Gerüchte um Zinssenkung Tokio fester
18.12.2008, 07:50 UhrDie Börsen in Asien haben am Donnerstag überwiegend Kursgewinne verbucht. In Tokio profitierten Finanzwerte von der Aussicht auf eine Zinssenkung der Bank of Japan nach dem Vorbild der US-Notenbank. Anleger in Hongkong fürchteten dagegen schlechte Nachrichten von HSBC Holdings. Sie rechnen mit einer Dividendenkürzung und Kapitalerhöhung bei Europas größter Bank. Die weltweite Konjunkturflaute ließ den Preis für US-Leichtöl unter der Marke von 40 US-Dollar je Barrel verharren. Damit ist Rohöl trotz der von der Opec beschlossenen Produktionskürzung so billig wie seit vier Jahren nicht mehr.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss in Tokio 0,6 Prozent im Plus bei 8667 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index blieb nahezu unverändert und notierte zu Handelsschluss bei 838 Punkten. Auch die Börse in Hongkong blieb kaum verändert. Die Börsen in Korea, Taiwan, Singapur und Schanghai legten zu.
In Tokio dominierte die Erwartung, dass die Bank of Japan der Fed folgen und einen Zinssatz von praktisch Null ansteuern könnte. Davon profitierten Bankenwerte wie Sumitomo Mitsui Financial, die knapp 8,5 Prozent in die Höhe schnellten.
Zu den Verlierern gehörten dagegen die Papiere des Autoherstellers Honda. Sie gaben um 3,5 Prozent nach. Der Konzern hatte am Mittwoch eine Gewinnwarnung herausgegeben. Die Anteilsscheine von Panasonic gaben 0,5 Prozent nach, nachdem Goldman Sachs zugestimmt hatte, seine Anteile an Sanyo Electric an Panasonic zu verkaufen. Sanyo-Papiere fielen um 1,4 Prozent.
In Hongkong drückte vor allem HSBC Holdings auf die Stimmung der Investoren. "Der Markt macht sich Sorgen um das US-Geschäft", sagte Marco Mak von Tai Fook Securities. Zu den Sorgen trug nicht zuletzt die Möglichkeit bei, dass HSBC mit bis zu einer Milliarde US-Dollar in den Strudel des US-Anlegers Bernard Madoff geraten sein könnte. HSBC-Holding gaben 4,1 Prozent nach. Der Ölförderer CNOOC musste angesichts des niedrigen Ölpreises Federn lassen - ein Kursminus von 5,9 Prozent.
China nicht unter Zugzwang
Die chinesische Notenbank sieht sich nach der historischen Zinssenkung in den USA nicht in Zugzwang, ihre Geldpolitik ebenfalls zu lockern. "Wir werden auf der Basis unser eigenen Daten entscheiden", sagte Notenbankchef Zhou Xiachuan am Donnerstag in Peking. China hatte den Leitzins seit Mitte September bereits vier Mal gesenkt. Einige Experten rechnen noch in diesem Monat mit einem weiteren Schritt. Die amerikanische Notenbank hatte ihren Leitzins am Dienstagabend auf ein Zielband von 0 bis 0,25 Prozent gedrückt.
Die Finanzkrise trifft auch die Volksrepublik hart. Die Exporte schrumpften im November erstmals seit sieben Jahren. Die Industrieproduktion wuchs so schwach wie noch nie. Gleichzeitig lässt auch der Preisauftrieb stark nach. Die Teuerungsrate fiel von Oktober auf November von 4,0 auf 2,4 Prozent. Sie werde weiter nachgeben, sagte Zhou. Er hatte Anfang der Woche betont, Zinsentscheidungen von der Inflationsentwicklung abhängig zu machen. Niedrigere Zinsen können die Konjunktur anschieben, aber auch die Teuerung anheizen.
Quelle: ntv.de