IBM im Blick Wall Street mit Schlussspurt
05.06.2002, 22:10 UhrDie US-Aktienmärkte präsentierten sich am Mittwoch lange Zeit ohne klare Tendenz. Die Angst der Anleger vor schlechten Nachrichten sei einfach zu groß gewesen, ein langfristiger Anstieg noch Wunschdenken, umriss ein Händler die Situation. Erst in der letzten Stunde zogen die Kurse deutlicher an. Der Dow Jones legte 1,1 Prozent auf 9.797 Punkte zu, die Nasdaq drehte nach starkem Start und zwischenzeitlichem Schwächeanfall mit 1,1 Prozent auf 1.595 Punkte ins Plus.
Gute Nachrichten gab es kurz nach Börsenauftakt von der Konjunkturseite. Die Geschäftstätigkeit im US-Dienstleistungssektor hat im Mai stärker als erwartet zugenommen. Nach einer Erhebung des Institute for Supply Management stieg der Service-Index im Mai auf 60,1 Punkten nach 55,3 Punkten im April. Experten hatten nur mit einem Anstieg auf 55,9 Punkte gerechnet.
Bereits am Dienstag hatten Aussagen von US-Notenbankchef Alan Greenspan, die US-Konjunktur befinde sich weiter auf Erholungskurs, für Unterstützung gesorgt. Die US-Wirtschaft gehe zur Zeit zwar durch eine leichte Schwächephase, befinde sich aber immer noch auf dem Weg der Erholung, so Greenspan. Die Aussagen des obersten Währungshüters hätten den Anlegern wieder etwas Mut gemacht, so Stephen Bliss von Cantor Fitzgerald. Zudem habe die Nasdaq in diesem Jahr rund 20 Prozent verloren, nun würden die ersten Schnäppchenjäger auf den Plan treten.
Im Blickpunkt der Anleger stand die Aktie des Computerriesen IBM. Der weltgrößte Computerkonzern will wegen der anhaltenden Konjunkturflaute in der Halbleiterbranche in seinem Geschäftsbereich Mikroelektronik 1500 Arbeitsplätze abbauen. Die Talfahrt in der Kommunikationsbranche sei auch an IBM nicht vorbeigegangen, so das Unternehmen. Die Investmentbank Goldman Sachs stellte unterdessen das Erreichen der IBM-Gewinnziele im zweiten Quartal in Frage. Das laufende Restrukturierungsprogramm werde IBM zwar helfen, die Prognosen für das Gesamtjahr zu erfüllen, da die Effekte aber vor allem im zweiten Halbjahr wirksam würden, seien die Ziele für das laufende zweite Quartal weiter in Gefahr, so die Analysten. Die Aktie legte 1,6 Prozent auf 80,55 Dollar zu.
Der US-Telekomkonzern WorldCom will einem Zeitungsbericht zufolge 16.000 weitere Stellen streichen, um so die Kosten zu senken und das angeschlagenen Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Die Streichungen würden ein Fünftel der gesamten Belegschaft ausmachen. Bislang hat WorldCom bereits knapp 13.000 Stellen gestrichen. Die Aktie fiel 2,5 Prozent auf 1,41 Dollar.
Gute und schlechte Neuigkeiten gab es von Synopsys. Das Unternehmen, das auf Software zur Herstellung von Halbleitern spezialisiert ist, hat im zweiten Quartal mehr verdient als im Jahr zuvor, warnte jedoch, dass das Ergebnis im dritten Quartal unter den Erwartungen der Analysten liegen werde. Die Papiere gaben 0,4 Prozent auf 49,64 Dollar nach.
Eine Gewinn- und Umsatzwarnung für das zweite Quartal gab es auch von dem Softwarehersteller Tibco. Die weiterhin schwachen Technologieausgaben würden das Ergebnis belasten, so das Unternehmen. Die Aktie verlor 1,5 Prozent auf 5,30 Dollar.
Quelle: ntv.de