Keine Lust auf Risiko Dax kommt wieder runter
17.09.2013, 17:55 Uhr
Viele Anleger beobachteten heute das Treiben lieber von der Seitenlinie aus.
(Foto: dpa)
Die Börsen schalten laut Händlern nach den neuen Rekordständen vom Vortag wieder in einen "Risiko-off-Modus". Auch ein deutlich besser als erwartet ausgefallener ZEW-Index kann die Anleger im Vorfeld der Fed-Sitzung nicht zu einem neuen Höhenflug verführen.
Nach seinem gestrigen Allzeithoch lässt es der Dax etwas ruhiger angehen. Trotz eines überraschend gut ausgefallenen ZEW-Index schließt das Börsenbarometer 0,2 Prozent im Minus bei 8597 Zählern. Zu Wochenbeginn war der deutsche Leitindex Dax auf den höchsten Stand in seiner 25-jährigen Geschichte gestiegen. Mit zeitweise 8626,11 Punkten wurde die alte Bestmarke vom Mai dieses Jahres geknackt. Am Ende stellte der deutsche Leitindex mit einem Plus von 1,22 Prozent auf 8613,00 Punkte auch auf Schlusskursbasis einen Rekord auf. Hauptgrund war laut Börsianern die zurückgezogene Kandidatur von Ex-US-Finanzminister Larry Summers für den Chefposten der US-Notenbank Fed. Damit verbunden ist die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Politik des billigen Geldes.
Einige Anleger nutzten Börsianern zufolge das starke Vortagesplus dazu, Gewinne zu sichern und in vorsichtigere Positionen zu wechseln. Verkauft würden in erster Linie konjunkturzyklische und somit risikoreichere Sektoren wie Rohstoffproduzenten, Öl und Gas, Technologie und Automobilbau. "Die ACEA-Zulassungszahlen sind sicherlich eingepreist. Aber sie zeigen nochmals deutlich, wie schwer sich die Erholung auf Europas Absatzmärkten tut", sagt der Händler. Im August ging die Zahl neu zugelassener Pkw europaweit um 4,9 Prozent zurück.
Gleichzeitig erhält das Lager der Konjunkturoptimisten immer mehr Zulauf Investoren und Börsianer bewerten die Aussichten der deutschen Wirtschaft im September deutlich besser. Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, ZEW, ermittelte Stimmungsindikator kletterte auf plus 49,6 Punkte von plus 42,0 Zähler im August. Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg des ZEW-Erwartungsindex auf plus 46,0 Punkte erwartet.
Mit Spannung wird nun auf die Entscheidung der US-Notenbank Fed über eine mögliche Straffung der geldpolitischen Zügel erwartet. Am Mittwochabend (MESZ) will die Fed bekanntgeben, ob und wie stark sie ihre Wertpapierkäufe drosselt. Analysten rechnen mit einer Reduzierung um zehn Milliarden Dollar monatlich. Bislang pumpt die Fed zur Ankurbelung der Konjunktur monatlich 85 Milliarden Dollar in die Finanzmärkte. Fed-Chef Ben Bernanke hatte angekündigt, den Geldhahn allmählich zuzudrehen, sofern sich die US-Konjunktur weiter erholt.
Ein nachlassender Liquiditätszufluss sei nicht zwingend schlecht für die Finanzmärkte, betonte Anlagestratege Linus Yip von First Shanghai Securities. "Die Drosselung bedeutet, dass sich die US-Konjunktur erholt." Findige Anleger hätten sich sicher bereits entsprechend positioniert. Dem Datenanbieter EPFR Global zufolge verbuchten europäische Aktienfonds in der Woche zum 11. September mit einem Netto-Mittelzufluss von 14,38 Milliarden Dollar das zweitgrößte Plus des Jahres.
Continental waren mit einem Minus von drei Prozent die größten Verlierer im Dax. Großaktionär Schaeffler hat 7,8 Millionen Papiere zum Preis von je 122,50 Euro verkauft. Dieser Schritt komme nicht überraschend, schrieb Equinet-Analyst Tim Schuldt in einem Kommentar. Er halte Conti-Titel allerdings für recht teuer und bekräftige daher an seine Einstufung "Reduce".
Unter Verkaufsdruck standen auch K+S, die in den vergangenen Tagen etwa 14 Prozent zugelegt hatten. Der Titel rutschte um 2,5 Prozent. Auslöser für die Gewinnmitnahmen sei eine pessimistische Prognose von Mosaic, sagten Börsianer. Das US-Unternehmen, hinter dem kanadischen Konkurrenten Potash die Nummer zwei der Branche in Nordamerika, hatte am Vorabend seine Absatzprognose für das dritte Quartal und seine Preiserwartungen heruntergeschraubt.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,56 Prozent am Vortag auf 1,57 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,02 Prozent auf 132,72 Punkte. Der Bund-Future kletterte um 0,11 Prozent auf 138,31 Punkte. Der Kurs des Euro fiel leicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3356 (Montag: 1,3357) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7487 (0,7487) Euro.
Quelle: ntv.de, sla/mmo/DJ/dpa/rts