Einzelhandel rettet Pluszeichen Tokio macht Verluste wett
09.06.2011, 13:00 Uhr
Zu guter Letzt kam doch noch die Sonne heraus.
(Foto: REUTERS)
Gestützt von Kursgewinnen im Einzelhandelssektor macht die Börse in Tokio die Verluste der ersten Handelshälfte wett und schließt gut behauptet. Mit Blick auf den festen Yen seien die Investoren aus dem Exportsektor ausgestiegen und hätten in Einzelhandelswerte umgeschichtet, heißt es.
Die schwächelnde US-Konjunktur hat den Börsenhandel in Fernost belastet. In Tokio rettete sich der Nikkei erst gegen Ende des Handels knapp ins Plus. Schnäppchenjäger aus dem Ausland hatten die Verluste zuvor schon in Grenzen gehalten. Mut dürften die Anleger auch daraus geschöpft haben, dass sich die japanischen Verbraucher im Mai wieder zuversichtlicher als noch unter dem direkteren Eindruck der Erdbebenkatastrophe zeigten. Weiter bergab ging es dagegen für den AKW-Betreiber Tepco, dessen Titel auf ein neues Rekordtief fielen. Dies wiederum zog die Aktien vieler Banken in die Tiefe, bei denen Tepco tief in der Kreide steht.
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,2 Prozent im Plus bei 9467 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index verlor dagegen 0,2 Prozent auf 812 Punkte. Mit einem Minus von je rund einem Prozent mussten die Börsen in Hongkong und Shanghai noch deutlicher Federn lassen. Auch die Aktienmärkte in Taiwan und Korea lagen im Minus. Die Börse in Singapur blieb kaum verändert.
Der Tokioter Markt wurde gestützt durch die Hoffnung, dass Käufe durch die japanische Notenbank sowie die ohnehin schon niedrige Bewertung japanischer Aktien eine regelrechte Talfahrt verhindern würden. Internationale Investoren hielten in Tokio beharrlich nach Schnäppchen Ausschau, sagte Seiichiro Iwasawa, Analyst bei Nomura Securities.
Zu kämpfen hatten die Anleger dagegen damit, dass Japans Wirtschaft im ersten Quartal tatsächlich um fast ein Prozent geschrumpft ist - wie in vorläufigen Schätzungen prognostiziert. Auch aus den USA kamen keine übermäßig guten Nachrichten: In einigen Regionen verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum im Mai etwas. Gründe seien Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie sowie Versorgungsengpässe in Folge des Japan-Bebens, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Beige Book der Notenbank Fed. Auch der hohe Ölpreis verdarb den Anlegern die Stimmung, zumal die Opec sich nicht auf eine Erhöhung ihrer Förderquote einigen konnte.
Unter den Einzelhändlern gewannen Nitori Holdings 1,4 Prozent auf 7.140 Yen und ABC-Mart 0,6 Prozent auf 3.360 Yen. Die schwergewichteten Fast Retailing kletterten um 2,6 Prozent auf 12.150 Yen.
Die Aktien des Fukushima-Betreibers Tepco stürzten weiter ab. Die Anleger fürchteten, dass die von der Regierung geplante Rettung des Unternehmens mit Steuergeldern wegen des Rücktritts-Angebotes von Ministerpräsident Naoto Kan nun doch nicht zustande kommt. Unterdessen kristallisierte sich Finanzminister Yoshihiko Noda als einer der Favoriten auf die Nachfolge Kans heraus.
Für die jüngste Serie von Hacker-Angriffen wurde der Unterhaltungskonzern Sony abgestraft. Die Titel fielen um 0,6 Prozent. Nintendo baute die Verluste vom Mittwoch weiter aus. Nintendos neue Spielekonsole enttäuschte die Investoren. Die Papiere verbilligten sich um 4,7 Prozent.
Kospi im Minus
Die Börse in Seoul ging etwas leichter aus dem Handel, der Kospi verlor 0,6 Prozent auf 2071 Punkte. Nach Einschätzung von Analysten dürfte sich der Index angesichts fehlender Impulse noch bis in die kommende Woche hinein eher richtungslos entwickeln.
"Die Zinsentscheidung der koreanischen Zentralbank am Freitag dürfte nur geringfügige Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben, da derzeit vor allem die Entwicklung der US-Konjunktur im Vordergrund steht", erwartete ein Experte von Tong Yang Securities. So dürften etwa die Daten zur US-Industrieproduktion in der nächsten Woche Beachtung finden.
Autowerte wurden von Sorgen über Nachfragerückgänge im Zuge einer konjunkturellen Abkühlung belastet. Hyundai Motor gaben 2,2 Prozent nach.
Hyundai Heavy Industries bauten mit einem Minus von 3,4 Prozent die Vortagesverluste aus. Händler führten das auf Spekulationen über eine mögliche Beteiligung an dem Elektronikkonzern Hynix Semiconductor zurück. Die Investition in ein Unternehmen außerhalb der Schiffbaubranche könnte eine starke Kostenbelastung darstellen, befürchten Analysten.
Verluste in China
Angesichts von Sorgen über die konjunkturelle Entwicklung büßte die Börse in Shanghai die Gewinne der vergangenen drei Handelstage wieder ein und schloss sehr schwach. Im Vorfeld der Inflationszahlen für Mai in der kommenden Woche und mit Befürchtungen einer möglichen weiteren geldpolitischen Straffung hätten sich viele Anleger am Aktienmarkt zurückgehalten, hieß es.
Der Shanghai Composite Index büßte 1,7 Prozent auf 2703 Punkte ein. In Hongkong ging der HSI mit einem Abschlag von 1 Prozent bei 22.425 Zählern aus dem Handel.
"Es wird erwartet, dass die chinesische Notenbank im Juni die Leitzinsen anhebt, wenn sie aber gleichzeitig die Eigenkapitalanforderungen für die Banken verschärft, dann wäre das zu viel Straffung für den Markt", kommentierte ein Analyst von Gold State Securities die Anlegersorgen.
Banken standen vor diesem Hintergrund unter Druck, zusätzlich belastet von Sorgen über ausfallbedrohte Kredite. Industrial & Commercial Bank of China fielen um 1,1 Prozent zurück, China Merchants Bank um 2,9 Prozent.
B-Aktien verbilligten sich massiv, nachdem erneut Sorgen über die Einführung einer internationalen Börse in Schanghai und damit des ersten Handelsplatzes für ausländische Aktien in China die Runde machten. Berichten zufolge werden bereits sämtliche Vorbereitungen für ein "International Board" getroffen, was in der Folge zu einem starken nachlassen des Interesses an B-Aktien führen dürfte. Der B-Aktien Subindex in Schanghai brach um 7,9 Prozent ein.
Quelle: ntv.de, sla/DJ/rts