Marktberichte

Greenspan mischt sich ein US-Börsen in Rot

Von Lars Halter, New York

Er hat es schon wieder getan: Alan Greenspan – seit mehr als einem Jahr in Rente – wollte sich eigentlich zurückhalten, hat nun mit einer Äußerung am Mittwoch dennoch die Märkte bewegt und eine neuerliche Kletterpartie in den großen Indizes erst einmal unterbrochen.

Bei einer Telefonkonferenz am Nachmittag erklärte der ehemalige Fed-Chef, er rechne mit einem "dramatischen Einbruch" auf dem chinesischen Aktienmarkt. Dieser werde zwar die Weltwirtschaft nicht aus den Fugen bringen, doch diesen Teil des Satzes hörte man an der Wall Street schon nicht mehr. Nicht zuletzt die parallel in Washington laufende Handelsdebatte zwischen USA und China hat ja erneut klar gemacht, wie wichtig die fernöstliche Weltmacht für die USA ist.

Der Dow-Jones-Index gab sein Tageshoch umgehend nach den Greenspan-Bemerkungen ab und rutschte in der Folge auf ein Minus von 14 Zählern oder 0,11 Prozent auf 13 525 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index verlor 1,8 Zähler oder 0,12 Prozent auf 1522 Punkte und schloss nun schon den dritten Tag in Folge ganz knapp unter seinem Allzeit-Hoch.

Die Hightech-orientierte Nasdaq gab um 11 Zähler oder 0,4 Prozent auf 2577 Punkte ab.

Abgesehen von China und einem völligen Mangel an Konjunkturdaten stand der Rohstoffsektor im Mittelpunkt: Trotz steigender Lagerbestände verteuerte sich der Ölpreis leicht auf 65,51 Dollar pro Fass. Die Angst vor Öl- und Benzinknappheit im Sommer, wenn die Reisezeit für Nachfrage sorgt und die Hurrikan-Saison die Produktion gefährden könnte, beschäftigt Spekulanten mehr als die Lagerdaten.

Während die Aktie von ExxonMobil von den Daten unberührt blieb, legte ein anderer Rohstoff-Wert zu:

Der Dow-notierte Alu-Riese Alcoa verbesserte sich um 3,6 Prozent, nachdem der kanadische Konkurrent Alcan seinen Aktionären nahegelegt hat, ein 27,41 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot des US-Konzerns abzulehnen. Man hält das Angebot für nicht ausreichend und scheint mit der australischen BHP Billiton zu verhandeln, deren Aktie um 2 Prozent kletterte.

Weitere Merger-Nachrichten kamen aus allen Branchen: Die Familie Bancroft, der die Mehrheit am Verlag Dow Jones gehört, soll nun doch bereit sein, mit der News Cosp. von Rupert Murdoch über dessen geplante Übernahme zu verhandeln. Murdoch hatte 5 Milliarden Dollar für das Unternehmen geboten, das nicht nur die gleichnamigen Indizes betreut, sondern aus Herausgeber von Wall Street Journal und Barrons ist.

In ähnlicher Höhe spielt sich ein Deal im Immobiliensektor ab: Eine Sparte von Morgan Stanley Real Estate kauft für 6,5 Milliarden Dollar den Konkurrenten Crescent Real Estate Equities und zahlt damit eine Prämie von 5,5 Prozent.

Vergleichsweise klein ist eine Übernahme, die aus dem Einzelhandel gemeldet wird. Der Schuhhändler Payless Shoesource zahlt 800 Millionen Dollar für den Konkurrenten Stride Rite, dessen Aktie im frühen Handel zulegt.

Aus dem Einzelhandel kommen auch Quartalszahlen. Die Kaufhauskette Target blickt auf ein Umsatzplus von 9,2 Prozent und hat den Gewinn um 18 Prozent auf 651 Millionen Dollar oder 75 Cent pro Aktie gesteigert. Die Erwartungen der Analysten werden damit geschlagen.

Weitere Zahlen aus dem Sektor wurden für den Abend erwartet, und zwar von Limited Brands und Abercrombie & Fitch.

Auch im Hightech-Sektor sollten nach Handelsschluss CA und Network Appliances melden.

Quelle: ntv.de

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