16-Monatstief erreicht US-Leichtöl kostet 67,50
22.10.2008, 17:05 UhrDer Ölpreis hat seine Talfahrt am Mittwochnachmittag beschleunigt. Mit 67,50 Dollar kostete ein Fass (159 Liter) US-Leichtöl der Sorte WTI am Nachmittag zeitweise 6,5 Prozent weniger als am Vorabend und war damit so günstig wie seit Juni 2007 nicht mehr. Der überraschende Anstieg der wöchentlichen Lagerbestände verstärkte den Druck auf den Preis noch, der unter wachsenden Rezessionsängsten leidet. Noch im Juli hatte der Ölpreis über 147 Dollar je Barrel WTI notiert.
In den USA waren die Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche überraschend deutlich um 3,2 Mio. Barrel gestiegen. Analysten hatten nur mit einem Plus von 2,6 Mio. Barrel gerechnet. Die Benzin-Bestände stiegen um 2,7 (Prognose 2,8) Mio. Fass.
"Die Stimmung am Ölmarkt bleibt extrem schlecht", hatte es zuvor in einem Kommentar der Commerzbank geheißen. "Eine deutliche Aufwertung des US-Dollar und Sorgen vor einer weiteren Abschwächung der Nachfrage wiegen derzeit schwerer als die zu erwartende Produktionskürzung durch die Opec." Die sich weltweit abschwächende Konjunktur dämpft auch die Nachfrage nach Rohöl. Die Opec hat laut Commerzbank bereits in den vergangenen Wochen das Angebot reduziert, ohne dass die Preise deswegen gestiegen wären.
Das Kartell stößt beim Versuch, auch die Nicht-Mitglieder zu einer Produktionskürzung zu veranlassen, auf wenig Gegenliebe. Die Uneinigkeit der Produzenten schwäche die Glaubwürdigkeit, wirklich Einfluss auf die Preisentwicklung nehmen zu können, schreibt die Commerzbank. So wollen sich die Nicht-Opec-Staaten Russland und Norwegen nicht an Förderkürzung beteiligen. Die am Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden US-Lagerbestände könnten für eine weitere Belastung sorgen, schreibt die Commerzbank. Am Markt wird insgesamt ein weiterer Anstieg der Lagerbestände erwartet.
Der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) ist leicht gesunken. Ein Barrel aus den Fördergebieten des Kartells habe am Dienstag 64,32 Dollar gekostet, teilte die Opec am Mittwoch in Wien mit. Das waren 31 Cent weniger als am Montag. Die Opec berechnet ihren sogenannten Korbpreis auf der Basis von 13 wichtigen Sorten der Organisation.
Eon sieht Gas-Kartell gelassen
Der größte deutsche Gaskonzern Eon Ruhrgas hat gelassen auf Pläne Russlands, des Iran und Katars zur Gründung eines Gaskartells reagiert. "Wir haben mit den meisten dieser Länder langfristige Lieferverträge, insbesondere mit Russland", sagte Ruhrgas-Chef Bernhard Reutersberg. Die Verträge mit Russland hätten eine Laufzeit bis zum Jahr 2036. Unmittelbare Auswirkungen auf diese Abkommen seien daher nicht zu erwarten. Russland gehört zu den wichtigsten Gaslieferanten des Konzerns.
Russland, Iran und Katar stehen vor der Gründung eines Gaskartells nach dem Vorbild der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Gazprom-Chef Alexei Miller sprach am Dienstag von "der Gründung einer bedeutenden Gas-Troika". Russland und Iran streben seit längerem an, aus dem wenig einflussreichen Forum der Gas exportierenden Länder (GECF) eine mächtigere Organisation nach dem Vorbild der Opec zu machen. Weitere potenzielle Mitglieder sind Algerien, Venezuela, Nigeria, Ägypten, Indonesien und Libyen.
Quelle: ntv.de