Kräftige Gewinne in den USA Wall Street in Kauflaune
16.07.2008, 22:45 UhrDie US-Börsen haben am Mittwoch die kräftigsten Gewinne seit mehr als drei Monaten verbucht. Für große Erleichterung sorgte an den Märkten vor allem die Nachricht, dass die Krise an den Kreditmärkten die fünftgrößte US-Bank Wells Fargo nicht so stark getroffen hat wie befürchtet. Zudem trieben stark sinkende Ölpreise nach der Veröffentlichung von US-Lagerdaten die Kurse nach oben. Auch ein massiver Anstieg der Inflation auf fünf Prozent im vergangenen Monat konnte die Stimmung an den Märkten daher nicht trüben.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zum Handelsschluss 2,52 Prozent im Plus bei 11.239 Punkten. Im Verlauf war er zwischen 10.918 und 11.244 Stellen gependelt. Der breiter gefasste S&P-500 notierte 2,51 Prozent fester mit 1245 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann gar 3,12 Prozent auf 2284 Punkte hinzu.
Wells Fargo wies zwar einen Gewinnrückgang um 23 Prozent auf 1,75 Mrd. Dollar für das zweite Quartal aus. Pro Aktie verdiente das Institut aber mit 53 Cent vier Cent mehr als erwartet. Die Aktie schoss um 32,8 Prozent in die Höhe.
Auf Erholungskurs waren auch andere Titel des Sektors, etwa die zuletzt stark gebeutelten Papiere der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac, mit einem Plus von 30,8 beziehungsweise 29,9 Prozent. US-Notenbankchef Ben Bernanke erklärte vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses, beide Institute verfügten über genügend Kapital und seien nicht vom Bankrott bedroht. Kräftig aufwärts ging es auch für die Aktien der Bank of America, die 22,4 Prozent höher notierten.
Während Investoren die zuletzt verschmähten Finanztitel wieder entdeckten, zogen sie ihr Kapital nach einem Rückgang des Ölpreises aus Energietiteln ab. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl sank um mehr als vier Dollar auf 134,50 Dollar, nachdem die US-Rohöl-Lagerbestände in der vergangenen Woche stärker als erwartet gestiegen waren.
Von dem sinkenden Ölpreis profitierten auch die Papiere von Fluggesellschaften: So schossen die Titel von Delta Airlines und der American-Airlines-Mutter AMR in die Höhe, obwohl beide Unternehmen im abgelaufenen Quartal Verluste schrieben.
Zu den Gewinnern gehörten auch die Aktien von Time Warner. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte berichtet, der Medienkonzern treibe die Verhandlungen mit Microsoft und Yahoo über seine AOL-Internetsparte voran. Time-Warner-Titel stiegen daraufhin 1,3 Prozent, Microsoft-Aktien 9,5 Prozent und Yahoo-Papiere 4,4 Prozent.
Die Aktien des Chipherstellers Intel konnten von einem Geschäftsausblick profitieren, den Branchenexperten als optimistisch bezeichneten. Die Titel legten knapp ein Prozent zu. Auch der Computer- und Serverhersteller Sun konnte trotz eines Gewinnrückgangs überzeugen - die Aktien verteuerten sich um über vier Prozent. Dagegen rutschten die Titel des Festplattenherstellers Seagate nach einem enttäuschenden Geschäftsverlauf um mehr als 15 Prozent ab.
Die Verbraucherpreise stiegen im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 5,0 Prozent. Bernanke bezeichnete die aktuelle Teuerung als "zu hoch" und erklärte den Kampf dagegen zur "Top-Priorität" der Fed. Wegen der zunehmend düsteren Aussichten für die US-Wirtschaft sind der Notenbank nach Ansicht vieler Experten aber zumindest vorerst die Hände gebunden.
Quelle: ntv.de