Marktberichte

IBM im Sturzflug US-Börsen stabil

Die Woche begann für die US-Anleger mit einer Hiobsbotschaft: der US-Computerriese IBM wird die Erwartungen von Analysten im 1. Quartal deutlich verfehlen. Die Stimmung war bereits zuvor deutlich gedrückt, nachdem der Irak die Aussetzung der Öllieferungen für vier Wochen angekündigt hatte. Trotz dieser Negativnachrichten zogen sich die US-Börsen nach schwachem Start noch recht ordentlich aus der Affäre. Zwar schaffte der Dow Jones mit einem Minus von 0,2 Prozent auf 10.249 Punkte nicht mehr ganz den Sprung in die Pluszone, jedoch konnte sich die Nasdaq um 0,9 Prozent auf 1.786 Punkte verbessern.

„Big Blue“ wie die Amerikaner den Computer-Hersteller IBM nennen, kündigte kurz vor Börsenbeginn an, man erwarte für das 1. Quartal einen Gewinn je Aktie zwischen 66 und 70 Cent, Analysten hatten durchschnittlich mit einem Gewinn von 85 Cent gerechnet. Auch beim Umsatz wird IBM mit maximal 18,6 Milliarden Dollar unter den Erwartungen von 19,65 Milliarden Dollar bleiben. Die Aktie brach knapp 10 Prozent auf 87,41 Dollar ein.

Die Aktien von Computer-Hardware-Firmen wie EMC und Gateway verloren im Sog der schwächeren IBM Quartalsprognose. Die Papiere von EMC gaben knapp drei Prozent auf 10,80 Dollar nach, Gateway verlor knapp 1 Prozent auf 5,92 Dollar.

In den USA beginnt in dieser Woche die Berichtsaison. Unter anderem werden Yahoo und Juniper Networks ihre Zahlen für die letzten drei Monate vorstellen. Der Markt befürchte nun weitere Gewinnwarnungen und schwache Ausblicke, so ein Händler.

Aber nicht nur IBM drückte am Montag die Stimmung. Die Ankündigung des Irak, seine Öl-Exporte für einen Monat auszusetzen, hatte bereits am Morgen den Ölpreis steigen lassen und die US-Futures tief ins Minus gedrückt. Der Irak kündigte an, man werde die Exporte erst wieder aufnehmen, wenn Israel seine Offensive in den Palästinenser-Gebieten beende. Die Opec reagierte zurückhaltend auf die Ankündigung und forderte zunächst Beweise des Irak, dass die Exporte tatsächlich einstelle.

Eine Beruhigungspille kam allerdings vom US-Finanzministerium. Die Behörde sieht ihre Prognose für die US-Konjunktur in diesem Jahr trotz des jüngsten Anstiegs des Ölpreises nicht beeinträchtigt. "Der Ölpreisanstieg ändert unseren Ausblick nicht", hieß es vom Finanzstaatssekretär für Internationale Angelegenheiten John Taylor. Das Finanzministerium gehe weiter davon aus, dass das Wachstum in diesem Jahr um die drei Prozent liegen werde, hieß es weiter.

Auch die US-Firmenchefs bleiben zuversichtlich. Demnach wird die Konjunktur und die Lage am Arbeistmarkt in den USA im ersten Quartal 2002 deutlich zuversichtlicher beurteilt als noch in den vergangenen drei Monaten. Der entsprechende Index des privaten Wirtschaftsforschungsinstituts Conference Board stieg im Anfangsquartal dieses Jahres auf 66 von 40 im Schlussquartal 2001 an. Rund 80 Prozent der Konzernchefs erwarten eine Verbesserung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten.

Die Analysten von Lehman Brothers haben die Aktie von des Herstellers von Komponenten für Glasfasernetze, Sycamore Networks, auf „Strong Buy“ von zuvor „Market perform“ hochgestuft, die Papiere legten gut 17 Prozent auf 4,04 Dollar zu.

Der US-Softwarekonzern Computer Associates wird nach eigenen Angaben einen niedrigeren Verlust je Aktie vor Sonderposten im vierten Quartal ausweisen als bislang erwartet. Man rechne nun mit einem Minus von vier Cent je Aktie, teilte der Konzern mit. Bislang hatte Computer Associates mit einem Verlust von fünf Cent je Anteilsschein kalkuliert. Ursache für den Rückgang sei der Anstieg der Lizenzeinnahmen. Die Aktien legten 4,2 Prozent auf 20,73 Dollar zu.

Die Aktie des Medienkonzerns AOL Time Warner kam unter Druck, nachdem das Analystenhaus Morgan Stanley das Kursziel für die Aktie zurückgenommen hatte. Das bisherige Kursziel lag bei 36 Dollar, nun wird nur noch ein Wert von 30 Dollar erwartet. Die Aktie verlor 2,1 Prozent auf 21,95 Dollar.

Der Nahrungsmittelkonzern Kellogg geht davon aus im ersten Quartal einen Gewinn von 34-35 Cents pro Aktie und im Gesamtjahr einen von 1,73 Dollar pro Aktie zu erzielen. Darin sind jedoch keine Kosten für den kürzlich übernommenen Gebäckhersteller Keebler enthalten. Analysten prognostizieren derzeit einen Gewinn von 35 Cents pro Aktie im ersten Quartal bzw. 1,72 Dollar pro Aktie im Gesamtjahr. Die Aktie von Kellogg verbesserte sich um 1,7 Prozent auf 34,66 Dollar.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen gab die Entlassung von 7.000 Angestellten bekannt. Das sind rund 25 Prozent der gesamten Belegschaft in den USA. Das Unternehmen war durch die Pleite des Energiehändlers Enron in die Schlagzeilen gekommen und verlor dadurch viele seiner Kunden. Durch den Enron-Skandal sieht sich Andersen zahlreichen Klagen gegenüber. Viele Kunden von Andersen in den USA, darunter einige Blue-Chips, wechselten inzwischen zur Konkurrenz.

Der Jeans-Hersteller Levi Strauss will rund 3.600 Stellen in den USA abbauen. Außerdem sollen im Laufe des Jahres in den Vereinigten Staaten sechs der acht Fabriken geschlossen werden, um die Produktion ins Ausland zu verlagern, wo die Lohnkosten niedriger sind. Damit setzt Levi Strauss einen Plan um, wonach das Unternehmen seine Kleidung nicht mehr selbst herstellen, sondern sich auf das Marketing und die Entwicklung konzentrieren will. Levi Strauss ist der älteste Jeanshersteller der Welt. Die Firma wurde 1853 von dem bayerischen Einwanderer Levi Strauss zusammen mit seinen Brüdern in New York gegründet. Levi Strauss erfand später zusammen mit dem Schneider Jacob Davis die Jeanshosen und ließ sie 1873 patentieren.

Quelle: ntv.de

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