Zweifel an der Hilfe aus DC US-Börsen schließen tiefer
04.02.2009, 22:35 UhrBelastet von Kursabschlägen bei Finanzwerten und enttäuschenden Unternehmensergebnissen sind die US-Börsen am Mittwoch mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Unsicherheit über die Pläne des neuen Präsidenten Barack Obama zur Stabilisierung des krisengeschüttelten Bankensektors habe die Finanzwerte belastet, sagten Händler. Zu schaffen machten der Wall Street auch schwache Bilanzdaten und Ausblicke großer Unternehmen. Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten hatten dem Markt nur vorübergehend Auftrieb gegeben.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,5 Prozent tiefer auf 7956 Punkten. Das Marktbarometer bewegte sich zwischen 7929 und 8162 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,8 Prozent auf 832 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab 0,1 Prozent auf 1515 Punkte ab.
Neuen Zahlen zufolge hat sich der Stellenabbau in den USA im Januar erstmals seit vier Monaten verlangsamt. Einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge sank die Zahl der Jobs in der Privatwirtschaft im Januar um 522.000. In einer Befragung hatten Analysten mit einem Minus von 530.000 gerechnet. Im Dezember fiel die Bilanz zudem etwas besser aus als zunächst ermittelt.
Die Zahl der abgebauten Stellen wurde auf 659.000 revidiert, nachdem zunächst von einem Minus von 693.000 die Rede war. "Die ADP-Zahl war definitiv eine Überraschung", sagte Robert Francello vom Hedgefonds Apex Capital in San Francisco. Dennoch seien die Anleger sehr skeptisch und bereiteten sich auf sehr schlechte Arbeitsmarkt-Zahlen am Freitag vor.
Enttäuschende Unternehmenszahlen legte am Mittwoch der Lebensmittelhersteller Kraft Foods vor. Der Ketchup-Produzent verfehlte mit seinem Quartalsergebnis die Markterwartungen knapp und senkte zudem seine Gewinnprognose für 2009. Kraft-Aktien brachen über neun Prozent ein.
Auch die Titel des Unterhaltungskonzerns Walt Disney notierten knapp acht Prozent tiefer. Das Unternehmen erlitt einen Gewinneinbruch im ersten Geschäftsquartal.
Massive Kursverluste verbuchten im Finanzsektor die Aktien von Bank of America mit einem Abschlag von über elf Prozent. Händler sagten, der Markt warte immer noch auf Details der Regierung zur Ausgliederung von toxischen Wertpapieren bei Banken. "Der Markt will eine Art Bankenplan sehen, der Sinn ergibt", sagte Angel Mata von Stifel Nicolaus Capital Markets.
Technologiewerte waren wegen ihres relativ niedrigen Kursniveaus bei Schnäppchenjägern gefragt. Die Aktien des Softwaregiganten Microsoft kletterten um 0,7 Prozent und die Papiere des Computerkonzerns Apple um 0,6 Prozent.
Nach einer Gewinnwarnung für das zweite Quartal brachen die Papiere der Kaufhauskette Costco Wholesale um rund sieben Prozent ein.
Auf den Kauflisten der Börsianer standen indes die Anteilsscheine des Haushaltswaren- und Chemieunternehmens Clorox mit einem Plus von 1,7 Prozent. Händler begründeten den Kursgewinn des Herstellers von Brita-Wasserfiltern mit den Quartalszahlen, die besser als erwartet ausgefallen waren.
Berichte über eine große Fusion in der Musikbranche gaben den Aktien des Konzertveranstalters Live Nation und des Ticketverkäufers Ticketmaster Entertainment Auftrieb. Die beiden Unternehmen sollen in fortgeschrittenen Verhandlungen über einen Zusammenschluss sein. Die Titel von Live Nation rückten 4,6 Prozent vor, die von Ticketmaster sogar 13,3 Prozent.
Neue Forderungen aus der Auto-Branche
Die amerikanische Autozulieferindustrie hat die US-Regierung wegen der schweren Branchenkrise um Staatshilfen von insgesamt 20,5 Mrd. Dollar (16 Mrd Euro) gebeten. Rund 10 Mrd. Dollar habe die Branche direkt beim US-Finanzministerium angefragt, sagte Verbandspräsident Neil De Koker am Mittwoch dem Fachmagazin "Automotive News". Weitere 10,5 Mrd. Dollar sollen indirekt über die drei US-Autobauer General Motors, Ford und Chrysler fließen.
Mit der zweiten Tranche sollen die Hersteller die Rechnungen der Zulieferer schneller als zuletzt bezahlen. Vielen Unternehmen der Zulieferbranche drohe sonst die Insolvenz, sagte De Koker.
Im Schnitt geben die drei großen US-Hersteller pro Monat De Koker zufolge 15 Mrd. Dollar für Teile der Zulieferer aus. In den nächsten Monaten werde diese Summe angesichts der Autoabsatzkrise aber auf fünf bis sieben Milliarden Dollar sinken. Im Januar waren die Verkaufszahlen auf dem US-Automarkt um 37 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 1981 eingebrochen.
Quelle: ntv.de