Immobilienkrise Wall Street im freien Fall
26.07.2007, 22:17 UhrVon Lars Halter, New York
Die amerikanischen Börsen hatten am Donnerstag einen der schlechtesten Tage ihrer Geschichte: Der Dow-Jones-Index verlor zeitweise mehr als 430 Punkte und schloss letztlich mit einem Minus von 309 Zählern oder 2,24 Prozent auf 13.476 Punkten. Schuld waren neue Details zur Immobilien- und Hypothekenkrise, vor der sich Anleger fürchten.
Auch die übrigen Indizes fielen steil. Der marktbreit gefasst S&P-500-Index schloss mit einem Abschlag von 35 Zählern oder 2,3 Prozent auf 1483 Punkten, wobei 97 Prozent aller Aktien Verluste einfuhren. Selten haben die amerikanischen Märkte auf derart breiter Basis und durch sämtliche Branchen hindurch so steil verloren.
Der S&P-500-Index schloss auf einem Halbjahrestief, ebenso wie die Nasdaq mit einem Abschlag von 49 Zählern oder 1,84 Prozent auf 2599 Punkte.
Schlechte Nachrichten aus dem konjunkturellen Umfeld hatten den Markt schon früh absacken lassen: Bestellungen langlebiger Güter sind im vergangenen Monat um 1,4 Prozent gestiegen und damit schwächer als erwartet. Der Transportsektor mit den teuren Flugzeugbestellungen ausgenommen, bleibt ein Minus von 0,5 Prozent.
Zudem sind wie bereits am Vortag erneut schwache Hausverkäufe gemeldet worden, auch die Durchschnittspreise für Immobilien fallen. Der Häuserbauer Beazer Homes weiß nicht, wann die schwierigen Zeiten für die Branche zu Ende gehen könnten. Und der Konkurrent D.R. Horton berichtet über einen Quartalsverlust von 824 Millionen Dollar und klagt über die schwierige Lage am Hypothekenmarkt.
Zeitgleich sorgte der Ölpreis für Stirnrunzeln. Der Rohstoff gab im Tageshandel zwar etwas nach, nähert sich grob aber doch an die Marke von 80 Dollar an, vor der Industrie-, Transportwerten und dem Verbraucher gleichermaßen bang ist.
Die hohen Preise spiegeln sich im Quartalsbericht von ExxonMobil nicht wieder. Das Unternehmen blickt für die vergangenen drei Monate auf einen Gewinneinbruch auf 10,26 Milliarden Dollar und hat die Erwartungen verfehlt. Das riss nicht nur die Dow-notierte Aktie ins Minus, sondern die Konkurrenz, darunter Chevron und ConocoPhilips.
ExxonMobil verlor am Donnerstag 5 Prozent, noch schlechter schloss nur Alcoa mit einem Minus von mehr als 7 Prozent ab. Weitere große Dow-Verlierer waren General Motors und Boeing sowie die Aktien der Citigroup.
Einziger Dow-Wert im Plus war 3M mit einem Gewinn von 0,5 Prozent. Damit reagierte die Aktie nach einem schwachen Tageshandel zumindest ein wenig auf die guten Quartalszahlen. Auch Ford konnte sich nach starken Zahlen verbessern, während der Chemiekonzern Dow Chemical trotz guter Bilanzdaten im Minus hängen blieb.
Größter Gewinner im Hightech-Bereich war Apple mit einem Plus von 6,4 Prozent. Das Unternehmen hat dank starker Nachfrage nach iMac und iPod den Gewinn im vergangenen Quartal um 73 Prozent auf 818 Millionen Dollar oder 92 Cent pro Aktie erhöht. Damit werden die Prognosen um mehr als 25 Prozent geschlagen, und auch die Nettomargen sind deutlich höher als erwartet. Mit den etwa 270.000 verkauften iPhones sind manche Analysten nicht zufrieden, Apple-Kritiker waren am Donnerstag aber in der Minderheit.
Quelle: ntv.de