Marktberichte

Inside Wall Street "Street Sense" siegt - auch in Kentucky

Die Börsenkolumne aus New York von Lars Halter

Es macht ja schon keinen Spaß mehr, jeden Tag auf die Kurstafeln zu schauen. So wie sich die amerikanischen Börsen zurzeit entwickeln - in gerader Linie nach oben - muss es dem Anleger schon fast langweilig werden. Sicher, an der Wall Street ließen sich zuletzt starke Gewinne einfahren. Aber spannend ist das ganze nicht mehr.

Zeit etwas Geld aus dem Markt zu nehmen und anderswo zu vermehren - beim Pferderennen, zum Beispiel. Die Saison hat begonnen: Zum Kentucky Derby, dem prestigeträchtigsten Rennen der Welt, kamen am Samstag 156.635 Besucher. Sie aßen 2.816 Pfund Shrimps und 45.000 Hot Dogs, sie tranken 300.000 Dosen Bier und 100.000 Gläser "Mint Julep" - Klassenunterschiede sind nicht zu übersehen, wenn sich neues Geld zu altem Geld gesellt.

Doch hin und wieder sind alle Pferdenarren gleich: wenn es ans Wetten geht. Mehr als 1,2 Millionen Wettscheine wurden am Sonntag ausfüllten - viele von Investoren, die sich sonst eher an der Wall Street als in der Pferdebox sehen lassen.

Denn in der amerikanischen Finanzmetropole, wo sonst nur ab und zu ein Polizei-Gaul patrouilliert, gewinnen Pferdewetten seit Jahren an Beliebtheit. Nicht zuletzt weil sich mit der Gewinnchance auch ein gewisses High-Society-Gefühl einstellt. Das war am Samstag umso höher, als die britische Königin Elisabeth II in Churchill Downs, der legendären Rennbahn in Kentucky, zugegen war.

Das alles täuscht aber nicht darüber hinweg, dass das Rennen über 1,25 Meilen nichts anderes ist als Business. Hier wird nicht gespielt, hier wird investiert. Keiner setzt hier auf Pferde, nur weil sie kreative Namen haben. Vielmehr werden Statistiken gewälzt, Experten befragt, Chancen durchgerechnet und Wetten gehedgt. Hier eine Trifecta mit den Favoriten, dort ein kleiner Einsatz auf einen Außenseiter mit starken Quoten.

Doch auch in einem weiteren Punkt gleicht das Wetten an der Rennbahn dem Spiel an der Wall Street: Auch wenn es für den Laien so aussehen mag - es geht hier nicht um Glück. Weder für das Pferd, noch für den Zocker. Wer seine Hausaufgaben macht, hat die Nase vorne. So wie "Street Sense", das Pferd, das nach dem Start auf dem 19. Platz in einem Feld von 20 lag, dann an allen Konkurrenten vorbeizog und sich mit mehr als zwei Längen Vorsprung den Sieg sicherte - samt einer Prämie von mehr als einer Million Dollar und der traditionellen Satteldecke aus 554 roten Rosen.

Apropos "Street Sense": Der zweieinhalbjährige Colt war auch unabhängig von seinen bisherigen Statistiken das Lieblingspferd der Wall Street - und ausnahmsweise doch des Namens wegen: "Street Sense" ist nämlich, womit sich derjenige brüstet, der an der Wall Street den richtigen Riecher und ein glückliches Händchen hat.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen