Bye bye Berlusconi Wall Street startet durch
08.11.2011, 22:30 Uhr
(Foto: AP)
Hoffnungen auf einen Regierungswechsel in Rom lassen auch an der Wall Street die Anleger wieder Mut fassen - nach einen Hin-und-Her zum Handelsstart ziehen die Kurse dann doch an. Mancher Analyst spricht von einem Befreiungsschlag.
Die Wall Street hat am Dienstag mit Erleichterung auf die Rücktrittsankündigung von Italiens Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi reagiert. Weil in dieser Woche kaum Konjunkturdaten Auskunft über den Zustand der US-Wirtschaft geben und die Bilanzsaison auf ihr Ende zusteuert, blickten Anleger mit Spannung nach Europa. Italiens Präsident Giorgio Napolitano erklärte, Berlusconi werde sich nach Annahme eines neuen Haushaltsgesetzes zurückziehen. Der Euro gewann in der Folge der Nachrichten.
Die US-Kreditmärkte gaben indes nach. Die zehnjährigen Staatsanleihen verringerten sich um 11/32 auf 100-13/32. Sie rentierten mit 2,077 Prozent. Die 30-jährigen Bonds verloren 26/32 auf 111-26/32 und hatten eine Rendite von 3,136 Prozent.
Der Dow-Jones-Index rückte 0,8 Prozent auf 12.170 Punkte vor. Der breiter gefasste S&P-500 legte 1,2 Prozent auf 1276 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq tendierte 1,2 Prozent im Plus bei 2727 Punkten. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloss in Frankfurt mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 5961 Stellen.
Einige Anleger sehen einzig in einem Abgang Berlusconis die Vorraussetzung für eine Gesundung der italienischen Finanzen und damit für eine Eindämmung der Krise. In Athen zog sich die Regierungsbildung hin.
Finanztitel legen zu
Bankenwerte profitierten von der Rücktrittsankündigung Berlusconis besonders stark. Im Dow verteuerten sich Bank of America um 1,2 Prozent und JP Morgan um 2,3 Prozent. Hier stützte zusätzlich die Meldung, dass die Bank den bisherigen Boeing-Finanzvorstand James Bell ins Board berufen hat.
Groß und klein
Unter den Einzelwerten stand in New York der Kurssturz bei Targacept im Fokus. Das Pharmaunternehmen hatte bei einem gemeinsam mit der britischen AstraZeneca betriebenen Forschungsprojekt für ein neues Antidepressiva einen Rückschlag erlitten. Targacept brachen um mehr als 50 Prozent ein.
Unter den Schwergewichten fielen McDonald's im positiven Gesamtumfeld mit einer unveränderten Tendenz leicht ab. Das Unternehmen hat seine Verkäufe im Oktober auf vergleichbarer Basis um 5,5 Prozent gesteigert und damit die Erwartungen des Marktes geschlagen.
Die Aktien von Hewlett-Packard verloren 0,1 Prozent. Der Computerhersteller prüft Insidern zufolge den Verkauf seiner Software webOS .
Die Titel von Activision Blizzard legten dagegen 1,4 Prozent zu. Das Unternehmen hat gerade mit dem Verkauf eines neuen Videospiels begonnen.
Im übrigen Markt gewannen Priceline.com 8,6 Prozent. Der Online-Reiseanbieter hat im dritten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Der eher enttäuschende Ausblick auf das vierte Quartal falle nicht so sehr ins Gewicht, sagten Händler.
Toll Brothers rückten um mehr als 7 Prozent vor. Das auf hochwertige Einfamilienhäuser spezialisierte Bauunternehmen hat vorläufige Umsatzdaten vorgelegt, die überraschend gut ausfielen.
Dynegy schlossen um mehr als ein Viertel höher. Der Energiekonzern hat am Montagabend mitgeteilt, dass er sich mit einigen Anleihegläubigern auf die Restrukturierung von Schuldtiteln im Volumen von 1,4 Mrd. Dollar geeinigt hat. Es handelt sich dabei um Schulden einiger Dynegy-Töchter, die Insolvenz angemeldet haben.
McCormick & Schmick's Seafood Restaurants schossen ebenfalls um rund ein Viertel in die Höhe, nachdem dass Unternehmen der Übernahme durch Landry's zugestimmt hat.
Amylin Pharmaceuticals sanken unterdessen um rund 11 Prizent, belastet von der Meldung, dass Amylin und Eli Lilly ihre langjährige Partnerschaft bei Diabetesmedikamenten beendet haben. Eli Lilly zeigten sich um 1,7 Prozent höher.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ