Marktberichte

Deutliche Worte zur Inflation Trichet befeuert Euro

Der Kurs des Euro steigt nach überraschenden Aussagen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank Trichet über die Marke von 1,33 Dollar. Die jüngsten Einschätzungen des Notenbankchefs zur Preisentwicklung in der Eurozone deuten mehrere Experten übereinstimmend als erste Hinweise auf eine mögliche Zinserhöhung.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Euro hat von mehreren Seiten Unterstützung bekommen: Äußerungen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet über einen höheren Inflationsdruck, die problemlos verlaufene Auktionen spanischer und italienischer Anleihen sowie die Diskussion um eine Aufstockung des Rettungsschirms für klamme EU-Staaten halfen der Gemeinschaftswährung auf die Sprünge. Sie stieg um 1,4 Prozent und kletterte erstmals seit mehr als einer Woche über die Marke von 1,33 Dollar.

Für eine Überraschung sorgten am Nachmittag die Äußerungen Trichets. "Er hat die Rhetorik ganz ordentlich verschärft", sagte Unicredit-Volkswirt Andreas Rees. "Im Dezember waren die Zinssätze 'angemessen' gewesen, jetzt 'noch angemessen'. Wir gehen zwar weiter davon aus, dass die erste Zinserhöhung erst im vierten Quartal 2011 kommt. Es könnte aber sein, dass es auch schneller geht." Überstürzen werde die EZB aber wohl nichts,  fügte Rees hinzu. Die Aussicht auf eine mögliche Zinserhöhung lässt gewöhnlich die jeweilige Währung steigen. Durch die höhere Zinsdifferenz werden Anlagen in der Devise attraktiver.

Auftrieb hatte dem Euro zuvor bereits die glatt gelaufene Auktion spanischer und italienischer Papiere am Anleihen-Markt gegeben. Spanien muss für seine neuen Anleihen deutlich weniger Zinsen als zuvor angenommen. Die italienischen Papiere stießen ebenfalls auf starkes Interesse, die Rendite war allerdings die höchste seit Juni 2009. Spanische Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentierten nach der Auktion mit 5,347 Prozent, für italienische Bonds betrug die Rendite 4,690 Prozent.

Entspannung an der Euro-Front

Der als sicherer Anlagehafen geltende Bund-Future fiel um 16 Ticks auf 124,52 Zähler. Am Vortag hatte bereits Portugal die Märkte mit einer erfolgreichen Emission beruhigt. Die Auktionen dämpften Spekulationen, dass nach Griechenland und Irland auch Portugal und möglicherweise sogar Spanien von den Euro-Staaten vor dem Zahlungsausfall gerettet werden müssen. "Mit der Platzierung der Anleihen ist etwas Druck aus dem Euro genommen worden", sagte Sintje Diek, Analystin von der HSH Nordbank.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso hatte angeregt, den ESFS-Rettungsschirm für finanziell angeschlagene Länder der Euro-Zone auszuweiten. Deutschland und Frankreich lehnen dies aber ab. "Die Forderung Barrosos, bei den Rettungsmechanismen den Umfang und die Einsatzmöglichkeiten auszuweiten, hat den Boden für eine Erholung des Euro bereitet", sagte Währungsanalyst Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Schon durch die Aussagen des Kommissionspräsidenten sei aus dem Euro ordentlich Druck herausgenommen worden. Diese Erholung habe sich nun fortgesetzt.

Die Euro-Länder arbeiten nach Auskunft von Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble an einem umfassenden Lösungspaket für die Schuldenkrise. Er sei zuversichtlich, dass beim nächsten EU-Gipfel Anfang Februar oder im März eine Vereinbarung möglich sei, hatte er am Mittwochabend gesagt.

Quelle: ntv.de, DJ

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