Bernanke spricht Klartext Wall Street verunsichert
28.03.2007, 22:30 UhrVon Lars Halter, New York
Vor einer Woche hat die Wall Street Ben Bernanke falsch interpretiert, im zweiten Anlauf sprach der Fed-Chef nun Klartext. Man sorgt sich um die Inflation, und das nimmt der Börse jede Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung. Die Blue Chips brachen zeitweise dreistellig ein.
Zur Schlussglocke notiert der Dow-Jones-Index mit einem Abschlag von 0,8 Prozent auf 12.299 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index verliert 0,8 Prozent auf 1.417 Punkte, und die Hightech-orientierte Nasdaq büßt 0,8 Prozent auf 2.417 Punkte ein.
Die Fed sorgt sich um die Inflation, die auf einem ungemütlich hohen Niveau liege, erklärte Notenbank-Chef Ben Bernanke vor dem Wirtschaftsausschuss des Kongress in Washington. Die Krise im Immobilien- und Hypothekensektor schlage hingegen noch nicht auf andere Bereiche der Konjunktur durch. Damit ist klar: Die Fed sieht die größere Gefahr für die Stabilität der US-Konjunktur in den Preisanstiegen und nicht im schwachen Wachstum.
Ob es deshalb zu einer Zinsanhebung kommt, ist noch lange nicht sicher. Mit größter Wahrscheinlichkeit bleibt der Leitsatz aber noch einige Monate bei 5,25 Prozent und wird wohl nicht darunter sinken.
Das war am Mittwoch aber nicht die einzige Sorge für Anleger. Ganz wie Bernanke zum Trotz gibt es neue Daten zum schwachen Wirtschaftswachstum. Die Bestellungen langlebiger Güter sind im Februar um 2,5 Prozent gestiegen. Damit holt man zwar einen Teil der Januar-Einbrüche auf, notiert aber erneut unterhalb der Erwartungen. Zudem kommt das größte Wachstum aus dem Flugzeug-Sektor. Diesen ausgenommen verbucht man ein Minus von 0,1 Prozent.
Derweil belastet die anhaltende Krise zwischen Großbritannien und dem Iran die Rohstoff-Märkte. Der Ölpreis kletterte auf 64,08 Dollar pro Fass und notiert auf dem höchsten Stand des laufenden Jahres.
Darüber freuen sich die Anleger von ExxonMobil, wo die Gewinnmargen steigen. Die Aktie des Öl-Multis verbessert sich um 0,1 Prozent und gehört damit erneut zu den stärkeren Papieren im Dow. Im Plus schließt überhaupt nur eine Handvoll Aktien, darunter Altria Group und die Citigroup sowie Microsoft.
Größte Dow-Verlierer sind hingegen zwei Unternehmen, deren Anleger sich eigentlich darüber freuen sollten, dass Expansionspläne auf Eis gelegt werden: Der Auto-Hersteller General Motors gibt bekannt, dass man zumindest in einer ersten Runde nicht um Chrysler bieten wolle. Anleger hatten befürchtet, dass der strauchelnde Branchenreise aus Detroit an dem ebenfalls kriselnden Konkurrenten interessiert sein könnte.
Der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart wird unterdessen keine Filiale in Manhattan eröffnen. Das berichtet die New York Times nach einem Treffen mit CEO Lee Scott. Die Manhattan-Pläne des Unternehmens waren von vorne herein umstritten, da Experten das Einkaufverhalten der New Yorker nicht mit der Struktur von Wal-Mart vereinbaren konnten.
Quelle: ntv.de