Marktberichte

Nach dem Tod von Osama bin Laden US-Börsen schließen stabil

Am Ground Zero verfolgen Bauarbeiter die Übertragung der Pressekonferenz zum Tod von Osama bin Laden.

Am Ground Zero verfolgen Bauarbeiter die Übertragung der Pressekonferenz zum Tod von Osama bin Laden.

(Foto: AP)

Der erste Handelstag der Woche endet an der Wall Street mit wenig veränderten Kursen: Die Tötung des Al-Kaida-Anführers bin Laden bleibt an den US-Börsen ohne nachhaltige Wirkung. Für stärkere Kursausschläge sorgen dagegen frische Konjunkturdaten und eine ganze Reihe milliardenschwerer Übernahmeangebote.

Kurzlebige Euphorie im angesichts des Todes: Der "Krieg gegen den Terror" ist weder beendet, noch gewonnen.

Kurzlebige Euphorie im angesichts des Todes: Der "Krieg gegen den Terror" ist weder beendet, noch gewonnen.

(Foto: AP)

Nach anfänglichen Kursgewinnen als Reaktion auf den Tod des Al-Kaida-Führers haben die US-Börsen den ersten Handelstag der Woche kaum verändert beendet. Die führenden Indizes büßten ihre Gewinne im Verlauf wieder ein. Analysten mahnten vor Euphorie: Das Machtvakuum in der Islamisten-Organisation nach bin Laden könne durchaus auch geopolitische Spannungen auslösen. Bei den Investoren rückten zudem Sorgen über eine mögliche Welle von extremistischen Anschlägen als Rache für die Tötung bin Ladens in den Fokus. Fusionsspekulationen stützten den Markt etwas. So kündigte der israelische Pharmakonzern Teva an, den US-Rivalen Cephalon für 6,8 Mrd. Dollar zu übernehmen.

Nach zuletzt vier Handelstagen mit Gewinnen hat der Dow-Jones-Index minimale Verluste eingefahren. Der US-Leitindex gab sein Kursplus aus dem frühen Handel nach und nach ab und ging schließlich um 0,02 Prozent niedriger bei 12.807 Punkten aus dem Handel. Für den breiter gefassten S&P-500-Index ging es um 0,18 Prozent auf 1361 Punkte nach unten. Der Composite-Index an der Nasdaq verlor 0,33 Prozent auf 2.864 Punkte, der Auswahlindex Nasdaq100 schloss mit plus 0,01 Prozent bei 2404 Punkten. In Frankfurt war der Dax 0,2 Prozent höher bei 7527 Punkten aus dem Handel gegangen.

Dow Jones
Dow Jones 45.676,57

Die Euphorie am Markt angesichts des Todes des Terroristenführers Osama bin Laden hatte sich im Tagesverlauf wieder gelegt und die Kurse an der Wall Street und an der Technologiebörse Nasdaq bröckeln lassen. Es sei völlig unklar, wie sich der Tod Bin Ladens auf die Entwicklung des Terrorismus auswirken werde, sagten Börsianer.

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Die Nachricht von bin Ladens Tod hatte kurzzeitig zu steigenden Aktienkursen und sinkenden Ölpreisen geführt. "Die Gewinne wurden wieder gestutzt, als die Markteilnehmer ihren Blick auf eine mögliche Zunahme von Terroranschlägen auf westliche Ziele als Vergeltung für die Tötung richteten", sagte Mike Ryan, Investmentstratege bei UBS.

Nasdaq Composite
Nasdaq Composite 21.842,90

Einige Anleger mutmaßten sogar, der Tod bin Ladens könne den Abzug der US-Soldaten aus Afghanistan beschleunigen. US-Spezialkräfte hatten bin Laden nach US-Angaben am Sonntag bei einer Kommandoaktion in Pakistan erschossen.

Bewegung in die Kurse brachten Übernahmefantasien: Im Pharmasektor will Teva Pharmaceutical den Konkurrenten Cephalon für mehr als 6 Mrd. US-Dollar (4 Mrd. Euro) übernehmen, was den Papieren beider Unternehmen ein deutliches Kursplus einbrachte. Für die Teva-Titel ging es um 3,4 Prozent auf 47,27 Dollar nach oben, die Anteilsscheine von Cephalon gewannen 4,3 Prozent auf 80,11 Dollar. Leidtragender waren die Aktien des kanadischen Wettbewerbers Valeant Pharmaceuticals International, dessen niedrigere Offerte Teva mit den gebotenen 81,50 Dollar je Cephalon-Aktie deutlich ausgestochen hatte. Valeant-Aktien büßten daraufhin 5,51 Prozent auf 47,17 Dollar ein.

Auch in der Kohlebranche bahnt sich eine Übernahme an: Arch Coal will den Rivalen International Coal Group für 3,4 Mrd. Dollar kaufen. Arch-Aktien büßten mehr als 2 Prozent ein. Die Papiere von International Coal schossen dagegen 30 Prozent in die Höhe.

Die Nasdaq OMX und die IntercontinentalExchange (ICE) ziehen derweil eine feindliche Übernahme der Nyse Euronext in Betracht, nachdem die Nyse-Führung die Annäherungsversuche des Börsenduos zuvor abgeschmettert und an einer Fusion mit der Deutschen Börse festgehalten hatte. Nun wollen sich Nasdaq und ICE direkt an die Anteilseigner der Nyse wenden. Die Nasdaq-Titel, die zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt wurden, gaben nach Bekanntwerden des Vorhabens moderat nach, um schließlich mit plus 0,15 Prozent bei 27,14 Dollar aus dem Handel zu gehen. ICE-Aktien büßten 1,79 Prozent auf 118,20 Dollar ein, Nyse-Titel gewannen 0,87 Prozent auf 40,40 Dollar.

Auch Anteilsscheine des Kranbauers Terex verbilligten sich angesichts eines Übernahmevorhabens. Nach einem Handelsstart im Plus verloren sie am Ende 2,50 Prozent auf 33,91 Dollar. Das Unternehmen bietet den Aktionären des deutschen Kontrahenten Demag Cranes insgesamt 884 Mio. Euro oder 41,75 Euro je Aktie. Das ist ein Aufschlag von 15 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Im deutschen MDax waren die Demag-Papiere um knapp 24 Prozent geklettert.

Unter den Standardwerten profitierten die Aktien von Alcoa zumindest zeitweise von einem positiven Analystenkommentar. Die Experten von Goldman Sachs stuften die Papiere von Neutral auf Buy herauf, was der Aktie an der Gewinnerspitze im Dow ein Plus von 2,3 Prozent beschert. Am Abend schlossen Alcoa 1,3 Prozent fester bei 17,22 Dollar.

Um 1,66 Prozent auf 81,92 Dollar nach unten ging es für die Aktien von Berkshire Hathaway. Die Katastrophe in Japan hatte der Holding des legendären US-Investors Warren Buffett einen Gewinneinbruch beschert. Berkshire hatte im ersten Quartal rund 1,5 Mrd. Dollar verdient und damit nicht einmal halb so viel wie im Vorjahreszeitraum.

Besser als erwartete Konjunkturdaten gaben dem Markt zusätzlich Rückenwind. Die Bauausgaben kletterten im März zum Vormonat um 1,4 Prozent, während am Markt mit einem Rückgang gerechnet worden war. Geschmälert wurde dieser Effekt allerdings von einer Revision der Vormonatszahlen, wonach im Februar die Bauausgaben nicht um 1,4 Prozent, sondern um 2,4 Prozent gefallen sind.

Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ging im April zwar von 61,2 auf 60,4 Zähler zurück. Am Markt wurde jedoch mit einem noch stärkeren Rückgang auf 59,5 Punkte gerechnet. Während der Index des Auftragseingangs leicht rückläufig war, fiel die Produktion deutlicher.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 930 Mio. Aktien den Besitzer. 1242 Werte legten zu, 1747 gaben nach und 126 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,06 Mrd. Aktien 822 im Plus, 1808 im Minus und 81 unverändert.

Ein Blick auf den Rentenmarkt

Die US-Staatsanleihen schlossen am Montag ebenfalls wenig verändert. Am Markt habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der weltweite Kampf gegen den Terror auch nach dem Tod des Al-Kaida-Anführers weitergehen werde, sagten Händler. Daher werde auch der Bonds-Markt als "Sicherer Hafen" weiter seine Berechtigung haben.

Die zehnjährigen US-Staatsanleihen lag der Preis am Montagabend unverändert, die Rendite betrug 3,28 Prozent. Die 30-jährigen Anleihen notierten 5/32 höher und hatten eine Rendite von 4,38 Prozent.

Der Kurs des Euro gab auf hohem Niveau etwas nach und lag zuletzt bei 1,4820 Dollar. Zuvor war er noch bis auf 1,4892 Dollar gestiegen, den höchsten Stand seit Dezember 2009.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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