Ende einer harten Woche Wall Street rettet das Plus
07.11.2008, 22:44 UhrDie US-Börsen haben am Freitag dank der Aktivitäten von Schnäppchenjägern deutlich fester geschlossen. Nach den kräftigen Kursverlusten der Vortage ignorierten viele Anleger die Anzeichen einer bevorstehenden Rezession und griffen bei zuletzt gebeutelten Titeln wieder zu. Auch die enttäuschenden Arbeitsmarktzahlen und neue Hiobsbotschaften aus der Automobilbranche konnten die Stimmung am Markt nicht trüben. Besonders gefragt waren Energie- und Technologiewerte.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 2,9 Prozent im Plus bei 8943 Punkten, nachdem er im Handelsverlauf zwischen 8696 und 8956 Zählern gependelt war. Der breiter gefasste S&P-500 gewann ebenfalls 2,9 Prozent auf 930 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq stieg 2,4 Prozent auf 1647 Punkte. Trotz der Kursgewinne ergibt sich damit für den Wochenverlauf ein Minus von rund vier Prozent beim allen drei Indizes.
In New York nutzten viele Anleger die günstigen Einstiegskurse zu Käufen, sagten Händler. Das wichtigste Börsenbarometer Dow Jones hatte am Mittwoch und Donnerstag seinen größten prozentualen Verlust an zwei aufeinanderfolgenden Tagen verzeichnet.
"Einige Anleger haben das Gefühl, dass am Markt in den vergangenen beiden Tagen zu viel verkauft wurde", sagte Brian Gendreau, Investment-Stratege bei ING Investment Management. "Die Erholung am Markt ist nicht auf guten Nachrichten zurückzuführen. Die Arbeitsmarktdaten waren schlecht."
In den USA stieg die Arbeitslosenquote im Oktober auf 6,5 Prozent und damit auf ein 14-Jahres-Hoch. Insgesamt fielen im abgelaufenen Monat 240.000 Jobs weg. In einer Befragung hatten Analysten lediglich mit einem Rückgang um 200.000 gerechnet. Viele Marktteilnehmer blieben aber dennoch gelassen, da sie schlechte Zahlen erwartet hatten.
In den Blick rückten vor allem die Titel der Autobauer. Die dramatische Krise des größten US-Autobauers General Motors (GM) spitzt sich angesichts neuer Milliardenverluste immer mehr zu. Der Opel-Mutterkonzern hatte im dritten Quartal vor Sondereffekten ein Minus von 4,2 Mrd. Dollar eingefahren. Die Aktien fielen mit minus 9,17 Prozent auf 4,36 Dollar ans Dow-Ende. Auch Ford fährt mit neuen Milliardenverlusten immer tiefer in die Krise. Die Aktien stiegen dennoch um rund zwei Prozent auf 2,02 Dollar.
Die erste Pressekonferenz des designierten US-Präsidenten Barack Obama seit seinem Wahlsieg sorgte zeitweise für Kursabschläge. Grund war Händlern zufolge seine Äußerung, wonach die Wirtschaftsprobleme weder schnell noch leicht gelöst werden könnten. Gegen Handelsende erholten sich die Kurse aber.
Alcoa stiegen mit plus 9,06 Prozent auf 11,19 US-Dollar an die Spitze des Dow Jones. Händler verwiesen zur Begründung auf die steigenden Rohstoffpreise. Exxon-Papiere verteuerten sich um 6,3 Prozent, Aktien des Chip-Herstellers Intel um 5,5 Prozent.
Titel von Walt Disney stiegen nach Zahlen und zwischenzeitlichen Verlusten bis Handelsende um 2,41 Prozent auf 23,36 Dollar. Der US-Unterhaltungskonzern hatte den Gewinn im vierten Quartal nur überraschend gering gesteigert. Der Gewinn je Aktie (EPS) vor Sonderposten war von 0,42 US-Dollar im entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 0,43 Dollar geklettert. Analysten hatten mit einem deutlicheren Anstieg auf 0,49 Dollar gerechnet.
Das Internet-Unternehmen Yahoo blitzte nach seinen gescheiterten Plänen für ein Zusammengehen mit Google erneut bei Microsoft ab. Der weltgrößte Softwarekonzern werde kein weiteres Übernahmeangebot abgeben, erklärte Microsoft-Chef Steve Ballmer auf einer Konferenz in Sydney (Australien). Eine Art von Partnerschaft schloss Ballmer dagegen nicht aus. Aktien von Yahoo brachen um 12,61 Prozent auf 12,20 Dollar ein. Microsoft legten hingegen 2,97 Prozent auf 21,50 Dollar zu.
Bei den Technologietiteln stiegen Qualcomm trotz eines enttäuschenden Ausblicks um 7,90 Prozent auf 35,66 Dollar. Der Spezialist für Mobilfunkkommunikation rechnet für 2009 mit einem Umsatz zwischen 10,2 und 10,8 Mrd. Dollar - Analysten hatten bisher 12,1 Mrd. Dollar erwartet. Auch bei den Gewinnprognosen verfehlte Qualcomm die Erwartungen.
Der Mobilfunkanbieter Sprint Nextel erlitt einen Quartalsverlust und einen Umsatzrückgang. Beide Kenngrößen fielen schlechter aus als von Analysten erwartet. Auch der Verlust von Vertragskunden fiel etwas höher aus als gedacht. Der Kurs brach um 8,42 Prozent auf 3,37 Dollar ein.
Die Aktien von Nvidia schnellten hingegen um 14,44 Prozent auf 8,72 Dollar in die Höhe. Wegen hoher Kosten für den Unternehmensumbau musste der Grafikchip-Spezialist einen starken Einbruch bei Umsatz und Gewinn verkraften. Dennoch schnitt das Unternehmen damit noch besser ab als am Markt befürchtet.
Quelle: ntv.de