Zwischen Zinsen und Öl Wall Street unentschlossen
23.06.2008, 22:20 UhrAngesichts der anstehenden US-Zinsentscheidung sind die amerikanischen Börsen bereits in Wartestellung gegangen. Da der Ölpreis weiterhin hoch ist, legten die Energieunternehmen zu. Die Finanzwerte gaben aufgrund von erwarteten Entlassungen deutlich nach.
Der Dow-Jonex-Index schloss mit einem schmalen Minus von 0,33 Zählern bei 11.842 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index stieg um ein Zähler auf 1.318 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq gab dagegen um 20 Zähler oder 0,9 Prozent auf 2.386 Punkte nach.
Der Ölpreis gab nach dem Krisengipfel in Dschidda am Morgen nur kurz nach, doch zu Handelsschluss kostete ein Fass Rohöl 136,40 Dollar. Obwohl besonders Saudi-Arabien versicherte, über ausreichende Kapazitäten zu verfügen und ab Juli mehr Öl zu fördern, glauben Analysten nicht daran, dass die Versorgung gesichert ist.
Der hohe Ölpreis übt Druck auf die Notenbank aus. Angesichts der hohen Inflation wäre es notwendig, die Zinsen zu senken, allerdings würde das dem Wirtschaftswachstum schaden. Experten erwarten daher keine Bewegung der Zinsen am Mittwoch, wenn die Fed ihre Zinsentscheidung bekannt geben wird.
Der anhaltend hohe Ölpreis half hauptsächlich den Energiekonzernen, die auch die größten Gewinner im Dow waren. So legte Exxon Mobil um 3,2 Prozent zu, Chevron gewann 2,2 Prozent.
Anders dagegen die Automobilhersteller, wo General Motors auf einen Preis von unter 13 Dollar pro Aktie fiel. Das letzte Mal, dass Papiere von GM für diesen Preis erhältlich waren, war 1975.
Die Finanzwerte wurden am Montag durch Meldungen von Stellenabbauten und weiteren Abschreibungen belastet. So sank die Aktie von Citigroup um 3,7 Prozent und die von Goldman Sachs um 2,6 Prozent, da beide Unternehmen rund zehn Prozent ihrer Stellen im Investmentbankingbereich abbauen wollen.
Die Papiere von Versicherer American International Group gaben um 5,5 Prozent nach, da ein Bericht im Finanzmagazin Barron’s die Aktie als „totes Geld noch für eine ganze Weile“ genannt hatte.
Weiterhin prognostizieren die Analysten der Bank of America Securities, dass Merrill Lynch weitere 3,5 Milliarden Dollar abschreiben muss. Dies belastete nicht nur die Aktien von Merrill Lynch, die um vier Prozent fielen, auch die Finanzwerte im Dow sackten allesamt ab und im S&P-500-Index waren sie die größten Verlierer.
Die Drogerie- und Apothekenkette Walgreens konnte den Gewinn im vergangenen Quartal um zwei Prozent auf 572 Mio. Dollar steigern. Die Umsätze bei verschreibungspflichtigen Medikamenten waren deutlich zurückgegangen. Die Aktie gab um 1,1 Prozent nach.
Zwei Übernahmen fanden außerdem große Beachtung. Das Landwirtschaftsunternehmen Bunge kauft den größten Hersteller von Maissüßstoffen, Corn Products International, für 4,4 Mrd. Dollar. Die Aktie von Corn Products kletterte um 18 Prozent, die von Bunge sank um neun Prozent.
Außerdem übernimmt das Müllentsorgungsunternehmen Republic Services seinen Konkurrenten Allied Waste Management für 6,07 Mrd. Dollar. Damit schließen sich das zweit- und der drittgrößte Unternehmen im Entsorgungsbereich zusammen. Die Papiere von Allied Waste Management sanken dennoch um 1,8 Prozent.
Quelle: ntv.de