Rezession ohne Ende US-Börsen brechen ein
01.12.2008, 22:35 UhrMehr als die Hälfte der Rekordgewinne aus der vergangenen Woche wurden am Montag bereits wieder zunichte gemacht, als für die Händler die schlechten Konjunkturdaten in den Mittelpunkt rückten. Die USA befindet sich in einer Rezession und geht man nach den Daten, ist ein Ende nicht in Sicht.
Der Dow-Jones-Index rutschte um 680 Zähler oder 7,7 Prozent auf 8.149 Punkte ab. Der marktbreite S&P-500-Index gab um 80 Zähler oder 8,9 Prozent auf 816 Punkte nach. Die Hightech-orientierte Nasdaq fiel um 137 Zähler oder 8,9 Prozent auf 1.398 Punkte.
Die USA befänden sich seit Dezember 2007 in einer Rezession, erklärte das Nationale Büro für Wirtschaftsforschung. Das Institut beachtet dabei eine breite Auswahl an Daten. Wenn die Definition enger gehalten wird, ist eine Rezession das negative Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in mindestens zwei Quartalen in Folge. Dies ist in den USA noch nicht offiziell eingetreten.
Doch die Konjunkturdaten zeigen, dass dies nur noch eine Frage der Zeit ist. Der ISM-Index ist im November auf 36,2 Punkte gefallen und damit auf dem niedrigsten Stand seit 1982. Der Index zeigt, dass die Wirtschaftsaktivität im Oktober noch weiter abgenommen hat, und der Wert unter 50 Punkten bedeutet, dass die Wirtschaft schrumpft.
Die Bauausgaben sind im Oktober um 1,2 Prozent zurückgegangen, während sie im September unverändert geblieben waren.
Nun warten die Anleger bang auf die nächsten wichtigen Konjunkturdaten. Am Freitag stehen die Arbeitsmarktdaten an. Obwohl schwache Zahlen erwartet werden, fragt man sich dennoch, ob unangenehme Überraschungen anstehen könnten.
Der Ölpreis fiel um 5,15 Dollar pro Fass auf 49,12 Dollar, nachdem die OPEC beschlossen hat, die Förderquoten bis zum nächsten Treffen Mitte Dezember unverändert zu lassen. Dann könnte die Fördermenge allerdings um 1,5 Mio. Fass pro Tag gesenkt werden. Zunächst gehörten die Energiekonzerne aber zu den größten Verlierern.
Die nächste böse Überraschung könnte für die Verbraucher anstehen, befürchtet Analystin Meredith Whitney. Die Kreditkartenfirmen könnten die Kreditlimits um insgesamt zwei Billionen Dollar kürzen, um neuen Regelungen zu entsprechen und Risiko zu vermeiden, wodurch deutlich weniger Geld für den Konsum zur Verfügung stehen würde.
Vom Einzelhandel hatte es zunächst aber überraschend gute Zahlen gegeben, denn zum Beginn des Weihnachtsgeschäfts wurde drei Prozent mehr verkauft als im vergangenen Jahr. Allerdings hatten die Verbraucher sich auf stark reduzierte Waren gestürzt, womit die Gewinnmargen sehr gering ausfallen dürften. Und für den Rest der Weihnachtszeit werden deutlich weniger Käufer in den Geschäften erwartet. So fielen die Aktien von Macy’s um 13,6 Prozent und die Papiere von J.C. Penney gaben um 12,9 Prozent nach.
Die Autobauer haben sich unterdessen auf eine weitere Anhörung vor dem Kongress am Dienstag vorbereitet. Bei General Motors hat der Aufsichtsrat über eine mögliche Umstrukturierung des Unternehmens und Einsparungen beraten, während Konkurrent Ford über den Verkauf der Marke Volvo nachdenkt. Die Unternehmen bitten die Regierung zusammen mit Chrysler um einen Kredit in Höhe von 25 Mrd. Dollar. Die Aktie von GM sackte aber um 12,4 Prozent ab, während die von Ford um 5,2 Prozent fiel.
Der Pharmakonzern Johnson & Johnson übernimmt den Hersteller von Geräten für Schönheitsoperationen, Mentor, für 1,1 Mrd. Dollar. Der Kaufpreis stellt ein Premium von fast 100 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag dar, und so schoss Mentor’s Aktienpreis um knapp 90 Prozent nach oben, während der von J & J um 5,6 Prozent nachgab.
Die Papiere der Citigroup brachen um 22 Prozent ein, nachdem ein Fonds der Bank den Betreiber von spanischen Autobahnen für zehn Mrd. Dollar übernommen hat. Erst vergangene Woche musste die Großbank selbst gerettet werden. Ein Analyst prognostizierte außerdem weitere Verluste für das Geldhaus und noch weiteren Kapitalbedarf. Insgesamt hatte der Sektor Schwierigkeiten und auch J.P. Morgan gab um 17,5 Prozent nach, während die Aktien von Bank of America um 21 Prozent absackten.
Um Yahoo und Microsoft waren über das Wochenende erneut Gerüchte aufgetaucht. Angeblich will Microsoft das Suchmaschinengeschäft von Yahoo für 20 Mrd. Dollar kaufen. Insider taten dies aber schnell als „komplett erfunden“ ab und so gab die Aktie von Yahoo um 6,7 Prozent nach, während die Papiere von Microsoft um acht Prozent fielen.
Quelle: ntv.de