"Big Blue" mit weißer Weste US-Börsen atmen auf
12.04.2002, 22:20 UhrAufatmen an der Wall Street - der Wochenausklang gestaltete sich am Freitag noch recht versöhnlich. Die Investoren gingen auf Schnäppchenjagt und griffen bei Aktien zu, die am Vortag deutlich eingebüßt hatten, wie unter anderem bei "Big Blue" IBM. Zudem sorgte der Regierungswechsel in Venezuela für sinkende Öl-Preise. Insgesamt war dies ein Gemisch, dass die Märkte steigen ließ. Besonders die Nasdaq kam richtig in Fahrt und legte 1,8 Prozent auf 1.756 Punkte zu. Der Dow Jones verbesserte sich um 0,1 Prozent auf 10.191 Punkte.
Die IBM-Aktie war am Donnerstag deutlich unter Druck geraten, nachdem Spekulationen über eine Untersuchung der Wertpapieraufsicht SEC bei dem Computer-Hersteller aufgetaucht waren. Nach Börsenschluss teilte die SEC allerdings mit, man habe die Untersuchung ergebnislos eingestellt. Die IBM-Aktie legte nach einem Kurssprung zu Handelsbeginn 1,5 Prozent auf 85,60 Dollar zu.
Die Anleger ließen sich auch von schwachen Konjunkturdaten die Kauflaune nicht mehr verderben. Das US-Verbraucher-Vertrauen in die Wirtschaftsentwicklung des Landes ist nach der jüngsten Studie der Universität Michigan im April auf 94,4 Punkte nach 95,7 Punkten im März gesunken. Analysten hatten allerdings mit einem Anstieg auf 96,5 Punkte gerechnet.
Die Einzelhändler in den USA haben im März ihren Umsatz nicht so deutlich gesteigert, wie Analysten erwartet hatten. Die Branche habe ihren Umsatz um 0,2 Prozent auf 297,34 Milliarden Dollar steigern können, teilte das Handelsministerium am Freitag mit. Analysten hatten mit einem Anstieg um 0,4 Prozent gerechnet.
Die Erzeugerpreise in den USA sind unterdessen im März stärker als erwartet gestiegen. Die von den Unternehmen zu zahlenden Preise seien im Vergleich zum Vormonat vor allem aufgrund höherer Energiekosten um 1 Prozent angestiegen, so das US-Arbeitsministerium. Volkswirte hatten nur mit einem Anstieg um 0,7 Prozent gerechnet.
Der Öl-Preis ist nach dem Rücktritt des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez allerdings deutlich gefallen. Mit dem Machtwechsel sind nach Einschätzungen von Händlern die zuletzt wegen eines Streiks unterbrochenen Öl-Lieferungen des viertgrößten Öl-Exporteurs der Welt wieder gesichert. Für die Ölaktien bedeutete dies allerdings Verluste. So gab die Aktie Exxon Mobil 2,6 Prozent auf 41,30 Dollar nach.
Zahlen gab es am Donnerstag nach Börsenschluss von dem Netzwerkausrüster Juniper Networks, der im ersten Quartal einen Umsatzeinbruch um 63 Prozent auf 122,2 Millionen Dollar gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal verbucht hat. Zudem stand ein Nettoverlust von 14 Cent je Aktie in den Unternehmensbüchern, verglichen mit einem Gewinn von 17 Cent je Anteilsschein im Vorjahresquartal. Pro-Forma legte das Unternehmen ein ausgeglichenes Ergebnis vor, das im Rahmen der Analystenerwartungen lag. Die Aktie verbesserte sich 5,4 Prozent auf 10,9 Dollar.
Auch Doubleclick meldete nachbörslich Quartalszahlen. Demnach lag der Verlust je Aktie bei 0,04 Dollar. Damit wurden die Erwartungen der Analysten exakt getroffen. Für das zweite Quartal erwartet der Internet-Werbevermarkter einen Umsatz zwischen 77 und 82 Millionen Dollar. Dabei soll ein Pro-Forma-Ergebnis je Aktie in einer Spanne von Minus 0,01 Dollar bis Plus 0,01 Dollar erwirtschaftet werden. Die Aktie gab 2,7 Prozent auf 9,71 Dollar nach.
Das Softwareunternehmen Mercury Interactive hat im ersten Quartal mit einem Gewinn von 14 Cent je Aktie im ersten Quartal die Erwartungen von Analysten übertroffen, die nur bei 10 Cent je Aktie gelegen hatten. Für das Gesamtjahr bekräftigte das Unternehmen seine Erwartungen. Die Aktie legte knapp 25 Prozent auf 36,70 Dollar zu.
Die Anwaltskanzlei Abbey Gardy hat gemeinsam mit anderen Kanzleien eine Massenklage gegen den fünftgrößten Pharmakonzern der Welt, Bristol-Myers Squibb, bei einem US-Bezirksgericht in New York eingereicht. Wie die Kanzlei mitteilte, klagen Aktionäre, die das Papier zwischen dem 16. Mai 2001 und dem 1. April 2002 gekauft haben. Dem Unternehmen wird unter anderem vorgeworfen, die Aktionäre über die Fähigkeit des Unternehmens, im Geschäftsjahr 2001 sein bisheriges Umsatz- und Gewinnwachstum aufrechtzuerhalten, irregeführt zu haben. Die Aktie bremste dies allerdings nicht - das Papier legte knapp 2 Prozent auf 31,15 Dollar zu.
EMC, der amerikanische Weltmarktführer im Bereich Speichernetzwerke, hat gegen den japanischen Konkurrenten Hitachi Beschwerde wegen der Verletzung von Patenten bei der amerikanischen Handelskommission eingereicht. Das Unternehmen will einen Einfuhrstopp für bestimmte Software für Speichernetzwerke erreichen. EMC erklärte, dass man nun vier Jahre lang vergeblich mit Hitachi über entsprechende Lizenzabkommen verhandelt hätte. Die Aktie von EMC legte 3,8 Prozent auf 10,11 Dollar zu.
Continental Airlines hat die Ticketpreise um 20 Dollar angehoben hat. Damit reagiert das Unternehmen nach Ansicht von Marktbeobachtern auf die in den vergangenen Monaten stetig steigende Zahl an Fluggästen. Diese habe zwar noch nicht das Niveau aus der Zeit vor den Terroranschlägen erreicht, allerdings befinden sich die Passagierzahlen auf Erholungskurs. Die Aktie legte 5,9 Prozent auf 30,01 Dollar zu.
Einen Höhenflug erlebte JetBlue. Am Freitag ist die amerikanische Billigfluglinie an die Börse gegangen. JetBlue ist eine junge, in den vergangenen Jahren sehr schnell expandierende Fluglinie. Die Aktien legten am ersten Handelstag mehr als 60 Prozent von ihrem IPO-Preis von 27 Dollar auf 45 Dollar zu.
Quelle: ntv.de