Wall Street-Vorschau Trübes Weihnachtsfest
20.12.2008, 14:08 UhrHistorische Schritte haben an der Wall Street nicht mehr den gewünschten Effekt. Die Notenbank, die Opec und nicht zuletzt auch Präsident George W. Bush kamen dem Markt in der vergangenen Woche mit unerhörten Maßnahmen zu Hilfe - und es brachte nichts: Die großen Indizes haben erneut Punkte verloren.
Was für eine Woche: Am Dienstag senkte die Notenbank den US-Leitzins auf nahezu Null Prozent; dem Markt gab das gerade für einen einzigen Tag Kraft, bevor wieder die Bären das Ruder übernahmen. Anleger hatten erkannt: Wenn die Fed dem Markt mit einem so historischen Schritt bespringen muss, dann heißt das auch, dass derselbe in einer historischen Krise steckt.
Am Mittwoch schrieb die Opec das zweite Kapitel im Buch der außergewöhnlich erfolglosen Rettungsmaßnahmen: Der Verbund der Öl produzierenden Staaten senkte die Förderquoten um mehr als zwei Millionen Fass pro Tag. Noch nie in der Geschichte wurden die Förderquoten derart steil heruntergefahren - dem Markt half das allerdings auch nicht. Der Ölpreis gab weiter nach, ganz als wollten Anleger der Opec ein für alle Mal klar machen: Wir nehmen euch nicht mehr ernst. (Sie tun das auch nicht; aus gutem Grund: Die offiziellen Förderquoten scheinen mit den tatsächlichen längst nicht mehr übereinzustimmen. Zudem sollen hunderte voll beladener Öl-Tanker auf den Weltmeeren kreuzen, die aus preislichen Gründen nicht gelöscht werdenWer soll bei all dem Theater auf fundamentale Nachrichten nüchtern reagieren?!)
Der historischen Maßnahmen nicht genug, schritt am Freitag der Mann ein, der noch für ein paar Wochen die Geschicke des Landes lenken möchte: Noch-Präsident Bush umging den Kongress und sicherte den Auto-Riesen General Motors (GM) und Chrysler Milliarden-Hilfe zu, um deren Überleben vielleicht nicht zu sichern, aber zumindest zu ermöglichen. Oder jedenfalls deren schleichenden Tod zu verzögern. Die Reaktion der Anleger: Man ließ GM um 20 Prozent steigen, doch brachte man das Papier damit gerade einmal auf Vortages-Niveau zurück. Nachbörslich ging es für die Aktie bereits wieder bergab.
Am Montag dürften die Skeptiker wieder den Handel mit Auto-Aktien bestimmen, und auch in den übrigen Sektoren zeichnet sich keine Weihnachts-Rally mehr ab. Schon gar nicht bei den Finanzwerten, die gerade vor dem Wochenende von S&P abgestuft wurden. Insofern freut sich die Börse nur noch auf eines: Wenn das Christkind schon keine Rally bringt, dann doch wenigstens einen freien Tag und eine kleine Pause. Man hat es sich verdient.
Die Termine der nächsten Woche im Einzelnen:
Montag, 22. Dezember 2008:
Unternehmensdaten
Walgreen
Wirtschaftsdaten
Keine nennenswerten
Dienstag, 23. Dezember 2008:
Unternehmensdaten
Keine nennenswerten
Wirtschaftsdaten
Hausverkäufe (Bestand), November (4,93 Mio. erwartet)
Hausverkäufe (Neubauten), November (420.000 erwartet)
Bruttoinlandsprodukt, Q3 (-0,5 Prozent erwartet)
Verbrauchervertrauen Michigan, Dezember
Mittwoch, 24. Dezember 2008:
Wirtschaftsdaten
Öl-Lagerbestände
Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung (Vorwoche)
Bestellungen langlebiger Güter, November, (-3,1 Prozent erwartet)
Persönliche Einnahmen/ Ausgaben, November (0 Prozent/-0,8 Prozent erwartet)
An Heiligabend schließen die US-Börse um 13 Uhr Ortszeit
Donnerstag, 25. Dezember 2008:
Weihnachtsfeiertag - Die US-Börsen haben geschlossen.
Freitag, 26. Dezember 2008:
Unternehmensdaten
Keine nennenswerten
Wirtschaftsdaten
Keine nennenswerten
Quelle: ntv.de