Zinsängste US-Börsen auf Rückzug
20.03.2002, 22:15 UhrMinuszeichen in New York - die US-Aktienmärkte befinden sich zur Wochenmitte auf dem Rückzug. Die Sorgen um mögliche Zinsanhebungen der US-Notenbank sowie die Senkung der Gewinnprognosen für Intel belasten den Handel. Hinzu kamen unerfreuliche Konjunkturdaten. Der Dow Jones fiel 1,3 Prozent auf 10.499 Punkte, die Nasdaq gab 2,6 Prozent auf 1.832 Punkte nach.
Die US-Notenbank Fed hatte die Leitzinsen am Dienstagabend unverändert bei 1,75 Prozent und damit dem niedrigsten Niveau seit 40 Jahren belassen. Zum ersten Mal seit 15 Monaten warnten die Währungshüter allerdings nicht vor einer anhaltenden Rezessionsgefahr, sondern sprachen von „bedeutendem“ Wachstum.
Die Entscheidung die Leitzinsen unverändert zu belassen, sei so erwartet worden, so ein Analyst, dass die Fed allerdings ihre Warnung vor weiteren Rezessionsrisiken aufgegeben habe, könne als Zeichen gedeutet werden, dass die Währungshüter nun wieder mit einer Anhebung der Zinsen beginnen könnten, so ein Händler. Hohe Zinsen seien allerdings schlecht für die Börsen, da sie das Wirtschaftswachstum wieder hemmen könnten, so John O’Donoghue von Credit Suisse First Boston.
Von Konjunkturseite gab es zudem wenig Erfreuliches. Das Haushaltsdefizit ist in den USA im Februar verglichen mit dem Vorjahresmonat um mehr als Drittel gestiegen. Wie die US-Regierung am Mittwoch in Washington mitteilte, liegt das Defizit im Februar bei 76,06 Milliarden US-Dollar, nach 48,7 Milliarden US-Dollar im Vorjahr. Analysten hatten mit einem niedrigeren Haushaltsdefizit von 72,69 gerechnet. Hintergründe seien ein Rückgang des Einkommenssteuer- Aufkommens sowie sich ausweitende Steuervergünstigungen. Zudem hätten sich die Staatsausgaben erhöht.
Negative Neuigkeiten gab es für alle Intel -Aktionäre: Die Investmentbank Salomon Smith Barney hat die Gewinnprognose für den Chip-Riesen für das Jahr 2003 auf 1,30 Dollar je Aktie von zuvor 1,5 Dollar je Aktie gesenkt. Den Ausblick für das Jahr 2002 senkten die Analysten ihre Prognose auf 70 von zuvor 72 Cent je Aktie. Die Papiere gaben 3,8 Prozent auf 30,53 Dollar nach.
Carly Fiorina, die Chefin des Computerkonzerns Hewlett-Packard, gab sich sicher, dass die HP-Aktionäre die geplante Fusion mit Compaq genehmigt haben. Eine kleine, aber entscheidende Mehrheit habe das Projekt unterstützt, so Fiorina. Weniger überzeugt zeigte sich Walter Hewlett, der Sohn des Firmenmitgründers William Hewlett, der zusammen mit anderen Gründer- Nachkommen 18 Prozent der HP-Aktien kontrolliert. Es sei verfrüht, schon jetzt das Ergebnis bekannt zu geben, sagte er nach der Abstimmung. Auch Compaq meldete sich am Abend zu Wort - wie es heißt, stimmten die Aktionäre für die Fusion mit Hewlett-Pachard. Mit dem offiziellen Ergebnis wird erst in einigen Wochen gerechnet. Die HP-Aktie gab 3,2 Prozent auf 18,20 Dollar nach, für Compaq ging es 2,9 Prozent auf 10,82 Dollar nach unten.
Merrill Lynch bewertet die Aktie des US-Netzwerkausrüsters Juniper Networks weiterhin mit "Strong Buy ". Wegen des Nachfragerückgangs seitens der Telekomunternehmen senkten die Experten jedoch in einer am Mittwoch vorgelegten Studie ihre Gewinnprognosen. Die Aktie ging mit einem Abschlag von 0,1 Prozent bei 11,30 Dollar aus dem Tag.
Der Gewinn des Investmenthauses Lehman Brothers sank dagegen im dritten Quartal auf 298 Millionen Dollar oder 99 Cent je Aktie gegenüber 1,39 Dollar pro Anteilsschein im vergleichbaren Vorjahresquartal. Die Erwartungen von Analysten, die durchschnittlich einen Gewinn von 94 Cent je Aktie erwartete hatten, konnte Lehman dennoch übertreffen. Die Aktie fiel knapp 2 Prozent auf 64,93 Dollar.
Das Investmenthaus Bear Stearns hat im abgelaufenen Quartal seinen Gewinn auf 1,29 Dollar je Aktie oder 180,5 Millionen Dollar steigern können. Im Vorjahresquartal hatte noch ein Gewinn von 1,06 Dollar je Aktie in den Büchern gestanden. Analysten hatten durchschnittlich nur mit einem Gewinn von 95 Cent je Aktie gerechnet. Die Aktie gab 1,7 Prozent auf 62,10 Dollar nach.
General Electric (GE) befindet sich derzeit nicht in Gesprächen mit der Tyco International über eine Akquisition ihrer Finanzsparte CIT Group, so ein GE-Sprecher am Mittwoch. Damit reagierte man auf einen kürzlich veröffentlichten Bericht. Die Aktie von GE verlor knapp 3 Prozent auf 38,80 Dollar. Tyco verlor 0,6 Prozent auf 34,29 Dollar.
Merrill Lynch hat die Aktien des Pharmakonzerns Bristol-Myers Squibb nach einer nicht so gut wie von den Analysten erwartet ausgefallenen Wirksamkeitsstudie für das Bluthochdruckmedikament Vanlev von "Strong Buy" auf "Neutral" herabgestuft. Die Analysten sehen das Kursziel nun im niedrigen 40-Dollar-Bereich, heißt es. Die Aktie stürzte infolge um rund 15 Prozent auf 41,08 Dollar.
Eastman Chemical erwartet für ihr erstes Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Gewinn der höher liegt als von den Analysten prognostiziert. Das liege vor allem an internen Maßnahmen zur Kostensenkung. Die Analystenschätzungen liegen zwischen 5 und 25 Cents je Aktie mit einem Durchschnittswert von 11 Cents je Aktie. Die Aktie von Eastman Chemical legt 2,3 Prozent auf 48,46 Dollar zu.
Das Logistik-Unternehmen FedEx hat im dritten Quartal seinen Gewinn um 11 Prozent auf 120 Millionen Dollar oder 39 Cent je Aktie gesteigert. Im vergleichbaren Vorjahresquartal hatte der Gewinn noch bei 37 Cent je Aktie gelegen. Die Erwartungen von Analysten hatten zwischen 25 und 35 Cent betragen. Der Umsatz stieg um 4 Prozent auf 5,02 Milliarden Dollar. Die Papiere fielen 1,6 Prozent auf 56,80 Dollar.
Der Nahrungsmittelkonzern General Mills hat im dritten Quartal einen Gewinn vor Sonderaufwendungen von 28 Cent je Aktie erwirtschaftet und damit die Erwartungen von Analysten genau getroffen. Der Umsatz stieg auf 3,1 Milliarden Dollar nach 1,7 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal, was vor allem auf die Übernahme von Pilsbury zurückzuführen sei, so das Unternehmen. Die Papiere verloren 1,6 Prozent auf 47,23 Dollar.
Six Flags, der Betreiber von Freizeitparks, hat für das vierte Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres 2001 einen Verlust von rund 94 Millionen Dollar eingefahren. Der Verlust pro Aktie betrug 1,02 Dollar. Damit wurde besser abgeschnitten als von den Analysten im Vorfeld erwartet. Die Aktie gewann knapp 10 Prozent auf 16,95 Dollar.
Die Aktie des Softwareunternehmens Interwoven geriet unter Druck nachdem die US Bancorp das Rating von "outperform" auf "market outperform" gesenkt hat. Als Grund gab die US Bancorp an, dass Interwoven in diesem Quartal weniger Umsatz als erwartet erreichen wird. Die Aktie verlor mehr als 18 Prozent auf 5,03 Dollar.
Quelle: ntv.de