Neuer Rückschlag US-Börsen fallen
21.02.2002, 22:15 UhrDie US-Aktienmärkte konnten am Donnerstag nicht an die positive Entwicklung des Vortages anknüpfen. Die Reduzierung der Gewinnprognose für den weltgrößten Chiphersteller Intel sorgte insbesondere bei den Technologiewerten für Verkaufsstimmung. Hinzu kamen Gerüchte um eine unmittelbar bevorstehende US-Militäraktion gegen den Irak. Der Dow Jones verlor nach positivem Start 1,1 Prozent auf 9.835 Punkte, die Nasdaq sackte 3,3 Prozent auf 1.716 Zähler ab.
Im Technologie-Sektor sehe es zur Zeit nicht gut aus, so Robert Robbins von Sun Trust Robinson Humphrey. Der negative Analystenkommentar für Intel habe die Anleger verunsichert, zumal Intel einer der führenden Technologie-Titel sei. Ein paar der Dow Jones-Werte würden sich ganz gut präsentieren, aber vom Technologiesektor würden die Anleger zur Zeit lieber die Finger lassen, so Robbins weiter.
Die Intel-Aktie fiel 6,2 Prozent auf 29,48 Dollar, nachdem das Brokerhaus Banc of America Securities seine Ergebnisprognose für den Chip-Hersteller nach unten korrigierte und dies mit möglicherweise steigenden Lagerbeständen in der Chip-Industrie begründete.
Die Reduzierung der Gewinnprognose für Intel habe eine Flucht aus den Technologiewerten ausgelöst, hieß es von Händlern. Es sei zudem nach wie vor unsicher, ob und wann die konjunkturelle Erholung einsetze, dazu kämen die nach wie vor schwachen Geschäftszahlen der Unternehmen und die Sorgen um unsaubere Bilanzierungspraktiken, so Holly Liss, Analystin bei Fuji Futures. Solange diese Unsicherheiten noch im Markt seien, würden die Anleger weiter kurzfristig handeln und Gewinne schnell realisieren.
Gestützt wurden die Industriewerte nach Händlerangaben von neuen US-Konjunkturdaten, die eine Erholung im verarbeitenden Gewerbe signalisierten. Der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank von Philadelphia war im Februar unerwartet gestiegen. Der Index, der für eine stark industrialisierte Region im Osten der USA ermittelt wird, gilt als Frühindikator für die gesamte US-Wirtschaft.
Von den übrigen am Donnerstag veröffentlichten US-Konjunkturdaten seien gemischte Signale für den Markt gekommen, sagten Händler. Der Index der US-Frühindikatoren stieg im Januar 2002 im Vergleich zum Vormonat nach Angaben des Wirtschaftsforschungs-Instituts Conference Board um 0,6 Prozent uns damit stärker als erwartet. Die Daten hätten Hoffnung geschürt, dass die Konjunkturerholung in den USA stärker als erwartet ausfallen könne, sagten Händler.
Etwas enttäuscht habe dagegen der Anstieg der Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche zum 16. Februar auf 383.000 von 373.000 in der Vorwoche, hieß es am Markt. Analysten hatten 373.000 Anträge erwartet.
Bei den Standardwerten legten die Aktien des Flugzeugherstellers Boeing um 2,1 Prozent auf 44,21 Dollar zu. Die Aktien des weltgrößten Aluminiumproduzenten Alcoa verbesserten sich um 2,4 Prozent auf 37,48 Dollar. Die Titel des Baumaschinenherstellers Carterpillar legten um 1,5 Prozent auf 51,88 Dollar zu. Die Leute neigen zu Unternehmen mit Geschäftsmodellen und Produkten, die leicht zu verstehen sind, hieß es am Markt.
Die Aktien der Öl- und Gaserzeuger kletterten ebenfalls im Zuge des gestiegenden Ölpreises. Spekulationen über eine unmittelbar bevorstehende US-Militäraktion gegen den Irak und ein überraschender Rückgang der US-Rohölvorräte haben den Ölpreis am Donnerstag wieder deutlich über 20 Dollar anziehen lassen. Exxon Mobile legte 0,4 Prozent auf 39,15 Dollar zu.
Der größte US-Krankenversicherer Aetna enttäuschte die Anleger mit einem wesentlich schlechter als erwarteten Ergebnis im vierten Quartal. Nach Angaben des Unternehmens belief sich der operative Verlust vor Einmalaufwendungen auf 84,6 Millionen Dollar nachdem im vergleichbaren Vorjahresquartal noch ein Gewinn von 28,7 Millionen Dollar angefallen war. Der Verlust je Aktie betrug im vierten Quartal damit 59 Cent, Analysten hatten nur mit einem Minus von 42 Cent je Anteilsschein gerechnet. Die Aktie legte dennoch 5,1 Prozent auf 33,10 Dollar zu.
Der US-Telekomausrüster Lucent Technologies wird künftig keine Beratungsdienste mehr von seinem Wirtschaftsprüfer PriceWaterhouseCoopers in Anspruch nehmen. Mit diesem Schritt solle das Vertrauen der Anleger gestärkt werden, sagte Konzernsprecherin Mary Lou Ambrus am Mittwochabend in San Francisco. Lucent hatte zudem seine Umsatzprognose bestätigt. Bis zum Ende des Jahres will der Konzern in die Gewinnzone zurückkehren. Zudem wurde die Aktie von den Analysten von Lazard Freres von "Hold" auf "Buy" heraufgestuft. Die Lucent-Aktie verschlechterte sich trotz allem 7 Prozent auf 5,28 Dollar.
Im Blickpunkt der Anleger stand auch Legato, das Softwareunternehmen will den Konkurrenten OTG Software für 403 Millionen Dollar übernehmen. Legato will so seinen Position im Bereich Daten-Management-Software ausbauen. Die Legato-Papiere brachen knapp 20 Prozent auf 10,12 Dollar ein, für OTG ging es dagegen 5 Prozent auf 9,66 Dollar nach oben.
Der Nettoverlust des Kommunikationsunternehmen Nextel ist im vierten Quartal auf 188 Millionen Dollar gegenüber 96 Millionen Dollar im vergleichbaren Vorjahresquartal angewachsen. Nextel gab außerdem bekannt, man werde keinen Daten zum Verlust je Aktie im Vorfeld der Vorlage des Geschäftsberichts für das Gesamtjahr 2001 vorlegen. Die Aktie stieg 2,7 Prozent auf 4,5 Dollar.
Der Ausrüster für Glasfasernetzwerke Ciena hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres mit einem Minus von 17 Cent je Aktie einen Rekordverlust eingefahren. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum war noch ein Gewinn von 19 Cent erwirtschaftet worden. Analysten hatten ihre Prognosen nach einer Gewinnwarnung des Unternehmen bereits Anfang Februar auf einen Verlust von 20 Cent je Aktie von zuvor 11 Cent heruntergeschraubt. Die Papiere gaben 12,6 Prozent auf 7,6 Dollar nach.
Die US-Fluggesellschaft Continental Airlines erwartet im ersten Quartal des laufenden Jahres einen beträchtlichen Verlust. Auch im vierten Quartal und im Gesamtjahr sei mit Verlusten zu rechnen, teilte das Unternehmen mit. Die Aktie legte dennoch 3,2 Prozent auf 31,85 Dollar zu.
BellSouth hat seine Erwartungen für 2002 zurückgeschraubt. Das Telekommunikationsunternehmen erwartet nun ein Wachstum des operativen Umsatzes von zwei bis vier Prozent. Zuvor wurde noch mit fünf bis sieben Prozent Wachstum gerechnet. Die Aktie gab 6,2 Prozent auf 37,95 Dollar nach.
Ein Lichtblick war Barnes & Noble. Der größte US-Buchhändler erwartet für die Geschäftsjahre 2001 und 2002 höhere Gewinne als von Analysten prognostiziert. Die Aktie zog 4,1 Prozent auf 30,70 Dollar an.
Quelle: ntv.de