Zwischen Hoffen und Bangen Wall Street uneinheitlich
03.09.2008, 22:29 UhrObwohl der Ölpreis weiter sank, konnte er den amerikanischen Märkten nicht ins Plus verhelfen. Zu groß war die Angst vor einer weltweit abkühlenden Wirtschaft. Die Automobilfirmen meldeten schwache Verkäufe, im Finanzsektor gibt es Sorgen um Fonds.
Der Dow-Jones-Index stieg um 16 Zähler oder 0,1 Prozent auf 11.533 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index gab um drei Zähler oder 0,2 Prozent auf 1.275 Punkte nach. Die Hightech-orientierte Nasdaq wurde besonders hart von den Konjunktursorgen getroffen und fiel um 16 Zähler oder 0,6 Prozent auf 2.334 Punkte.
Ein Lichtblick von konjunktureller Seite waren die Fabrikbestellungen, die im Juli um 1,3 Prozent und damit stärker gestiegen sind als erwartet. Das zeigt, dass die Firmen weiterhin Geld ausgeben, auch wenn die Verbraucher ihre Ausgaben aufgrund der Immobilienkrise und der hohen Spritpreise zurückgefahren haben.
Die Notenbank ist unterdessen zwischen dem schwachen Wirtschaftswachstum und der hohen Inflation hin- und hergerissen, wie aus dem Beige Book hervorgeht. So ist nicht sicher, dass die Zinsrate im Herbst stabil gehalten wird, allerdings will der Offenmarktausschuss genau abwägen, wie schwer die Finanz-, Immobilien- und Kreditkrise noch auf den Markt wiegen. Die Fed-Gouverneure gehen davon aus, dass diese Probleme auch für den nächsten Präsidenten bestehen bleiben.
Der Dollar konnte gegenüber dem Euro erneut zulegen und befindet sich auf einem 11-Monats-Hoch. Während die Anleger hoffen, dass die Krise in den USA abklingt, befürchten sie, dass Europa erst jetzt von ihr getroffen wird.
Dies ließ auch den Ölpreis weiter sinken, ein Fass kostete zu Handelsschluss 109,35 Dollar. Die Meinungen über den zukünftigen Kurs gehen weit auseinander. Während einige Experten davon ausgehen, dass der Preis bis auf 85 Dollar pro Fass sinken könnte, halten die Analysten von Goldman Sachs an einem Kursziel von 149 Dollar bis Jahresende fest. Sie rechnen mit steigender Nachfrage aus China, da dort Fabriken, die während der olympischen Spiele geschlossen waren, wieder einen höheren Bedarf an Öl haben würden.
Der Getränkekonzern Coca-Cola sieht in China großes Wachstumspotenzial und kauft für 2,5 Mrd. Dollar den Saftproduzenten und Marktführer Huiyuan Juice Group. Da die Einkommen der Chinesen steigen und das Gesundheitsbewusstsein zunimmt, will der Softdrink-Konzern sich so Marktanteile auf dem Wachstumsmarkt sichern. Die Aktie fiel um 0,6 Prozent.
Die amerikanischen Autobauer haben auch im August weniger Wagen verkauft. Besonders hart wurde Ford getroffen, wo 27 Prozent weniger Fahrzeuge abgesetzt wurden. Dabei gingen die Verkäufe von Trucks um über 40 Prozent zurück. Dennoch legte die Aktie um 1,3 Prozent zu.
Auch bei General Motors gingen die Verkäufe um 20 Prozent zurück. Der August war trotzdem der beste Monat des Jahres, da GM mit Mitarbeiterrabatten für alle lockte. Diese sollen bis Ende September verlängert werden, auch wenn sie die Margen für die Autos fast komplett vernichten. Die Aktie von GM stieg um 5,8 Prozent.
Der Rohstoff-Fonds Ospraie-Fund, von dem 20 Prozent dem Brokerhaus Lehman Brothers gehören, wird geschlossen und die übrigen Anlagen werden ausgezahlt. Bei Lehman gehörte der Fonds in den Investmentbank-Sektor, der zum Verkauf steht. Der Fonds hatte aufgrund von schief gegangenen Spekulationen seit Jahresbeginn über 38 Prozent an Wert verloren. Die Papiere von Lehman stiegen aber um fünf Prozent.
Morgan Stanley plant dagegen, für einen weltweiten Immobilienfonds zehn Mrd. Dollar einzunehmen. Davon sollen 1,5 Mrd. Dollar in Grundstücke in China investiert werden, womit Morgan Stanley Warnungen vor einer weltweiten Immobilienblase ignoriert. Die Aktie legte um zwei Prozent zu.
Quelle: ntv.de