Greenspan spricht US-Börsen wackeln
11.01.2002, 22:20 UhrDas Warten auf die Rede von Alan Greenspan hatte am frühen Abend ein Ende. Der US-Notenbankchef wies auf weiter bestehende Konjunkturrisiken hin. Die US-Börsen bauten daraufhin ihre Verluste weiter aus.
Der Dow Jones schloss die Woche mit einem Minus von 0,8 Prozent und damit unter der psychologisch wichtigen 10.000er-Marke bei 9.988 Punkten, die Technologiebörse Nasdaq gab 1,2 Prozent auf 2.022 Zähler nach.
Um 19.45 Uhr (MEZ) war es soweit, Alan Greenspan sprach vor Firmenmanagern in San Francisco. Der Chef der US-Notenbank sieht für die US-Wirtschaft bei weiter bestehenden Risiken erste Anzeichen einer Stabilisierung. Die jüngsten Konjunkturdaten hätten sich auf "gemischt" von zuvor "unaufhörlich negativ" verbessert, sagte er. Kurzfristig beständen allerdings weiter bedeutende Risiken, hieß es. Mit diesen überraschend skeptischen Ausblick hat Greenspan Experten zufolge die Tür für eine weitere Leitzinssenkung Ende Januar offen gehalten.
Dieses Szenario schlug den Börsianern allerdings etwas auf den Magen. Der Markt will nach Einschätzung von Analysten ein Ende der Zinssenkungen sehen, mit einem glatten Übergang in eine Konjunkturerholung, hieß es. Händler sagten, auch die Äußerungen Greespans zur US-Arbeitslosenquote hätten den Markt gedrückt. Greenspan habe eine steigende Arbeitslosigkeit nicht ausgeschlossen, was die Verbraucherausgaben belasten könne.
Am frühen Nachmittag wurden zudem die US-Erzeugerpreise für Dezember vermeldet. Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, sanken die Preise im Vormonatsvergleich um 0,7 Prozent und damit deutlich stärker als erwartet. In der Kernrate, ohne Lebensmittel und Energie, fielen die Preise um 0,1 Prozent. Analysten reagierten gelassen auf die Daten. Es sei sicherlich ein gutes Zeichen, was die zukünftige Inflationsentwicklung betrifft, hieß es. Aber es gehe sicherlich zu weit, bereits von einer Deflation zu sprechen.
Im Blickpunkt der Anleger stand der Autokonzern Ford. Der Autobauer kündigte an, fünf Werke schließen zu wollen. Weltweit sollen 35.000 Stellen der Restrukturierung zum Opfer fallen, davon allein 22.000 in Nordamerika. Dort soll auch die Produktions-Kapazität von 5,7 Mio. Einheiten auf 4,8 Mio. Einheiten heruntergefahren werden. Die Ford-Aktie konnte um 1,4 Prozent auf 15,50 US-Dollar zulegen.
Ebenfalls im Focus stand der Chiphersteller Rambus. Das Unternehmen hatte am Donnerstag nach Börsenschluss einen Quartalsverlust veröffentlicht, der allerdings weniger stark ausgefallen war als zuvor von Analysten erwartet. Die Aktie ging mit einem Plus von 4,7 Prozent bei 8,99 US-Dollar aus dem Handel.
Die Titel des angeschlagenen US-Energiekonzerns Enron wurden am Freitag vom Handel ausgesetzt. Anwälte von Enron bestätigten frühere Angaben aus Kreisen, dass sich das Unternehmen bei der Auktion um die Mehrheitsbeteiligung an seinem ruhenden Handelsgeschäft für den Schweizer Bankkonzern UBS Warburg entschieden habe.
Quelle: ntv.de