Marktberichte

Dax-Vorschau Verschnaufpause erwartet

Angesichts der jüngsten Kursgewinne am deutschen Aktienmarkt ist nach Ansicht von Börsianern in der neuen Woche eine Verschnaufpause angebracht. "Nach dem scharfen Anstieg sollte der Markt ein wenig durchatmen", fasst Postbank-Analyst Heinz-Gerd Sonnenschein zusammen. "Es wäre gut, wenn sich der Dax dauerhaft über den in dieser Woche erklommenen Marken etablieren könnte", fügte Helaba-Stratege Markus Reinwand hinzu. Der Dax hat in der abgelaufenen Woche Boden gutgemacht. Am Freitag gab er bis zum Mittag zwar 0,8 Prozent auf 4224 Punkte nach. Sollte er auf dem Niveau schließen, hätte er aber immer noch knapp vier Prozent gewonnen und sich damit etwa 18 Prozent von seinem noch am 9. März mit 3588 Punkten erreichten 5-1/2-Jahres-Tief entfernt.

"Nach der Zwischenerholung ist das kurzfristige Aufwärtspotenzial begrenzt", fasst Felix Adrian zusammen, der Leiter Aktienportfoliomanagement bei der Cominvest. Die Gefahr eines Rückschlags sei noch nicht gebannt, warnen die Analysten der Landesbank Berlin. Die Commerzbank ist ähnlich vorsichtig: "Den Aktienmärkten droht in der Berichtssaison für das erste Quartal 2009 ein weiterer Gewinnschock", warnen die Analysten. In der neuen Woche stehen meist allerdings noch Bilanzzahlen für 2008 an. Dabei berichten vor allem Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. Im Dax stehen am nächsten Freitag lediglich die Hauptversammlungen von Merck und MAN auf den Terminkalendern. Von beiden Konzernen erhoffen sich Börsianer Aussagen zum laufenden Jahr.

In den USA wird zudem das Leerverkaufsverbot für Finanzwerte auslaufen. "Ich könnte mir vorstellen, dass die Börsenaufsicht das Verbot noch verlängert", erklärt Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. "Schließlich versucht die Regierung zur Zeit jegliches Risiko auszuschließen."

Auf Unternehmensseite rückt in der neuen Woche einmal mehr die Autoindustrie in den Blickpunkt. Am Dienstag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Rüsselsheim bei der GM-Tochter Opel erwartet. In den USA läuft die Frist aus, die die Regierung den angeschlagenen Autobauern für die Vorlage konkreter Sanierungskonzepte eingeräumt hatte, auf deren Grundlage sie über die Vergabe zusätzlicher Kredite entscheiden will. Die Bundesregierung macht davon ihre Unterstützung für Opel abhängig. "Eine Lösung für GM könnte für den gesamten Sektor stabilisierend wirken", sagte Reinwand. Börsianer schließen eine Verlängerung der Frist nicht aus.

ISM-Indizes, EZB und G20 im Fokus

Auf der Konjunkturseite steht die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) und die anschließende Pressenkonferenz von EZB-Chef Jean-Claude Trichet im Fokus. An den Märkten wird überwiegend mit einer Senkung um weitere 50 Basispunkte auf dann nur noch 1,0 Prozent gerechnet. Vereinzelt halten Analysten auch eine geringere Zinssenkung - um 25 Basispunkte - für möglich. "Eine Zinssenkung der EZB würde sich auf den Markt unterstützend auswirken", erklärte Adrian.

Mit Spannung warteten Börsianer auch auf neue Konjunkturdaten aus den USA. Dort stehen in der neuen Woche neben Immobiliendaten, die ISM-Einkaufsmanagerindizes aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor an. Als Frühindikatoren kommen diesen Daten laut Reinwand eine besondere Rolle zu. Die am Freitag erwartete Statistik vom US-Arbeitsmarkt dürften eine Verschlechterung signalisieren. Im März hatten sich wöchentlich rund 650.000 Menschen erstmals arbeitslos gemeldet.

Von dem am Donnerstag in London beginnenden Treffen der Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer erwarten Börsianer kaum große Impulse. Aussagen zu den Wechselkursen, der Finanzmarktregulierung oder den staatlichen Konjunkturprogrammen könnten aber für Gesprächsstoff sorgen, zumal den USA die Konjunkturprogramme in Europa nicht weit genug gehen.

Quelle: ntv.de

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