Absturz gut verkraftet Wall Street im Plus
15.01.2009, 22:46 UhrSchrecksekunde an der Wall Street: Kurz vor Handelsschluss am Donnerstag ist ein Flugzeug in den Hudson River gestürzt. Es handelt sich um einen Unfall - nicht etwa um eine Terroraktion - und entsprechend reagierten die Börsen nicht; die Indizes schlossen leicht im Plus.
Der Dow-Jones-Index schloss mit einem Plus von 0,15 Prozent bei 8212 Zählern, während sich der marktbreite S&P-500-Index um 0,13 Prozent auf 843 Punkte verbesserte. Die Hightech-lastige Nasdaq schloss mit einem Plus von 1,5 Prozent bei 1511 Punkten.
Im frühen Handel hatte es weniger positiv ausgesehen. Schwache Konjunkturdaten, Sorgen um die Bank of America und um Apple hatten die Blue Chips zum ersten Mal seit zwei Monaten unter die Marke von 8000 Punkten gedrückt, was dann aber eine Rallye auslöste. Im Laufe des Nachmittags wurden die frühen Verluste wieder gut gemacht, doch sind sich Experten sicher, dass die 8000-Punkte-Marke erneut getestet werden dürfte. Die Volatilität an den US-Märkten hat am Donnerstag den höchsten Stand seit mehr als einem Monat erreicht.
Von konjunktureller Seite gab es einen ganzen Schwung schlechter Nachrichten, unter anderem vom Arbeitsmarkt und vom Empire State Index. Letzterer berichtet über das Produzierende Gewerbe im Staat New York und notiert den neunten Monat in Folge im negativen Bereich. Ein Januar-Stand von -22 Punkten zeigt, dass die Geschäfte in der Industrie weiter zurückgehen.
Auf Unternehmensseite standen Finanzaktien: Die Bank of America verlor 17 Prozent, nachdem das Wall Street Journal über einen Antrag der Bank auf weitere Rettungsgelder berichtet hatte. Das Unternehmen braucht wohl weitere Milliarden, um die Übernahme von Merrill Lynch finanzieren zu können. Anleger sind schockiert über die unerwartete und offensichtliche Schwäche.
Auch Citigroup brach tief ein. Das Unternehmen wird zum Wochenschluss am Freitag Quartalszahlen vorlegen.
JP Morgan Chase hat das bereits getan. Man weist für das vierte Quartal einen Gewinn von 702 Millionen Dollar oder 7 Cent pro Aktie aus. Damit werden die Erwartungen getroffen, allerdings ist der Gewinn in absoluten Zahlen gegenüber dem Vorjahresquartal um 3 Milliarden Dollar eingebrochen. Die Aktie verlor 5 Prozent.
Mit einem Minus von 2,3 Prozent ging Apple aus dem Handel. CEO Steve Jobs wird sich bis Ende Juni aus gesundheitlichen Gründen beurlauben lassen. Anleger bangen um Jobs, das kreative Zentrum von Apple, der nach einer Krebserkrankung im vergangenen Jahr nun an einer Hormonstörung leiden soll.
Dramatische Verluste gab es kurz vor Handelsschluss für die Aktie von US Airways, dem Unternehmen hinter der abgestürzten Maschine im Hudson River. Ersten Erkenntnissen zufolge soll ein Schwarm Gänse in die Turbine des Flugzeugs geraten sein und diese außer Gefecht gesetzt haben. Dem Piloten, der auf dem Weg vom New Yorker Flughafen LaGuardia nach Charlotte (North Carolina) war, gelang aber eine vergleichsweise sanfte Landung im Fluss. Pendler-Fähren und Polizeiboote eilten an die Unfallstelle und konnten offensichtlich alle 146 Passagiere und 5 Crew-Mitglieder unverletzt retten.
Quelle: ntv.de