Marktberichte

Alcoa, Google und die Banken Wall Street schaut aufs Öl

"Die Bilanzen sind das, worum sich die Börse dreht."

"Die Bilanzen sind das, worum sich die Börse dreht."

(Foto: REUTERS)

Die US-Börsen blicken voller Erwartungen auf einen prall gefüllten Terminkalender für die kommenden Woche: Nach dem Startschuss von Alcoa folgen die Quartalsberichte von Schwergewichten wie Google und Bank of America. Nicht zuletzt das "Beige Book" wird Hinweise liefern, wie die US-Wirtschaft auf steigende Rohstoffkosten reagiert.

Das war knapp: Den Haushaltsnotstand hat Washington in letzter Minute abgewendet.

Das war knapp: Den Haushaltsnotstand hat Washington in letzter Minute abgewendet.

(Foto: AP)

Nach der Katastrophe in Japan und den Unruhen in der arabischen Welt rücken die Geschäfte der Unternehmen wieder in den Blickpunkt der Wall Street. Von dem Start in die neue US-Bilanzsaison in der kommenden Woche erhoffen sich Anleger Aufschluss darüber, ob die Kursrally seit Jahresbeginn gerechtfertigt ist. Der Aluminiumkonzern Alcoa wird am Montag nach New Yorker Börsenschluss traditionsgemäß als erstes Schwergewicht der Wall Street den Zahlenreigen eröffnen. Es folgen weitere große Namen wie die Großbank JPMorgan Chase am Mittwoch, Google am Donnerstag und die Bank of America am Freitag. Am Markt rechnet man erneut mit immerhin soliden Zahlen.

Dow Jones
Dow Jones 46.457,24

Experten gehen davon aus, dass die meisten Konzerne noch nicht unter den gestiegenen Rohstoffpreisen leiden. "Die Bilanzen sind das, worum sich die Börse dreht", sagt Analyst Paul Mendelsohn von Windham Financial Services. Die Geschäftszahlen und der Ausblick seien entscheidend. Bei den Banken dürfte von Bedeutung sein, inwieweit sie ihr Ergebnis mit Hilfe ihres Kerngeschäfts erwirtschaften und nicht wie zuletzt häufig durch die Auflösung von Rücklagen für Kreditausfälle.

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Für etwas Beruhigung am Markt sorgte zudem, dass am Freitagabend ein in den USA abgewendet wurde. In letzter Minute hatten sich Demokraten und Republikaner auf einen Budgetplan verständigt. Der Geldfluss für wichtige öffentliche Aufgaben des Bundes muss nicht gestoppt werden. Hunderttausende Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst und im Militär wären in den Zwangsurlaub geschickt worden. Analysten hatten für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen mit negativen Auswirkungen auf die Wall Street gerechnet.

Nasdaq Composite
Nasdaq Composite 22.788,98

In der vergangenen Woche traten die großen Indizes eher auf der Stelle. Auf Wochensicht ergab sich für den Dow-Jones-Index ein minimales Plus von 0,03 Prozent. Der S&P-500 und die Technologiebörse Nasdaq verloren rund 0,3 Prozent.

Mit den Zahlen von JPMorgan Chase liegt die Aufmerksamkeit der Anleger spätestens zur Wochenmitte auf dem Finanzsektor. Die US-Banken haben ein schwieriges Quartal hinter sich gebracht. Die Unruhen im Nahen Osten und Nordafrika, das Erdbeben und der Tsunami in Japan haben den Handel teils schwer getroffen. Zudem ist das erste Vierteljahr des Jahres traditionell für Kreditinstitute das Schwächste.

Wie geht es den Banken?

Wie geht es den Banken?

(Foto: REUTERS)

Ersten Schätzungen zufolge rechnen Analysten bei den meisten Geldhäusern im Schnitt mit einem durchwachseneren Quartal als üblich. Demnach werden die Citigroup, Morgan Stanley und Goldman Sachs die Erwartungen verfehlen. Die US-Großbank Morgan Stanley dürfte demnach um 22 Prozent hinter den Prognosen von Analysten zurückbleiben. Bank of America, JPMorgan Chase und Wells Fargo werden nach Einschätzung der Analysten lediglich leicht über den Erwartungen liegen. Die Bank of America, die am kommenden Freitag ihre Zahlen präsentiert, werde am besten abschneiden.

Analysten fokussieren sich bei der Bewertung des abgelaufenen Quartals hauptsächlich auf das Kreditgeschäft und die Einnahmen. "Die Einnahmen sind der Schlüssel. Das ist das, worauf sich die meisten Anleger konzentrieren", sagte Analyst Jason Ware von der Albion Financial Group. In den vergangenen Quartalen haben viele Geldhäuser ihre Gewinne dadurch verbessert, dass sie Kreditrückstellungen aufgelöst haben, die zuvor zur Seite gelegt wurden, um faule Kredite abzudecken.

Experten betonen nun, Banken könnten nicht für ewig ihre Kreditrückstellungen reduzieren. Das Gewinnwachstum müsse durch das Geschäft mit Krediten und die Anhebung von Gebühren generiert werden. Die Erhöhung der Zinserträge ist allerdings schwer in Zeiten, wo die Nachfrage nach Krediten weiter schwächelt. Zwar fragen wieder mehr US-Unternehmen Kredite nach, doch Privatkunden halten sich immer noch zurück. Die Vergabe von Hypotheken und Kreditkarten ist eher dürftig.

Abschied von den Boom-Träumen

Auch für die größten Institute sind die Zinserträge der Schlüssel zum Wachstum. Im vierten Quartal 2010 beliefen sich die Kredite von US-Banken auf insgesamt 7,38 Billionen Dollar - das niedrigste Niveau seit dem vierten Quartal 2009. Auf lange Sicht rechnen immer mehr Anleger damit, dass sie ihre Erwartungen an die Erwerbsfähigkeit der Geldhäuser reduzieren müssen. Analyst Marty Mosby von Guggenheim Securities sagt, einst seien Banken in der Lage gewesen, eine Eigenkapitalrendite von 20 Prozent zu erzielen. Jetzt seien es maximal 15 Prozent. Laut Mosby kann dies noch auf 10 bis 12 Prozent zurückgehen.

Neben den Quartalsberichten von Alcoa, Google und den Banken dürften neue Konjunkturdaten für Bewegung am Markt sorgen. Dabei dürfte das von der Universität Michigan erfasste Verbrauchervertrauen für April das wichtigste Barometer für die Wirtschaftsentwicklung sein. Es wird am Freitag veröffentlicht.

Bereits am Mittwoch präsentiert die US-Notenbank ihren Konjunkturbericht - das Beige Book. Daneben wird vor allem die Entwicklung der Erzeuger- und Verbraucherpreise auf Inflationsgefahren abgeklopft werden. "Die Inflation ist ein wichtiges Thema geworden", heißt es dazu in einer Commerzbank-Studie. Laut Analyst Hugh Johnson wird die Teuerung künftig in den USA höher sein als der Federal Reserve lieb ist. Bislang hält die Notenbank an ihrer expansiven Geldpolitik fest.

Quelle: ntv.de, Joe Rauch, Chuck Mikolajczak, rts

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