Marktberichte

Countrywide stürzt ab US-Börsen unter Druck

An den amerikanischen Börsen haben Konkursgerüchte um eine Hypothekenbank die Finanzwerte und den breiten Markt erneut tief abstürzen lassen. Dazu kamen schlechte Aussichten aus dem Telekomsektor. Für alle großen Indizes ging es in den Keller; der viel beachtete Fünf-Tages-Indikator deutet damit auf ein schwieriges Jahr an den Börsen.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,9 Prozent und schloss bei 12.589 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index gab um 1,8 Prozent auf 1390 Zähler nach. Die Nasdaq konnte den bereits acht Tage alten Negativtrend nicht abschütteln. Der Hightech-Index schloss mit einem Minus von 2,4 Prozent bei 2440 Punkten.

Die ersten fünf Handelstage im Januar gelten an der Wall Street als wichtiger Indikator für die Kursentwicklung im Gesamtjahr; die Trefferquote in den vergangenen 40 Jahren ist mit 86 Prozent überzeugend hoch. Mit einem Fünf-Tages-Verlust von fünf Prozent für die Blue Chips und den breiten Markt sieht es in diesem Jahr nicht gut aus, zumal alle Probleme der vergangenen Tage langfristiger Natur sind: langsameres Wirtschaftswachstum, steigende Arbeitslosigkeit und ein hoher Inflationsdruck.

Während Analysten fest an eine weitere Zinssenkung bei der nächsten Notenbanksitzung Ende Januar glauben, mit der die Wirtschaft wieder Schwung bekommen soll, betont der Präsident der Philly Fed, Charles Plosser, die Notwendigkeit, die derzeit hohe Inflation einzudämmen. Die wirtschaftliche Entwicklung werde im zweiten Halbjahr 2008 auch ohne weitere Zinssenkungen an Schwung gewinnen, während ein verlangsamtes Wachstum die Inflation nicht automatisch eindämme. Die Märkte warten nun auf Signale von Notenbankchef Ben Bernanke am Donnerstag.

Die Anleger setzen in der Zwischenzeit auf Sicherheit und treiben damit den Goldpreis auf ein neues Allzeithoch. Die Feinunze kostete zu Handelsschluss 880,30 Dollar und hatte kurzzeitig sogar einen Höchstpreis von 883,80 erreicht.

Am Immobilienmarkt ging es, wie erwartet, im November weiter bergab. Die Zahl der H äuserverkäufe sank um 2,6 Prozent, nachdem im September und Oktober mehr Häuser verkauft worden waren. Experten rechnen damit, dass die Verkäufe weiterhin sinken, die Talsohle aber fast erreicht ist.

Auch bei den Unternehmen spielte die Immobilienkrise am Dienstag eine große Rolle. Der Häuserbauer KB Homes weist im vierten Quartal einen Verlust von 772 Millionen Dollar aus. Diese unerwartet hohe Summe entstand durch Abschreibungen in Höhe von 514 Millionen Dollar und einem Rückgang bei den Erlösen aus Hausverkäufen um 31 Prozent. Die Aktie fiel um neun Prozent.

Auch die Finanzinstitute litten einmal mehr unter dem Platzen der Immobilienblase. Die Hypothekenbank Countrywide Financial dementierte Gerüchte, dass sie im Laufe der Woche Konkurs anmelden wolle. Diese Gerüchte waren aufgekommen, nachdem die New York Times über gefälschte Unterlagen beim Vollstreckungsverfahren eines Hypothekennehmers berichtet hatte. Dies warf Fragen über die Geschäftspraktiken bei Countrywide auf, die Aktie verlor 28 Prozent.

Die übrigen Hypothekenfinanzierer waren ebenfalls von diesen schlechten Nachrichten betroffen, die Aktien von Ambac gaben um 16,6 Prozent nach, die von MBIA sanken um 21 Prozent.

Eine Schätzung von Merrill Lynch, nach der sowohl Citigroup als auch J.P. Morgan Chase noch höhere Abschreibungen vorzunehmen haben als angenommen, stürzte auch die übrigen Finanzwerte in den Keller. Die Papiere von Citigroup gaben um 4,3 Prozent nach, die von J.P. Morgan Chase um 4,6 Prozent.

Zusätzlichen Druck bekam die Börse von Seiten der Telekom-Werte: Der Dow-notierte Branchenriese AT&T äußert sich pessimistisch über die Geschäfte im Telefon- und Breitbandnetz. Die Aktie war mit einem Minus von 5,4 Prozent größter Verlierer im Dow, der Konkurrent Verizon gab um drei Prozent nach.

Zwei Unternehmen meldeten Führungswechsel: Bei der Investmentbank Bear Stearns fällt der umstrittene Vorstandsvorsitzende James Cayne der Subprimekrise zum Opfer. Unter seiner Führung wurde Bear Stearns eine der am schwersten von der Kreditkrise betroffenen Banken und musste sogar den ersten Quartalsverlust der Firmengeschichte hinnehmen. Die Aktie folgte allerdings dem breiten Trend und sank um 6,3 Prozent.

Verbessern konnte sich hingegen Starbucks, wo sich die Anleger über die Rückkehr von Howard Schultz freuen, der als CEO zurückkehrt. Schultz war bereits zwischen 1987 und 2000 Vorstandsvorsitzender der Kaffeehauskette und maßgeblich für den rasanten Aufstieg verantwortlich.

Quelle: ntv.de

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