Marktberichte

Spanien-Krise und Köhler-Rücktritt Verregnetes Dax-Handelsende

Spanien-Schock? Pah. Köhler-Rücktritt? Egal. Lange Zeit zeigt sich der deutsche Aktienmarkt den politischen Widrigkeiten zum Trotz deutlich im Plus. Aber kurz vor Handelsschluss geht ihm die Puste aus.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Der deutsche Aktienmarkt ist fulminant in den Auftakt der neuen Handelswoche gestartet. Die Spanien-Krise mit der am Freitag nachbörslichen Herabstufung der Bonität des Landes durch die Ratingagentur Fitch prallte ebenso am Markt ab wie der überraschende Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler. Zum Handelsschluss allerdings verließen den Dax zusehends die Kräfte. Nach einem Tageshoch bei 5994 Punkten ging der deutsche Leitindex bei 5964 Zählern und plus 0.3 Prozent aus dem Handel, der Marktteilnehmern zufolge recht dünn war. Der Grund hierfür lag in den Feiertagen in den USA und Großbritannien. Die Börsen blieben dort deshalb geschlossen.

Trotz der jüngsten Kursgewinne fiel die Monats-Bilanz für den Dax schwach aus. Mit einem Minus von mehr als 2,5 Prozent zeigte er die schlechteste Entwicklung im Mai seit vier Jahren und machte dem Börsen-Sprichwort "Sell in May and go away" alle Ehre.

Autowerte voll in Fahrt   

Am deutschen Markt griffen Anleger vor allem bei Autotiteln zu. Daimler-Papiere notierten mit einem Aufschlag von 1,7 Prozent. BNP-Analyst Thierry Huon äußerte sich zuversichtlich, dass Daimler sein Renditeziel für die Sparte Mercedes erreichen kann. Auch Volkswagen-Aktien stiegen um 2,2  Prozent und standen damit an der Spitze der Dax-Gewinner. BMW verteuerten sich um 0,7 Prozent

Maschinenbauer wieder in Erfolgsspur

Die Aufholjagd im deutschen Maschinenbau hilft MAN. Nach dem dramatischen Einbruch im Krisenjahr 2009 gingen bei den Unternehmen der Schlüsselindustrie im April real 36 Prozent mehr Aufträge ein als im Vorjahresmonat, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mitteilte. MAN gewannen 0,7 Prozent.

Auch das Dax-Schwergewicht BASF zogen 0,5 Prozent an. Den Grund sahen Händler vor allem in Zahlen des Konkurrenten Altana. Umsatz und Vorsteuerergebnis sollen dank Konjunkturerholung deutlich zulegen, so eine Studie von Altana.

Ein Prost auf Gildemeister

Im MDax legten die Titel von Gildemeister mit einem Plus von mehr aks zwei Prozent deutlich zu. Börsianer verwiesen auf einen Bericht der "Financial Times Deutschland", demzufolge der japanische Partner Mori Seiki seinen offiziell fünfprozentigen Anteil an dem Bielefelder Werkzeugmaschinenbauer ausbauen wolle.

Spekulationen um HeidelbergCement

HeidelbergCement zogen ebenfalls weiter an. Am Freitag entscheidet die Deutsche Börse über mögliche Dax-Veränderungen im Juni. Erwartet wird eine Aufnahme von HeidelbergCement in den Leitindex anstelle von Salzgitter. Händler meinen, im Vorfeld der Börsensitzung seien die Aufsteiger häufig Outperformer. Der Kurs wartete mit einem Plus von zwei Prozent auf.

Alles Müller, oder was?

Douglas profitierten von einem stärkeren Engagement des Drogerie-Unternehmers Erwin Müller. Seine Beteiligung beim Handelskonzern Douglas stockte er auf über fünf Prozent auf. Zugleich kündigte er an, weitere Anteile zukaufen zu wollen. Douglas-Anteillscheine verteiuerten sich um mehr als drei Prozent.

Deutsche Wohnen profitierten von einem höheren Ergebnis im ersten Quartal. Die Titel des Immobilienunternehmens stiegen zwei Prozent. Der Konzern steigerte sein Ergebnis auf 9,1 Mio. Euro nach 4,9 Mio. Euro ein Jahr zuvor.

Mit Dividendenabschlägen werden die Aktien von Gagfah, Lanxess und Drillisch gehandelt.

BP-Desaster

Auf europäischer ebene lässt BP kräftig Federn. Der Handel verweist auf das "Desaster" des Scheiterns der "Top-Kill"-Methode zur Schließung des Bohrlochs im Golf von Mexiko. Nun können offenbar nur noch Entlastungsbohrungen weiter helfen. Es würde aber mindestes bis August dauern, bis hier mit ersten Ergebnissen zu rechnen sei, heißt es. Bis dahin sei nicht auszuschließen, dass das Öl weitgehend ungehindert in den Golf von Mexiko fließe.

BP notierten acht Prozent schwächer. "Die Aktie müsste am Berichtstag eigentlich mindestens 10 Prozent abgebürstet werden", so ein Händler. Angesichts der Tatsache, dass der Börsenplatz London wegen Feiertag geschlossen bleibt, richteten sich die Blicke nach Frankfurt. Die Katastrophe könnte Existenz bedrohende Ausmaße für BP annehmen, sagen Händler.

EADS frohlockt

EADS legten dagegen rund 1,7 Prozent zu - trotz neuer technischer Probleme mit dem Transporthubschrauber NH90. Konzernchef Louis Gallois hatte in einem "Handelsblatt"-Interview erklärt, er rechne binnen fünf Jahren mit schwarzen Zahlen beim Flaggschiff A380.

Nervosität bleibt

"Vor zwei Wochen wären die Kurse in Asien nach solch schwachen US-Vorgaben noch kräftig gefallen", meinte der Händler. "Sell in May and go away" habe sich in diesem Jahr einmal mehr als die richtige Devise herausgestellt. Es gebe jedoch noch immer "reichlich Bullen" am Markt, welche nun die jüngste Korrektur als ausreichend auffassen und auf eine Fortsetzung der im März 2009 begonnenen Erholung setzen könnten.

Spanien wirkt kaum nach

Wenig Nachwirkungen am Markt hatte Händlern zufolge die Herabstufung der Bonität Spaniens auf "AA+" durch die Ratingagentur Fitch. Die Agentur hatte den Schritt am Freitagabend mit einem langsameren Wirtschaftswachstum aufgrund der massiven Sparpläne begründet. Die Sorgen über eine Ausbreitung der europäischen Schuldenkrise belasteten daraufhin die Börsen in New York und zunächst auch in Tokio.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ/rts

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