Vertrauen erschüttert Wall Street schließt tiefer
11.04.2008, 22:35 UhrWochenlang konnte sich die Wall Street gegen schlechte Nachrichten behaupten, doch am Freitag kam der Schlag: Mit General Electric enttäuscht ausgerechnet der Konzern, der stets für seine präzisen Vorhersagen berühmt war. Die Aktie stürzte ins Bodenlose, und die großen Indizes gingen mit.
Zum Klang der Schlussglocke hatte der Dow-Jones-Index 256 Zähler oder zwei Prozent auf 12.325 Punkte verloren, der marktbreite S&P-500-Index schloss mit einem Abschlag von 27 Zählern oder zwei Prozent bei 1332 Punkten.
Der Hightech-lastigen Nasdaq erging es nicht besser; sie schloss mit einem Minus von 61 Zählern oder 2,6 Prozent bei 2290 Punkten.
Auf Wochensicht haben die Blue Chips und der S&P 500 damit rund zwei Prozent eingebüßt, die Nasdaq blickt auf ein Minus von drei Prozent. Auch der Dollar hat gegenüber den internationalen Vergleichswährungen weiter abgegeben, während der Ölpreis um drei Prozent auf letztlich 110,14 Dollar gestiegen ist.
Die Schwierigkeiten im konjunkturellen Umfeld sind in den letzten Tagen dieselben geblieben: Schwaches Wirtschaftswachstum plagt die Börse, dazu hohe Inflation. Letztere ließ sich am Freitag aus den Importpreisen ablesen, die im vergangenen Monat um 2,8 Prozent und innerhalb der letzten zwölf Monate um 14,8 Prozent zugelegt haben.
Das Verbrauchervertrauen ist unterdessen auf den tiefsten Stand seit 28 Jahren gefallen. Mit einem Stand von 63,2 Punkten für den April bleibt der Index deutlich unter den Erwartungen zurück.
Die Aktie von General Electric erlebte mit einem Sturz um 13 Prozent ihren schlechtesten Tag seit mehr als 20 Jahren. Allerdings konnten sich Experten auch nicht daran erinnern, dass der Dow-notierte Industrie-Multi in den letzten 20 Jahren einmal die Gewinnerwartungen verfehlt hätte. Im ersten Quartal war das so: Schwierigkeiten im Finanzsektor, darunter der Untergang von Bear Stearns in den letzten Tagen des ersten Quartals, drückten GE unter die Prognosen.
Für die Wall Street wiegt die GE-Enttäuschung umso schwerer, als mit dem Alu-Riesen Alcoa am Montag bereits ein weiterer Industriegigant schwache Quartalszahlen vorgelegt hatte.
Man macht sich nun Sorgen um die übrigen Konzerne, deren Zahlen in den nächsten Tagen gemeldet worden. Allein zehn Dow-Werte öffnen in der nächsten Woche ihre Bücher; gibt es hier Enttäuschungen werden sich tiefe Stürze an der Börse nicht vermeiden lassen.
Weiter abwärts ging es zum Wochenschluss mit den Fluglinien. Die Aktie von AMR verbesserte sich zwar leicht, nachdem das Unternehmen angekündigt hat, nach mehr als 3000 gestrichenen Flügen am Wochenende wieder planmäßig arbeiten zu können.
Um 65 Prozent brach aber Frontier Airlines ein. Der Billigflieger hatte am Freitagmorgen Gläubigerschutz angemeldet. Das Unternehmen will zunächst aber weiter fliegen, ganz im Gegensatz zu anderen Carriern, die in den letzten Tagen den Betrieb ganz eingestellt haben. Unter ihnen waren Aloha Airlines aus Hawaii und ATA Airlines.
Quelle: ntv.de