Leichte Erholung Wall Street vorsichtig
25.07.2007, 22:11 UhrVon Lars Halter, New York
Zur Wochenmitte tat sich die Wall Street schwer, eine Richtung zu finden: Nach einem deutlich positiven Start fraßen die Sorge um das Wirtschaftswachstum und die Angst vor einer noch schwerer als befürchteten Kreditkrise die Tagesgewinne auf, bevor sich die Indizes am Nachmittag wieder erholten.
Am Ende verbesserte sich der Dow-Jones-Index um 68 Zähler oder 0,5 Prozent auf 13.785 Punkte, was nach einem Einbruch um fast 230 Punkte am Vortag aber nur einer schwachen Erholung entspricht.
Der marktbreite S&P-500-Index kletterte um 7 Zähler oder 0,47 Prozent auf 1518 Punkte, und die Hightech-Börse Nasdaq verbesserte sich um 8 Zähler oder 0,31 Prozent auf 2648 Punkte.
Die beiden Hauptsorgen der Anleger wurden am Mittwoch besonders deutlich illustriert. Das Beige Book der Fed spricht noch immer von moderatem Wirtschaftswachstum in den meisten Regionen der Vereinigten Staaten. In manchen Gegenden warnen die regionalen Notenbanker aber vor einem langsameren Wachstum.
Im Mittelpunkt stand und steht aber die Hypotheken- und Kreditkrise an den amerikanischen Märkten. Der Autobauer Chrylser kann bei seinen Bemühungen um einen Verkauf an die Privatinvestoren von Cerberus eine Kredittranche von 12 Milliarden Dollar nicht platzieren, da sich keine Gläubiger finden. Das macht das Ausmaß der Unsicherheit an den Kreditmärkten deutlich.
Entsprechend waren es erneut die Finanzaktien, die sich unter den Verlierern fanden. J.P. Morgan und Citigroup verloren am Mittwoch ebenso wie einige Zykliker, darunter Caterpillar und 3M.
Größter Gewinner im Dow war hingegen Boeing mit einem Plus von 3,5 Prozent. Der Flugzeugbauer weist für das abgelaufene Quartal ein Umsatzwachstum um 15 Prozent auf 17 Milliarden Dollar aus und hat nach einem Verlust im Vorjahresquartal einen unerwartet hohen Gewinn von 1,5 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Man hebt die Erwartungen für das Gesamtjahr an, was angesichts ausstehender Bestellungen über 279 Milliarden Dollar kein Wunder ist.
Weitere Dow-Gewinner waren der Pharmazeut Merck und der Öl-Multi ExxonMobil, der von einem steigenden Ölpreis profitierte. Der Rohstoff galoppierte am Mittwoch um mehr als 3 Prozent auf mehr als 76 Dollar pro Fass, nachdem die Lagerbestände niedrig gemeldet worden waren.
Größter Gewinner aber war Amazon.com mit einem Plus von rund 25 Prozent. Der Online-Händler hat im vergangenen Quartal den Umsatz um 35 Prozent erhöht und den Gewinn verdreifacht. Man hat vor allem von Kostensenkungen profitiert, aber auch von der hohen Akzeptanz des Prime-Programms, bei dem Kunden gegen einen festen Mitgliedsbeitrag Ware versandfrei bestellen können. Nachträglich gab es Aufstufungen bei sechs Brokerhäusern, darunter Bear Stearns und Lehman Brothers.
Aufwärts ging es auch für die Aktie von Apple, die mit einem Plus von 2 Prozent schloss. Nach den Einbrüchen vom Vortag, die durch enttäuschende iPhone-Verkaufszahlen beim Mobilfunkpartner AT&T verursacht worden waren, positionierten sich Anleger vor den Quartalszahlen nach Handelsschluss. Die Erwartungen waren zuletzt gut, zumal das erst unmittelbar vor Quartalsende vorgestellte Multi-Handy weniger Einfluss auf die Bilanz haben dürfte als der iPod.
Quelle: ntv.de