Asiens Börsen uneinheitlich Tokio hui, Shanghai pfui
11.01.2012, 11:20 Uhr
Die Börse in Shanghai schließt sich dem positiven Kurstrend in Asien nicht an.
(Foto: AP)
Das Bild an den fernöstlichen Aktienmärkten wandelt sich: Tokios Börse mit dem Leitindex Nikkei kehrt in die Gewinnzone zurück. Dagegen verzeichnet Chinas Leitindex, der Shanghai Composite, Verluste. Der Grund für die unterschiedliche Entwicklung ist aber gleich.
Die Aktienmärkte in Fernost haben sich am Mittwoch unterschiedlich entwickelt. Gute Vorgaben aus den USA trieben die Kurse an, allerdings begrenzte die Schuldenkrise in Europa die Zuwächse. Nach Angaben von Händlern standen vor allem Aktien der Maschinen- und Bauindustrie im Fokus. Investoren erwarteten, dass diese Branchen vom Wiederaufbau in Japan nach dem Erdbeben und dem Tsunami vom März 2011 profitieren. Insgesamt fiel der Handel vor den Anleihe-Auktionen von Italien und Spanien sowie angesichts des kommenden EU-Gipfels aber schwach aus.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss mit einem Plus von 0,3 Prozent auf 8447 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg 0,2 Prozent auf 733 Zähler. Auch die Aktienmärkte in Taiwan, Singapur, Hongkong und Australien legten zu. Dagegen verbuchten die Märkte in Südkorea und Shanghai Verluste.
"Mit den italienischen und spanischen Schuldenauktionen in dieser Woche und der für Februar und März quer durch Europa geplanten massiven Kreditrefinanzierung wird das risikoaverse Umfeld bestehen bleiben", sagte Kenichi Hirano von Tachibana Securities. Alles hänge gegenwärtig von Europa ab. Im Laufe des Tages trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel den italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti. Ende Januar steht ein weiterer EU-Sondergipfel an.
Positive Impulse kamen aus den USA, wo der Optimismus des Aluminiumkonzerns Alcoa die Aktienkurse am Tag zuvor auf den höchsten Stand seit fünf Monaten gehievt hatte. Der Konzern gilt als Frühindikator für die Entwicklung der Konjunktur, da Aluminium für die Herstellung vieler Produkte gebraucht wird.
Bei den Einzelwerten gehörten zu den größten Gewinnern in Tokio die Aktien von Japan Bridge mit einem Plus von knapp sieben Prozent. Der Autobahnbetreiber im Großraum Tokio hatte zuletzt mitgeteilt, etwa zehn Milliarden Euro in den Ausbau der Infrastruktur zu stecken. Sumitomo Metal Mining gewannen 1,2 Prozent. Die Titel hätten die positive Reaktion der US-Aktien auf Quartalszahlen und Ausblick des US-Aluminiumkonzerns nachvollzogen, sagten Händler.
Tokyo Electron (plus 2,4 Prozent) profitierten von dem Anstieg des Philadelphia Semiconductor Index und Erwartungen, dass die US-Wirtschaft bald wieder anziehen werde. Kyocera (minus 0,5 Prozent auf 6.120 Yen) litten unter der Kurszielsenkung durch Morgan Stanley MUFG. Die Analysten hatten das Kursziel auf 7000 von 7700 Yen gesenkt und die Empfehlung "Equalweight" belassen. Advantest schlossen unverändert bei 692 Yen, nachdem Morgan Stanley MUFG die Beobachtung der Titel mit "Underweight" wieder aufgenommen hatte.
Bridgestone verloren 1,5 Prozent. Der Reifenhersteller hatte über personelle Veränderungen im Management informiert.
Auch die Finanzgruppen Sumitomo Mitsui und Mitsubishi UFJ konnten zulegen. Die Papiere des Brokerhaus Nomura gewannen um über drei Prozent, weil sich Investoren nach dem überraschenden Ausscheiden eines früheren Managers von Lehman Brothers eine Wende bei der Investmentbank erhofften.
Gewinnmitnahmen ließen die Aktienkurse in Shanghai etwas leichter schließen. Der Shanghai-Composite-Index fiel um 0,4 Prozent auf 2276 Punkte. In Hongkong stieg der Hang-Seng-Index (HSI) dagegen um 0,8 Prozent auf 19.152 Punkte. Der HSI hatte in den vergangenen Tagen nicht so stark zugelegt wie der Shanghai-Composite.
Händler sprachen von einer normalen Korrektur des chinesischen Aktienmarkts. Im übrigen werde der Markt nach wie vor von den jüngsten Daten zur chinesischen Geldmenge gestützt. Diese ließen vermuten, dass reichlich Liquidität vorhanden sei, die in den Aktienmarkt investiert werden könnte. Auch die Hoffnung auf Reformen des Kapitalmarkts, darunter die Öffnung des Markts für Ausländer, habe größere Verluste verhindert.
Unter Gewinnmitnahmen litten vor allem die Bankenwerte, die in den vorigen Sitzungen überdurchschnittlich stark zugelegt hatten. China Minsheng Banking verloren 1,0 Prozent und Industrial Bank 1,0 Prozent. Agricultural Bank of China gaben 0,7 Prozent nach.
Auch Zementhersteller, die an den Vortagen ebenfalls zu den Gewinnern gehört hatten, verbuchten Abgaben. Anhui Conch Cement ermäßigten sich um 1,3 Prozent und Tangshan Jidong Cement um 1,7 Prozent.
Kospi mit Abgaben
Die südkoreanischen Aktien verzeichneten Verluste. Bedenken mit Blick auf die chinesische Wirtschaft und die Schuldenkrise in der Eurozone ließen die Anleger vorsichtig agieren. Der Kospi fiel um 0,4 Prozent auf 1846 Punkte. Vor allem ausländische Investoren hielten sich zurück, wie Händler berichteten.
Es könnte bis nach Januar oder sogar nach Februar dauern, ehe die Ausländer wieder eine eindeutige Strategie verfolgten, sagte ein Analyst. Er verwies auf die umfangreichen italienischen Schulden, die demnächst fällig werden. Die Anleger dürften deren Rückzahlung abwarten, fügte er hinzu.
Technologiewerte zeigten sich uneinheitlich. Samsung Electronics verloren im Zuge von Gewinnmitnahmen 0,5 Prozent. LG Display legten dagegen um 2,7 Prozent zu.
Aktien von Unternehmen aus den Sektoren Bau, Chemie und Maschinenbau, die stark von Exporten nach China abhängig sind, litten unter der Angst vor einer rückläufigen chinesischen Nachfrage. SK Innovation verbilligten sich um 1,6 Prozent und Hyundai Engineering & Construction um 0,4 Prozent. Doosan Infracore büßten 0,4 Prozent ein.
Versorger gehörten zu den größten Verlierern. Korea Gas gaben um 2,6 Prozent nach und Korea Electric Power um 1,8 Prozent.
Aktien des Schiffsbaus profitierten von Gelegenheitskäufen. Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering stiegen um 4,2 Prozent und Samsung Heavy 4,7 Prozent.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ