Auf Richtungssuche Wall Street uneinheitlich
29.10.2008, 21:20 UhrWie erwartet wurde der amerikanische Leitzins um 50 Basispunkte gesenkt und so blieb der Ausverkauf zunächst aus. Auch der Ölpreis profitierte von der Zuversicht, doch in den letzten Handelsminuten stürzten die Indizes ab, da den Anlegern klar wurde, dass die wirtschaftliche Situation alles andere als rosig ist.
Der Dow-Jones-Index fiel um 74 Zähler oder 0,8 Prozent auf 8.991 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index sank um zehn Zähler oder 1,1 Prozent auf 930 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq konnte sich im Plus halten und kletterte um acht Zähler oder 0,5 Prozent auf 1.657 Punkte.
Die amerikanische Notenbank hat, wie erwartet, die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf ein Prozent gesenkt. Dabei wurden die Anleger besonders von der sehr pessimistischen Erklärung erschreckt, wonach die Fed weiteren Zinssenkungen gegenüber offen bleibt. Damit würden die Zinsen zum ersten Mal seit 1958 unter ein Prozent sinken.
Die Notenbankgouverneure erwarten, dass die Finanzkrise sich noch weiter auf die Haushalte auswirken werde und die Ausgaben weiter zurückgehen. Damit dürfte auch die Inflation weiter sinken, allerdings verursache dies erhebliche Gefahren für das Wirtschaftswachstum.
Die Indizes reagierten auf die Zinsentscheidung mit Schwankungen und überquerten mehrfach die Nulllinie. Die Ausschläge waren jedoch nicht so stark wie in den vergangenen Tagen und auf dem Handelsparkett machte sich kurzzeitig sogar eine vorsichtige Hoffnung auf eine Bodenbildung breit, die in den letzten Handelsminuten aber von General Electric ausgelöscht wurde.
Der Ölpreis profitierte von der Zinsentscheidung, da der Dollar durch die Senkung geschwächt wird und außerdem die Wirtschaft stabilisiert wird. Dadurch, so hofft man, wird der Fall des Ölpreises aufgehalten. Außerdem sind die Lagerbestände an Rohöl um lediglich 500.000 Fass gestiegen und die Vorräte an Sprit sogar gesunken, was die Händler überrascht hat. Deshalb stieg der Preis um 4,77 Dollar oder 7,6 Prozent auf 67,50 Dollar pro Fass, so stark wie seit Juni nicht mehr.
Die Bestellungen langlebiger Güter sind im September um 0,8 Prozent gestiegen, was allerdings an Flugzeug- und Autobestellungen lag. Ohne die Transportbranche sind die Bestellungen um 1,1 Prozent zurückgegangen. Während beide Werte zwar positiv überrascht haben, werden für Oktober deutlich schlechtere Zahlen erwartet.
Die Papiere des Mischkonzern General Electric stürzen um 1,5 Prozent ab, da CEO Jeff Immelt sagte, er wolle im Jahr 2009 den Gewinn auf dem gleichen Niveau halten wie im laufenden Jahr. Das enttäuschte die Anleger und trug zu den stürzenden Kursen in den letzten Handelsminuten bei.
Die Aktie von General Motors war eine der Gewinner am Mittwoch, da Gerüchte über eine vorläufige Einigung über einer Fusion mit Chrysler umgingen. Zuvor hatte GM 11,4 Prozent weniger Verkäufe im dritten Quartal gemeldet. Die Aktie stieg aber um 8,2 Prozent.
Der Verbrauchsartikelhersteller Procter & Gamble schloss mit einem Minus von drei Prozent, obwohl der Gewinn im vergangenen Quartal um neun Prozent gestiegen war. Allerdings senkte das Unternehmen seine Prognose für das laufende Quartal, denn der starke Dollar belastet Umsatz und Gewinn.
Der Lebensmittelkonzern Kraft konnte mit einem Gewinn von 44 Cents pro Aktie die Erwartungen leicht übertreffen. Besonders die Einführung neuer Produkte und eine Preiserhöhung hatten dem Unternehmen in den letzten Monaten geholfen. Doch selbst die Papiere von Kraft schlossen mit einem Minus von 1,4 Prozent.
Weniger gut sah es dagegen beim Hersteller von LCD-Fernsehgeräten, Corning, aus. Das Unternehmen warnte, man werde im vierten Quartal deutlich weniger Geräte verkaufen und zusätzlich höhere Kosten haben, da man die Produktion zurückfahren müsse. Deshalb gab die Aktie um 4,4 Prozent nach.
Quelle: ntv.de