bosse weiter. Ihm persönlich wäre ein scharfer Einschnitt jetzt lieber gewesen, als ein weiteres Aufschieben der notwendigen Abschreibungen.
Besser lief es bei der France Telecom. Die Aktie konnte die Gewinne über den Tag verteidigen. Positiv wirkte sich nach Angaben von Händler auch eine Aussage des französischen Finanzministers aus. Derzeit gebe es keine Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung von France Telecom, da das Unternehmen einen ausreichenden Cash-Flow generiere. Auch die Hoffnung auf eine baldige Einigung im Fall Mobilcom beflügelte die Aktie - ein Sprecher des Unternehmens sagte, man sei weiterhin in Gesprächen mit allen Banken, um eine Lösung im Mobilcom-Problem zu finden, das beiden Seiten gerecht wird. Die Aktie legte 4,4 Prozent auf 21,61 Euro zu.
Auch die Mobilfunktochter der France Telecom Orange war gut in Fahrt. Das Unternehmen hatte zuvor mitgeteilt, seine Gewinn-Margen schneller verbessern zu können als ursptrünglich geplant. Die bBelohnung war ein Plus für die Aktie von 3,4 Prozent auf 6,07 Euro.
Schlechte Nachrichten kamen von dem Biotechunternehmen Serono. Die Schweizer haben die Entwicklung eines Medikaments zur Behandlung von rheumatischer Arthritis gestoppt. Die Behandlung zeige keinen zusätzlichen Nutzen im Vergleich zur Behandlung mit anderen Mitteln, hieß es zur Begründung. Die Aktie gab 1,1 Prozent auf 1247 Schweizer Franken nach.
Nach unten ging es auch für die Aktie von Barclays . Die viertgrößte britische Bank hat nach eigenen Angaben im bisherigen Jahresverlauf ihren operativen Gewinn gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Kosten und die Rückstellungen für „schlechte Kredite“ seien allerdings ebenfalls weiter gestiegen, so die Bank weiter. Die Aktie fiel 4,4 Prozent auf 595,25 Pence. Auch andere britische Finanzwerte schlossen in Folge schwächer: Lloyds TSB gab 1,3 Prozent auf 739,5 Pence nach, HSBC verlor 1,6 Prozent auf 829,5 Pence und Royal Bankof Scotland landete mit 1,4 Prozent im Minus bei 1975 Pence.
Nachbörslich berichtete die Air France über das abgelaufene Geschäftsjahr. Der Nettogewinn der französischen Fluggesellschaft ist im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001/2002 auf 153 Millionen Euro von zuvor 421 Millionen Euro eingebrochen. Das operative Ergebnis ging um 47 Prozent auf 235 Millionen Euro zurück. Analysten hatten hier im Schnitt allerdings nur 157 Millionen Euro erwartet. Für das laufende Geschäftsjahr wird eine Steigerung beim operativen Ergebnis angestrebt. Die Aktie schloss im Vorfeld dieser Zahlen bei 18,21 Euro und damit praktisch unverändert.
Quelle: ntv.de