High Techs gefragt Wall Street unschlüssig
02.12.2002, 22:20 UhrDie US-Börsen präsentierten sich zum Wochenstart mit gemischten Vorzeichen. Positive Analystenkommentare zu Intel und Konkurrent AMD sorgten bei den Technologieaktien für einen festeren Trend. Die Standardwerte verloren hingegen nach freundlichem Handelsauftakt ihre Kursgewinne, nachdem schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten veröffentlicht wurden. Der Dow Jones gab 0,4 Prozent auf 8.863 Zähler nach, die Nasdaq konnte sich hingegen in der Pluszone behaupten und legte 0,4 Prozent auf 1.485 Zähler zu.
Einen Dämpfer gab es von Konjunkturseite. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist zwar im November auf 49,2 Punkten nach 48,5 Punkten im Vormonat gestiegen, Analysten hatten allerdings mit einem Anstieg 51,3 Zähler gerechnet.
Die neuesten Konjunkturdaten seien etwas enttäuschend, so ein Händler. Ansonsten gebe es aber einige erfreuliche Nachrichten. Vor allem die guten Umsätze des Einzelhandels am Freitag vergangener Woche ließen hoffen, dass die Ausgaben der US-Verbraucher für eine Konjunkturbelegung sorgen könnten.
Der weltgrößte Einzelhändler, Wal-Mart, hat am Freitag nach Thanksgiving, an dem in den USA traditionell das Weihnachtsgeschäft beginnt, mit 1,43 Milliarden Dollar den höchsten Umsatz seiner Geschichte an diesem Tag gemacht. Im Vorjahr hatte Wal-Mart am gleichen Tag 1,25 Milliarden Dollar umgesetzt. Das Forschungsinstitut ShopperTrak ermittelte für den vergangenen Freitag zudem eine Umsatzsteigerung im gesamten Einzelhandel von 12,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Aktie legte 0,4 Prozent auf 54,38 Dollar zu.
Freude auch bein Einzelhändler J.C. Penney. Das Unternehmen erwartet, dass die Verkaufszahlen im Monat Dezember ansteigen werden. Die Zuwachsraten sollen im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen. Des weiteren meldete J.C. Penny, dass die Umsätze am Thanksgiving-Wochenende eine neue Rekordmarke erreicht haben. Die Aktie profitierte mit einem Anstieg von 3,5 Prozent auf 24,57 Dollar.
Auf den Internetseiten von AOL sind über das Thanksgiving Wochenende Weihnachtsgeschenke im Wert von über einer Milliarde Dollar über den virtuellen Ladentisch gegangen. Dies gab das Unternehmen bekannt. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist dies nach Angaben von AOL eine Steigerung um 26 Prozent. Die AOL Time Warner-Aktie gewann 1,2 Prozent auf 16,57 Dollar.
Amazon, der weltweit führende Onlinehändler, hat unterdessen seine Planzahlen für das laufende Geschäftsquartal bekräftigt. Wie eine Unternehmenssprecherin sagte, rechnet das Unternehmen trotz der schwierigen Wirtschaftslage mit einem guten Weihnachtsgeschäft. Ende Oktober hatte Amazon eine 19 bis 28-prozentige Umsatzsteigerung im Vergleich zum vorangegangenen Jahr in Aussicht gestellt. Das Internet-Unternehmen rechnet mit einem Umsatz zwischen 1,3 Milliarden und 1,4 Milliarden US-Dollar. Die Aktie von Amazon legte 3,3 Prozent auf 24,11 Dollar zu.
Gute Noten gab es von Lehman Brothers für die beiden größten Chip-Hersteller der Welt. Die Analysten stuften die Aktie von Intel auf „overweight“ von zuvor „equal-weight“ und Advanced Micro Devices auf „equal-weight“ von zuvor „underweight“ nach oben. Die Chip-Branche befinde sich in einem frühen Stadium eines langsamen Erholungsprozesses, hieß es zur Begründung. Die Intel-Aktie verbuchte ein Plus von 0,8 Prozent auf 21,05 Dollar, AMD schloss mit 5,1 Prozent bei 8,93 Dollar in der Gewinnzone.
Die Aktien von Mobilfunkunternehmen stiegen nach einer Heraufstufung der Branche durch die Investmentbank Morgan Stanley. Die Analysten hatten ihre Bewertung auf "attractive" von "in-line" heraufgesetzt und dies mit einer erwarteten Geschäftsverbesserung für dieUnternehmen des Sektors begündet. Die Aktien von AT&T Wireless stiegen 6,6 Prozent auf 8,05 Dollar. Sprint PCS kletterten 7,5 Prozent auf 6,19 Dollar und Nextel Partners verbesserte sich knapp 22 Prozent auf 8,05 Dollar.
Bei Nextel Partners wirkte sich zudem die Nachricht positiv aus, das Microsoft-Gründer Bill Gates seine Beteiligung an dem Unternehmen über seine Investmentgesellschaft Cascade aufgestockt hat. Mittlerweile hält Cascade 5,2 Prozent der Aktien von Nextel Partners.
Japanischen Presseberichten zufolge erwägt der weltgrößte Softwarekonzern, Microsoft, den Videospiele-Produzenten Sega zu kaufen. Zudem ist der Bundesstaat Massachusetts knapp einen Monat nach der gütlichen Einigung im Kartellverfahren zwischen Microsoft und der Regierung in Washington gegen das Urteil in Berufung gegangen. Dadurch solle der Konzern zu härteren Auflagen verpflichtet werden, sagte der Justizminister von Massachusetts, Tom Reilly. In einer im Mai 1998 eingereichten Klage hatten das US-Justizministerium und 20 US-Bundesstaaten dem Unternehmen vorgeworfen, mit dem Einbau immer neuer Zusatzprogramme in sein marktbeherrschendes Betriebssystem Windows die Konkurrenz auszubooten. Die Aktie ging bei 57,69 Dollar praktisch unverändert aus dem Handel.
Gut in Fahrt war die Aktie des Telekommunikationsausrüsters Nortel Networks. Die Kanadier teilten mit, dass sie vom zweitgrößten chinesischen Mobilfunkbetreiber China Unicom Ltd. einen Auftrag erhalten haben. Demnach wird Nortel Netzwerkausrüstung im Wert von 65 Mio. Dollar liefern. Im Rahmen der Vereinbarung, wird Nortel zwei Mobilfunknetze von China Unicom ausbauen. Die Aktie gewann knapp 19 Prozent auf 2,30 Dollar.
Einmal mehr standen die Aktien der UAL Corp. im Mittelpunkt. Die 24.000 Flugbegleiter der konkursbedrohten Tochtergesellschaft United Airlines haben Gehaltszugeständnisse in Höhe von 412 Millionen US-Dollar für die kommenden fünfeinhalb Jahre gemacht. Zudem hat sich United Airlines einem Fernsehbericht zufolge mit der Mechaniker-Gewerkschaft über Lohnkürzungen geeinigt. Die Papiere machten einen Kurssprung um 30 Prozent auf 3,28 Dollar.
Deutliche Verluste fuhr die Aktie des Konsumgüterkonzerns Johnson & Johnson ein. Die Papiere büßten 2,3 Prozent auf 55,70 Dollar ein. Die Anleger befürchteten, dass die europäischen Behörden die Zulassung des Medikaments gegen Blutarmut für Patienten mit chronischen Nierenproblemen verbieten könnten, sagten Händler.
Quelle: ntv.de