Spanische Sorgen bleiben Dax schließt im Minus
28.09.2012, 17:40 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Spaniens neue Sparmaßnahmen reichen den deutschen Anlegern nicht, um alle Zweifel zu zerstreuen. Bereits am Mittag sind die Vorschusslorbeeren aufgebraucht, die Kurse fallen auf breiter Front - auch weil aus den USA positive Impulse fehlen.
Bis zum Mittag haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt die Hoffnung, dass der letzte Handelstag der Woche mit einem Plus beendet wird. Doch diese Hoffnung zerschlug sich danach schnell und so verabschiedet sich der deutsche Leitindex mit Verlusten ins Wochenende. Die am Donnerstagabend angekündigte strikten Sparbeschlüssen der spanischen Regierung hielten nicht lange vor - ganz nach dem bekannten Motto: Politische Börsen haben kurze Beine. Die anstehende Bonitätsbewertung für Spanien durch die Ratingagentur Moody's rückte in den Fokus, sagte ein Händler.
Der Dax markierte am Morgen ein Tageshoch von 7337 Zählen. Zum Handelsende stand ein Minus von 1,0 Prozent und ein Stand von 7216 Punkten in den Büchern. Der MDax büßte ebenfalls ein: 0,3 Prozent auf 11.978 Zähler. Im Handelsverlauf hatte der Index die 11.000er Marke bereits deutlich überwunden. Der TecDax schloss mit 809 Punkten leicht im Minus.
Spanischer Bailout?
Die Abgaben begründete ein anderer Marktteilnehmer mit Sorgen wegen des schuldengeplagten Spaniens. "Hier werden gerade allerlei Spekulationen durchgereicht", sagte der Händler. So werde gefürchtet, der Stresstest könnte "massiver" ausfallen als gedacht und das Land doch zum Bailout genötigt sein.
Leicht positiv wurden aktuelle Konjunkturdaten aus Deutschland gewertet. So sind die Einzelhandelsumsätze im August preisbereinigt um 0,3 Prozent gestiegen und übertrafen damit die Markterwartungen um 0,1 Prozentpunkte. Die US-Konjunkturdaten belasteten dagegen.
Von Banken bis Technik
Bis dahin lag das Augenmerk der Anleger auch auf Unternehmenszahlen. In den USA hatte Research In Motion (RIM) am Abend Quartalszahlen vorgelegt und dabei wieder Umsatzwachstum präsentiert. Das sorgte zwischenzeitlich für eine positive Grundstimmung bei den Tech-Werten, so ein Marktteilnehmer.
Unter den Einzelwerten konnten sich ThyssenKrupp mit einem Plus von 0,7 Prozent unter den wenigen Gewinnern im Leitindex halten. Der Stahlkonzern hatte mitgeteilt, seine Tochter Tailored Blanks an den chinesischen Wettbewerber Wuhan Iron and Steel für einen ungenannten Preis zu verkaufen. Händler verweisen zudem auf einen Medienbericht, wonach der südkoreanische Wettbewerber Posco den Kauf des Thyssen-Stahlwerks in Alabama erwägt.
Die Bankenwerte, die am Morgen noch die Gewinnerliste angeführt hatten, bauten ihre Gewinne ab und schlossen ins Minus. Die Deutsche Bank verloren 1,1 Prozent, die Commerzbank 0,8 Prozent.
Die Aktien von Infineon fielen weiter. Ihre Schwäche wird daran deutlich, dass sie ein neues 52-Wochentief erreicht hat und damit eine starke Underperformance zum Dax aufweist. Die Gründe für die Abgaben sind die alten: Die trüben Aussichten des Halbleiterherstellers sorgen für anhaltende Verkäufe. Die Aktie sank um 1,7 Prozent.
Im MDax führten Sky Deutschland die Gewinnerliste mit 4,8 Prozent an. Dahinter folgten die Titel von Krones mit einem Zuwachs von 2,6 Prozent: Die Papiere des Herstellers von Abfüllanlagen profitierten dabei von einer positiven Analystenstimme der Berenberg Bank, die die Titel auf "Buy" von "Hold" heraufgestuft und das Kursziel auf 52 von 45 Euro angehoben hatte. "Die Aussichten werden immer besser", schrieben die Analysten von Berenberg in einem Kommentar. Der Markt für Krones wachse und durch die internationale Ausrichtung profitiere die Firma vom Wachstum in den Schwellenländern.
Von EADS bis HHLA
Die Führung des Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS warnte indes vor einem zu langen Aufschub der politischen Entscheidung über die geplante Fusion mit dem britischen Branchenriesen BAE Systems. "Ein solches Vorhaben verlangt schnelle Entscheidungen", sagte EADS-Vorstandsmitglied und Airbus-Chef Fabrice Brégier der französischen Wirtschaftszeitung "Les Echos". "Es ist nicht die Führung von EADS oder BAE, die drängt, es sind die Märkte und die Kunden, die wissen wollen, was die Zukunft der Gruppe ist." EADS-Titel gaben 0,4 Prozent nach.
Auffallend schwach entwickelten sich die Papiere von Hamburger Hafen. "Der Titel ist einer der Underperformer im MDax. Möglich, dass hier noch Positionen zum Ultimo abgebaut werden", sagte ein Marktteilnehmer. Mit dem Fall unter den Unterstützungsbereich um 20 Euro habe sich die charttechnische Lage wieder verschechtert. Wegen der weltweit eingetrübten konjunkturellen Lage sei die Situation für den Hafenbetreiber derzeit nicht einfach. Der Kursverlust belief sich auf 3,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa