Boeing belastet Dow Veritas drückt Nasdaq
17.04.2002, 22:40 UhrDie US-Börsen haben sich am Mittwoch nach der gestrigen Kursrally in die Minuszone verabschiedet. Auch die Nasdaq, die zu Handelsbeginn noch von den guten Zahlen von Motorola und Intel profitierte, mußte dem Tempo des Vortages Tribut zollen - hinzu kam der schwache Ausblick von Veritas. Der Dow Jones wurde hingegen insbesondere von den schwachen Boeing-Zahlen nach unten gezogen - er fiel 0,8 Prozent auf 10.221 Punkte, die Nasdaq gab 0,3 Prozent auf 1.811 Zähler nach.
Neben den Quartalszahlen stand natürlich auch die Rede von Alan Greenspan im Mittelpunkt, so ein Händler. Nach den Worten des US-Notenbankchefs ist noch unklar, wie stark die Erholung der US-Wirtschaft ausfallen wird. Der Notenbankchef warnte allerdings, ein deutlicher und dauerhafter Anstieg des Öl-Preises könne weitreichende Konsequenzen haben. Analysten werteten die Aussagen Greenspans als Zeichen, dass die US-Notenbank es mit Zinserhöhungen vorläufig nicht eilig hat. Die meisten Experten rechnen in der zweiten Jahreshälfte mit einer Zinserhöhung in den USA. Die Fed werde sich aber Zeit lassen, bis sie überzeugt sei, dass die Dinge besser laufen, so Gary Thayer von A.G. Edwards & Son.
Der weltgrößte Flugzeugbauer Boeing hat im ersten Quartal mit einem Gewinn je Aktie von 75 Cent die Prognosen von Analysten deutlich verfehlt, die durchschnittlich mit 85 Cent Gewinn je Anteilsschein gerechnet hatten. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahresquartal leicht auf 13,8 Milliarden Dollar von 13,3 Milliarden Dollar. Die Aktie gab 6,8 Prozent auf 45,37 Dollar nach.
Der weltgrößte Chip-Hersteller Intel hat im ersten Quartal einen Gewinne je Aktie von 15 Cent vor Akquisitionskosten die Erwartungen von Analysten punktgenau getroffen. Der Umsatz des Unternehmens stieg auf 6,78 Milliarden Dollar nach 6,68 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal. Intel verbuchte damit den ersten Umsatzanstieg seit fünf Quartalen. Für das zweite Quartal prognostizierte Intel eine Umsatzspannbreite von 6,4 Milliarden bis 7,0 Milliarden Dollar. Die Aktie verbesserte sich 3,8 Prozent auf 30,64 Dollar.
Der weltweit zweitgrößte Handyhersteller Motorola hat in den ersten drei Monaten 2002 zum fünften Mal in Folge einen Quartalsverlust verbucht, rechnet aber weiter mit einer Rückkehr in die Gewinnzone in der zweiten Jahreshälfte. Der Fehlbetrag für das erste Quartal fiel mit 8 Cent je Aktie nicht so hoch aus, wie von Analysten befürchtet hatten, die mit einem Minus von 12 Cent je Aktie gerechnet hatten. Die Aktie legte 8,8 Prozent auf 16,33 Dollar zu.
Als Spaßbremse für die Hightechs erwies sich insbesondere Veritas. Der Kurs des Softwarekonzerns brach um 16 Prozent auf 30,96 Dollar ein. Das Unternehmen hatte zuvor einen schwachen Ausblich für das zweite Quartal gegeben.
Der US-Autobauer Ford hat im ersten Quartal einen Nettoverlust von 800 Millionen Dollar verbucht und damit zum vierten Mal in Folge rote Zahlen geschrieben. Der Verlust je Aktie vor Sonderposten habe bei 6 Cent gelegen, so der weltweit zweitgrößte Automobil-Konzern weiter, Analysten hatten mit einem Fehlbetrag von 15 Cent je Anteilsschein gerechnet. Für das zweite Quartal gab sich Ford optimistisch, man werde die Analysten-Erwartungen um mindestens 9 Cent je Aktie übertreffen, hieß es. Die Aktie schloss mit 2 Prozent bei 16,18 Dollar in der Gewinnzone.
Der US-Konsumgüterkonzern Philip Morris hat im ersten Quartal seinen Gewinn um 5 Prozent auf 1,14 Dollar je Aktie gesteigert und damit die Prognosen von Analysten, die bei 1,13 Dollar je Anteilsschein lagen leicht übertroffen. Die Aktie fiel 0,5 Prozent auf 53,07 Dollar. Händler begründeten dies mit einer Preiserhöhung für Zigaretten zum 1. April. Großhändler hätten daher im ersten Quartal ihre Lager gefüllt, im zweiten Quartal könne es zu Umsatzrückgängen kommen.
Die fünftgrößte Mobilfunkgesellschaft der USA, Nextel Communications, hat im ersten Quartal einen Verlust von 82 Cent je Aktie erwirtschaftet. Dieser beinhalte allerdings einen Sonderabschreibung von 42 Cent so das Unternehmen. Analysten hatten durchschnittlich mit einem Verlust von 40 Cent je Aktie gerechnet. In der ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte Nextel 502.000 neue Kunden gewinnen und lag damit über den Analysten-Schätzungen, die mit 475.000 bis 500.000 neuen Kunden gerechnet hatten. Für die Papiere ging es 1,5 Prozent auf 6,04 Dollar nach oben.
Die Investmentbank J.P. Morgan Chase hat im ersten Quartal einen operativen Gewinn von 57 Cent je Aktie verbucht, Analysten hatten nur mit einem Plus von 53 Cent je Anteilsschein gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresquartal als noch ein Gewinn von 74 Cent je Aktie in den Büchern gestanden hatte, musste die Bank jedoch einen Gewinneinbruch verzeichnen. Die Aktie schloss mit 5,3 Prozent bei 37,27 Dollar über dem Vortagesschluss.
Der Gewinn der Investmentbank Merrill Lynch sank im abgelaufenen ersten Quartal auf Grund der anhaltenden Schwäche im Wertpapierhandel auf 67 Cent je Aktie nach 92 Cent im vergleichbaren Vorjahresquartal. Analysten hatten allerdings nur mit einem Gewinn von 65 Cent je Aktie gerechnet. Die Aktie ging bei 48,37 Dollar praktisch unverändert aus dem Tag.
Der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer hat im ersten Quartal seinen Gewinn inklusive Sonderposten um 22 Prozent auf 37 Cent je Aktie gesteigert. Ohne Sonderposten ergab sich ein Plus von 39 Cent je Aktie, damit traf der Viagra-Hersteller exakt die Prognosen der Analysten. Der Umsatz stieg in den ersten drei Monaten um 11 Prozent auf 8,418 Milliarden Dollar, so Pfizer weiter. Für das zweite Quartal warnte das Unternehmen jedoch, dass steigende Kosten für ein Ergebnis deutlich unter den Wall Street-Erwartungen sorgen würden. Die Aktie verlor 5,1 Prozent auf 37,85 Dollar.
Der US-Technologiekonzern United Technologies hat im ersten Quartal seinen Netto-Gewinn um 6 Prozent auf 92 Cent je Aktie gesteigert. Analysten hatten im Schnitt mit einem Zuwachs der Gewinne auf 90 Cent nach 86 Cent im vergleichbaren Vorjahresquartal gerechnet. Der Umsatz fiel in den abgelaufenen drei Monaten allerdings auf 6,37 Milliarden Dollar nach 6,67 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal. Die Papiere gaben 4,5 Prozent auf 69,80 Dollar nach.
Nachbörslich richteten sich die Augen vor allem auf IBM. Der welgrößte Computerkonzern hat im ersten Quartal den größten Gewinneinbruch seit 1993 verzeichnet. Der Überschuss sei auf 0,68 Dollar je Aktie gefallen. Ein Jahr zuvor hatte der Gewinn noch bei 0,98 Dollar je Aktie gelegen. Analysten hatten im Vorfeld ihre Prognosen auf 0,68 Dollar je Aktie angepasst, nachdem IBM Anfang April die eigene Gewinnschätzung nach unten revidiert hatte. Die IBM-Aktie schloss mit einem Abschlag von knapp 2 Prozent bei 84,50 Dollar.
Der amerikanische Online-Broker E*Trade Group legte nach Börsenschluss seine Zahlen zum Ende März abgelaufenen Quartal vor. Die Erwartungen der Analysten konnten dabei geschlagen werden. Der Gewinn lag bei 8 Cents je Aktie nach einem Gewinn von 0 Cent je Aktie im Vorjahreszeitraum. Analysten erwarteten einen Gewinn von 7 Cents je Aktie. Auch die Umsätze stiegen im Vorjahresvergleich von 330 Millionen Dollar auf 331 Millionen Dollar. Für das Fiskaljahr 2002 bestätigte das Unternehmen seine Gewinnprognosen von 45-55 Cents je Aktie. Die Aktie schloss im Vorfeld der Daten bei 8,86 Dollar, ein Minus von 2,6 Prozent.
Auch Apple kam nachbörslich mit seinen Ergebnissen. Der Computerhersteller hat in seinem zweiten Geschäftsquartal 0,11 Dollar je Aktie verdient. Damit konnten die Erwartungen der Analysten um 1 Cent je Aktie geschlagen werden. Insbesondere der neue iMac hätte zu diesem Ergebnis beigetragen, hieß es. Die Aktie schloss zuvor bei 26,11 Dollar, was einem Plus von 1,4 Prozent entsprach.
Quelle: ntv.de