Rezession? Wo? Wall Street im Plus
30.10.2008, 21:40 UhrDie Anleger an den amerikanischen Börsen quittierten das schrumpfende Wirtschaftswachstum im letzten Quartal mit nicht viel mehr als einem Schulterzucken. Nach der Zinssenkung am Mittwoch kommt stattdessen Hoffnung auf, dass das Schlimmste überstanden ist.
Der Dow-Jones-Index stieg um 190 Zähler oder 2,1 Prozent auf 9181 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index legte um 24 Zähler oder 2,6 Prozent auf 954 Punkte zu. Die Hightech-orientierte Nasdaq kletterte um 41 Zähler oder 2,5 Prozent auf 1699 Punkte.
In den Monaten von Juli bis September ist das Bruttoinlandsprodukt laut der ersten Schätzung auf Minus 0,3 Prozent gefallen, was noch besser war als erwartet. Dies ist dennoch der schlechteste Wert seit sieben Jahren und dürfte den Beginn einer offiziellen Rezession markieren.
Die Anleger ließen sich davon jedoch nicht schrecken, genauso wenig wie von der anhaltend hohen Zahl an Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung, die in der vergangenen Woche unverändert bei 479.000 geblieben ist.
Die Indizes erhielten erneut Schwung von der Zinssenkung am Mittwoch, da die Interbank-Zinsrate Libor weiter gefallen war und man nun auf ein Ende der Kreditkrise hofft. Auch General Electric hatte über Nacht dementiert, seine Gewinnprognose deutlich gesenkt zu haben, was die Indizes in den letzten Handelsminuten am Mittwoch hatte abstürzen lassen.
Aber nicht alle waren optimistisch, denn San Francisco’s Fed-Präsidentin Janet Yellen erwartet für das laufende Quartal einen deutlichen Wachstumseinbruch und die Regierung kämpft weiter dafür, dass die Krise überwunden wird. Deshalb arbeiten das Finanzministerium und die FDIC laut Reuters an einem 600-Mrd-schweren Rettungspaket für den Immobilienmarkt, wodurch drei Mrd. Hypotheken gestützt werden könnten.
Der Dow wurde unter anderem von American Express gestützt, denn das Kreditkartenunternehmen will 7.000 Angestellte, was zehn Prozent der Arbeiter entspricht, entlassen. Der Konzern deutete an, dass selbst einige der reichsten Amerikaner Schwierigkeiten hätten, ihre Schulden zu begleichen. Die Aktie legte aber um 3,4 Prozent zu.
Damit reiht sich American Express in eine Reihe von Unternehmen ein, die quer über alle Branchen verteilt Arbeitsplätze abbauen müssen. Auch der Mobiltelefonhersteller Motorola will 3.000 Stellen streichen, nachdem für das vergangene Quartal einen Verlust von 397 Mio. Dollar gemeldet hatte. Außerdem will man die Abspaltung der Mobilfunkeinheit in ein eigenständiges Unternehmen verschieben, weil das Wirtschaftsklima derzeit zu unfreundlich sei. Die Papiere gaben um 5,3 Prozent nach.
Die Aktien von Exxon Mobil stiegen um lediglich 0,5 Prozent, obwohl das Energieunternehmen mit gut 13 Mrd. Dollar Gewinn erneut ein Rekordergebnis präsentiert hat. Die Anleger befürchten allerdings, dass dies der Höhepunkt war und die Ergebnisse in den folgenden Monaten deutlich schlechter ausfallen werden, weil der Ölpreis seit Juli stark gesunken ist.
Der Verbrauchsartikelhersteller Colgate-Palmolive konnte mit seinem Gewinn von 99 Cents pro Aktie die Erwartungen schlagen, wobei der Gewinn zum Teil auf dem schwachen Dollar basierte. Experten hatten außerdem darauf geachtet, ob die Verbraucher in den vergangenen Monaten verstärkt nach billigen Alternativen gegriffen haben, doch laut Colgate spürte man davon nichts. Deshalb stieg die Aktie um sieben Prozent.
Quelle: ntv.de